Daten sind nicht nur Teil der Buchhaltung: Sie machen Leistungen mess- und beweisbar, was für zunehmend viele Akteure relevant ist. Z. B. soll es dereinst vermehrt wirkungsbasierte Direktzahlungen geben und die Industrie versucht, ihre Emissionen an der Basis der Wertschöpfungskette zu reduzieren. «Daten werden gebraucht», fasste Agroscope-Leiterin Eva Reinhard zusammen, «von Wissenschaft, Politik und Ämtern – und von Landwirt(innen), davon sind wir überzeugt».
Noch auf der Suche
Seit 2021 befasst sich Agroscope im Projekt Indicate damit, wie sich ökologische Leistungen von Landwirtschaftsbetrieben und deren soziale sowie ökologische Situation einfach und praxistauglich messen lassen. Über den Stand der Projektarbeiten wurde an der Nachhaltigkeits-Tagung in Reckenholz ZH informiert. Beim Boden sei man nah an guten Indikatoren, sagte Eva Reinhard. «Bei anderen Themen sind wir noch nicht so weit.»
Neben dem Finden guter Indikatoren sieht Agroscope die Digitalisierung – sprich Farmmanagement und -informationssysteme (FMIS) – in einer wichtigen Rolle. Dank ihnen soll das Datensammeln und kontrollierte -weitergeben nicht in grossem Mehraufwand ausarten.
Es gäbe viele Optionen
«Idealerweise können wird dank der Digitalisierung unsere Zeit dort einsetzen, wo es nicht digitalisierbar ist – z. B. im Feld», erklärte Florian Bachmann von der Swiss Future Farm (SFF). Dieser Mischbetrieb in Tänikon TG hat eine Entwicklung von Papier und Stift über Excel-Tabellen bis zu Barto als FMIS durchgemacht. «Per Definition ist ein FMIS eine digitale Plattform, die Landwirten beim Sammeln von Betriebsdaten und deren Analyse sowie beim Treffen von Entscheidungen hilft», so Bachmann. Der Feldkalender sei heute für Kontrolle und Wirtschaftlichkeitsrechnungen der Hauptnutzen digitaler Tools. «Bei den meisten Betrieben hört es hier auf.» Doch es gäbe auch viele weitere Optionen, listete der Projektleiter auf, z.B. Maschinen-, Betriebsmittel- und Personallisten, Dünge- und Fütterungspläne oder Wiesen- und Auslaufjournale. «Alles in allem stärkt das die Transparenz auf dem ganzen Betrieb und auf den einzelnen Flächen.» Für viele Nutzer(innen) seien FMIS eine neue, ungewohnte Art zu arbeiten, deren Vorteile sie nicht überzeugen.
«Man müsste sagen können: Ja, ohne dieses System ist es wirklich unpraktisch», schloss Florian Bachmann. Darüber herrschte auch an der Podiumsdiskussion Einigkeit. «Aber viele Systeme bedeuten viele schlechte», gab Ueli Ryser zu bedenken. Der Barto-Geschäftsführer sprach damit den Feldkalender Smartfarm von IP-Suisse an. Deren Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler betonte, es gebe Platz für beide Systeme. IP-Suisse und Barto hätten einen Zusammenarbeitsvertrag, man stehe in Kontakt und wolle die beiden Systeme kompatibel machen, stellte Ryser klar. «Es ist nicht die günstigste Variante, aber verschiedene FMIS können zu unterschiedlichen Bedürfnissen passen», meinte Nadine Trottman vom Schweizer Bauernverband (SBV) versöhnlich. Der SBV habe beschlossen, sich nicht zu positionieren und «beobachte» die Entwicklung von Smartfarm und Barto.
Sie sei zuversichtlich, dass sich der Bund der Datenstandardisierung annehme, fuhr Trottmann fort. Datenstandards sind entscheidend für das Once-Only-Prinzip, dass also nicht in mehreren Systemen dasselbe erfasst werden muss. «Es gibt diesen Zielkonflikt zwischen Vereinfachung und Transparenz», sagte Lukas Barth vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Wichtig sei, klarzustellen, wer die Daten nutzt und weitergibt. Das schaffe das nötige Vertrauen. «Den Rahmen dafür gibt das Datenschutzgesetz. Das gilt für alle, auch für den Bund.»
«Keine Wundermittel»
Hinsichtlich Vereinfachung seien FMIS Hilfs- aber keine Wundermittel, bemerkte Ueli Ryser. Die Verbindung etwa von Milchleistungsinformationen und Fütterungsempfehlungen im Barto-Baustein Rumiplan könne hilfreich sein, doch für weniger administrativen Aufwand seien Agrarpolitik und Labels gefordert. «Barto will bei der Integration von Indikatoren in FMIS die Führung übernehmen, damit kein Wildwuchs entsteht», ergänzte der Geschäftsführer. Die Labels könnten dann andocken. Bereits als Barto-Baustein umgesetzt ist z. B. der Klimarechner der Branchenorganisation Milch. «Ich glaube nicht, dass in Zukunft noch Milch ohne CO2-Bilanz abgeliefert wird», so Ryser, «der Markt wird treiben.»
