Eine alte mächtige Buche samt ihrem grossen Wurzelballen liegt im Wald nahe der Strasse. Die machte einen gesunden Eindruck, eine starke Sturmböe Mitte Juli liess sie aber gleichwohl umstürzen. Im oberen Schiltwald der Korporation Emmen LU liegen viele weitere Bäume und grosse Äste noch immer über den gesperrten Reit- und Radwegen entlang der Reuss. Die parallel verlaufende grössere Waldstrasse ist inzwischen von Kretz Forestry freigeräumt und wieder offen.
Viele schwache Bäume
Der Wald sei viel anfälliger geworden auf die immer häufigeren Extremereignisse wie Stürme, aber auch Trockenheit und vermehrt Krankheiten, sagt Betriebsleiter Hanspeter Kretz. Sein Team hat derzeit alle Hände voll zu tun mit Räumung von sturmgefällten Bäumen im oder nahe zum Siedlungsgebiet und entlang von Infrastrukturen in den Erholungswäldern der Region Luzern. Und auch angeschlagene und kranke Bäume entlang der Wege, Feuerstellen und Spielplätze sollten vorsorglich gefällt werden.
Der Schiltwald ist sehr intensiv genutzt, nicht waldbaulich, sondern durch Reiter, Spaziergängerinnen, Biker, Joggerinnen, sogar in der Nacht. Und das Verständnis für die nötigen Waldpflegearbeiten sei bei Jung und Alt immer weniger vorhanden. Beschimpfungen als Baummörder, Entfernung oder Durchquerung von Abschrankungen seien an der Tagesordnung. Dabei sei doch das Entfernen von kranken Bäumen entlang von Infrastrukturen immer mehr ein Thema und erfolge zur Sicherheit der Waldnutzenden, nervt sich Kretz.
Wälder haben sich verändert
Schliesslich habe sich der Wald auch wegen des Klimawandels stark verändert, immer mehr Baumarten hätten Mühe. Forstunternehmer Kretz erwähnt das Ulmensterben vor Jahren, die häufigeren Käferschäden, das aktuelle Eschentriebsterben das nun flächig erfolge, Astabwürfe bei grossen Buchen, welche durch Trockenheit geschwächt sind. «Die Risiken im Wald sind grösser geworden und anderseits hat die Erholungsnutzung stark zugenommen.»
Das sei heikel im Gratis-Fitnesszentrum Wald, wo erwartet werde, dass dieser jederzeit und nicht nur auf Wegen begangen werden könne.
Grosszügiger räumen
Kretz plädiert gerade bei Eschen, wie sie hier im Schiltwald noch häufig sind, für eine konsequentere Räumung, nicht nur von sichtbar schwachen Bäumen. «Viele sehen noch grün aus, der ganze Wurzelballen ist aber schon faul, bei einem leichten Wind können die schon umfallen.» Seine Erfahrungen decken sich aber nicht mit den Empfehlungen der Forstbehörden. Überhaupt sollten die Wälder mehr durchforstet werden, damit sie stabiler werden.
Früher sei es selbstverständlich gewesen, dürre Bäume zu entfernen. Heute soll ein Teil als Totholz stehen gelassen werden, und wegen den Erwartungen für mehr Biodiversität – wobei viele darunter das Stehenlassen von alten Bäumen verstehen – und Naturvorrangflächen wird teils die Pflege verhindert. «Das ist in Erholungswäldern aber am falschen Ort.» Und es könne doch nicht sein, dass «Biodiversität» vor Arbeitssicherheit gestellt werde, sagt Kretz.
Douglasien bieten Chancen
Bei der Waldpflege sei mehr auf Artenreichtum zu setzen, damit die Wälder wieder stabiler würden. Nadelholz dürfe aber nicht vergessen werden als wichtiges Bauholz. «Wir können nicht nur auf Laubholz und Energieholz setzen oder nur auf Fichten und Weisstannen.» Chancen biete nach Kretz die Douglasie, er verstehe nicht, wieso die teils immer noch verpönt sei. «Die ist resistenter gegen Trockenheit und Windwurf.»
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Waldpflege nicht gratis
Es gäbe einen grossen Pflegebedarf in den Wäldern, aber oft fehle das Personal, und die Wirtschaftlichkeit sei wegen der tiefen Holzerlöse trotz Beiträgen nicht gegeben. Die Bereitschaft der Waldeigentümer wäre wohl da. Deshalb habe er vor allem Erwartungen an die Politik, sagt Kretz.
«Es kann nicht sein, dass der Aufwand im Wald allein über den Holzpreis gedeckt sein soll.» Die Waldeigentümer sollten auch nicht für die Sicherheit im Wald belangt werden, zumal sie ja diesen der Öffentlichkeit gratis zur Verfügung stellen. Es brauche überhaupt finanzielle Unterstützung für die Abgeltung der Nicht-Holz-Waldleistungen. «Ein guter, robuster und sicher begehbarer Wald ist nur ein gepflegter und verjüngter Wald.»
