Rund 80 Personen kamen in die Arena Cazis, um sich aus erster Hand über die Biodiversitäts-Initiative zu informieren. Johannes Meier, Trimmis, Präsident der Junglandwirte, vermerkte: «Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Initiativen wehren müssen. Diese hätten uns zum Teil in grosse Bedrängnis gebracht.»
Biodiversität ja, aber ...
Laut Mitte-Nationalrat Martin Candinas sei es richtig, dass man sich für die Biodiversität einsetze. Er sagte: «Doch das wird schon seit Jahren getan und vor allem in der Landwirtschaft umgesetzt.» Es brauche jedoch Kontinuität und Zeit, bis sich Resultate zeigen würden. Die Landwirtschaft sei eine Branche, die nicht einfach so innert kurzer Zeit umgestellt werden könne. Im Raum stehe, dass von allen Ländern 30 % der Fläche für Biodiversität beansprucht werden müsse. Man solle jedoch genauer hinschauen, sagte Candinas und zählte die Flächenaufteilung der Landesfläche auf:
- 56,9 % sind unproduktive Flächen und Wald.
- 7,9 % sind vom Siedlungsraum beansprucht.
- 4,7 % sind heutige Biodiversitäts-Fläche, die zuvor landwirtschaftlich vermehrt genutzt worden sei.
- 12,2 % gehören zur Sömmerungsfläche.
- 18,3 % für produktive Landwirtschaft genutzt.
Dank der landwirtschaftlichen Nutzung werde die Sömmerungsfläche offengehalten, was die Biodiversität unterstütze. «Will man mehr BiodiversitätsFläche, so muss dies auf Kosten der heutigen Landwirtschaft geschehen», sagte Martin Candinas. Dafür werde mehr importiert. «Es ist nicht richtig, dass die Schweiz auf Kosten anderer Länder importiert», fügte er an. Widerstand gegen die Biodiversitäts-Initiative kommt nicht nur aus der Landwirtschaft, sondern auch aus der Bauwirtschaft, dem Tourismus, der Energiewirtschaft sowie der Waldwirtschaft.
«Seit jeher verschwinden Arten, aber es tauchen auch andere wieder auf», hielt Biologe Marcel Züger fest. In den 1920er- und 1930er-Jahren standen in weiten Gebieten der Schweiz Millionen von Obstbäumen. Aber zwischen 1950 und 1975 mussten auf behördliche Anordnung 11 Millionen Obstbäume vernichtet werden. Die Landbesitzer hätten keine Chance gehabt, sich zu wehren, sagte Züger. Mit dem Verschwinden dieser Bäume verschwanden viele Insekten und Vögel, dafür stieg die Feldhasenpopulation. Auch sonst wurde in der Landwirtschaft mit der Agrarpolitik viel gefordert, um sie produktiver zu machen. Im Nachhinein stellte man fest, was diese Eingriffe für die Biodiversität bedeuteten.
Brachland nutzen
«Mit der Agrarpolitik der vergangenen 30 Jahre versuchte man, einiges zu korrigieren. Manches gelang auch, aber oft sind Gebiete ‹zu Tode› geschützt worden», hielt Marcel Züger fest. Es wäre seiner Meinung nach möglich, mit anderen Konzepten mehr für die Biodiversität aus brachliegenden Gebieten entlang der Strassen oder der Bahnstrecken herauszuholen.
Auch würden die Schnittzeitpunkte Landwirte zum Teil stark einengen. Er findet, dass vielerorts diese Schnittzeitpunkte gestaffelt sein sollten. Heute würden in den Berggebieten zum Beispiel am 15. Juli an einem Tag zig Hektaren gemäht. Das sei für die Lebewesen eine Katastrophe.
Zur Agrarpolitik nahm auch Thomas Roffler, Präsident des Bündner Bauernverbands, Stellung. Er wies darauf hin, dass der Bund über die Direktzahlungen viele Biodiversitäts-Massnahmen fördere. Die Landwirte hätten viel umgesetzt, sodass die Ziele oft weit übertroffen worden seien. Aber die Bauernfamilien benötigten Planungssicherheit. Falls die Biodiversitäts-Initiative angenommen werde, sei diese in Frage gestellt.