Haftung und Unterhalt im Wald
Im Wald gibt es zwar ein Begehungsrecht für alle, aber keine Bewirtschaftungspflicht für die Besitzer. Waldeigentümer haften nicht für Gefahren, welche im Wald von Natur aus vorkommen. Stürzt ein Baum bei Sturm auf ein Nachbargrundstück, müssen die Waldeigentümer nicht für die Räumung und den Schaden aufkommen. Waldeigentümer müssen auch nicht vorsorglich lebende oder tote Bäume, selbst nahe an Gebäuden, fällen. Werden sie aber vom Werkeigentümer auf Gefahren aufmerksam gemacht, müssen sie die Entfernung auf dessen Kosten dulden. In der Umgebung von Infrastrukturen wie Hütten, Wegen, Feuerstellen usw. bestehen Sicherungspflichten durch die Werkeigentümer, deren Unterlassung eine Haftung auslösen kann. Wenn Feuerstellen oder Waldspielplätze von Dritten, nicht vom Waldeigentümer, unterhalten werden, so gelten diese als Werkeigentümer und haben für die Entfernung von instabilen Bäumen zu sorgen. Waldeigentümer sind nicht zuständig für die Sicherheit entlang von Strassen. Im Kanton Luzern schliesst die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (VIF) für den Unterhalt von Kantonsstrassen Vereinbarungen mit den Waldeigentümern ab und finanziert Holzerei- und Pflegemassnahmen entlang der Strassen. Das Holz wird unentgeltlich gerüstet und bleibt Eigentum der Waldbesitzer. Auch den Gemeinden und weiteren Besitzern von Werken wie Waldspielplätzen wird empfohlen, Vereinbarungen zur Finanzierung des Unterhalts abzuschliessen.
Neu beteiligen sich Bund und Kanton mit Beiträgen von 80 Prozent an den Nettokosten oder mit Pauschalbeiträgen an der präventiven Sicherheitsholzerei im öffentlichen Interesse bei definierten Infrastrukturanlagen wie Fuss-, Bike- und Reitwegen, Rastplätzen, Feuerstellen, Waldhütten und Waldspielgruppenplätzen. Dazu sind Vereinbarungen abzuschliessen. Unterstützung gibt es auch für die Beseitigung von Gefahren für Erholungssuchende nach Schadenereignissen.
Fokus auf Spezialholzerei
Hanspeter Kretz, gelernter Landwirt, war schon während der Ausbildung im Forst tätig. Früher waren die Waldarbeiten ein Nebenerwerb zum Landwirtschaftsbetrieb in Honau LU. Im Jahr 2000 machte er sich aber selbstständig als Forstunternehmer und gründete die Kretz Forestry GmbH, den Bauernhof führt sein Bruder. Als Suva-unterstellter Betrieb hat er viele Anforderungen zu erfüllen, bildete sich deshalb auch ständig weiter und fokussierte auf die Spezialholzerei, mit Kletterarbeiten und Arbeiten am hängenden Seil. Für erschwerte Holzerei brauche es die entsprechende Ausbildung wie auch fast für jede Spezialmaschine. Kretz ist mit seinem Team von zwei bis drei Mitarbeitenden ganzjährig zwischen Zug und Luzern tätig, für Spezialarbeiten wie Baumentfernung mitten im Siedlungsgebiet oder Baustellenräumungen bis nach Bern oder Zürich. Jährlich würden rund 5000 m3 Holz geschlagen, Hauptstandbein sei aber nicht die klassische Holzernte, sondern die Spezialholzerei. Kretz Forestry besitzt drei Traktoren; die können bestückt werden mit Seilwinden, Stockfräse, Kranwagen mit Wände für Grünzeug, ohne Wände für Trämel. Die fernsteuerbare Forstraupe «Moritz» kann mit Mulcher oder anderen Geräten ausgerüstet werden. Ein 2,5-t-Bagger steht für Räumarbeiten zur Verfügung. Werden schwerere Geräte benötigt, wie Vollernter, Pneukräne oder Lastwagen, werden diese mit Personal zugemietet.
Eschensterben
Die Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) weist in den Handlungsempfehlungen zum schweizweiten Eschentriebsterben darauf hin, dass es keine praxistauglichen Massnahmen zur Eindämmung der Krankheit gebe. Ursache ist ein Anfang der 1990er-Jahre aus Asien eingeschleppter Pilz. Gleichwohl sollten gesund erscheinende oder nur gering befallene Eschen unbedingt stehen gelassen werden, findet das Lawa. So, weil Hoffnung bestehe, dass dadurch die Resistenz gefördert werde. Eschen mit stark befallenen Kronen oder Stammfussnekrosen entlang von Wegen oder Plätzen im Wald sollten aber aus Sicherheitsgründen rechtzeitig entfernt werden.