Die Gemeinde Meikirch liegt knapp 15 Kilometer von der Stadt Bern entfernt. Das einstige kleine Bauerndorf ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen, wodurch sich auch die Bevölkerungsstruktur verändert hat. Heute wohnen viele Meikircherinnen und Meikircher im Dorf, arbeiten aber in der nahen Hauptstadt. Das hat auch einen Einfluss auf die politische Landschaft: Im kommenden Jahr politisieren mit Lela Gautschi Siegrist, Jonas Ammann und Karin Fisli auch drei SP-Politikerinnen im Gemeinderat. Hat das Konsequenzen für die örtliche Landwirtschaft?

Spürbare Veränderungen

«In Meikirch besteht immer noch eine bürgerliche Mehrheit», sagt Hanspeter Salvisberg. Seit zwölf Jahren politisiert der Landwirt für die SVP im Gemeinderat des Dorfes, ab Januar des kommenden Jahres wird er das Amt des Gemeindepräsidenten bekleiden. Dann steht er einem Gemeinderat vor, der aus vier Bürgerlichen und drei Mitgliedern der SP besteht. Man bemerke im Ort durchaus den Einfluss der nahen Stadt Bern; einzelne Ortsteile der politischen Gemeinde Meikirch zeigten zunehmend den Charakter einer «Agglo-Gemeinde», berichtet Salvisberg. Dies zeige sich auch in der politischen Landschaft des Dorfes: «Es ist schon so, dass rot-grüne Ideen an Rückhalt gewinnen», konstatiert der angehende Gemeindepräsident.

Kein Grund zur Sorge

Grund zur Sorge für die Meikircher Landwirte bestehe wegen der politischen Entwicklungen nicht, beruhigt Hanspeter Salvisberg. Beim Thema Biodiversität habe man aus bäuerlicher Sicht gar eine gute Sache aufgegleist. Im Landschaftsrichtplan der Gemeinde werde Wert darauf gelegt, dass die Biodiversität am Ort gefördert werden müsse. «Ich war Teil der Vorberatung innerhalb des Gemeinderats, der den Richtplan in Auftrag gab. Da waren wir uns einig, dass eine Verbesserung der Biodiversität nicht allein auf die Bauern abgewälzt werden kann, denn da steht die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung. Folglich wollen wir auch Private in die Pflicht nehmen und sie dazu animieren, die Artenvielfalt in ihren Gärten zu erhöhen und zu stärken.»

Aufklärungsarbeit nötig

«Ich bin überzeugt, dass die Landwirtschaft schweizweit auf einem guten Weg ist, auch die konventionell produzierenden Bauern, die viele verschiedene Auflagen einhalten» sagt Landwirt Hanspeter Salvisberg. In der Nähe der Städte, wo die Leute weniger mit der Landwirtschaft vertraut sind, sei allerdings oft einiges an Aufklärungsarbeit nötig, um bäuerliche Standpunkte zu vermitteln. «Es geht darum, Zusammenhänge aufzuzeigen und ein ganzheitliches Bild zu zeichnen. Wenn das gelingt, führt das bei vielen Leuten zu einem Aha-Erlebnis», erzählt er. Umso wichtiger sei es deshalb, dass Landwirte in Dörfern wie jenen im Umkreis der Stadt politische Ämter übernähmen, um bäuerliche Positionen zu erhalten und zu stärken. «Dazu müssen wir uns aber klar positionieren und gut zusammenarbeiten», sagt er mit Nachdruck.

Sachpolitik statt Ideologie

Auf seine kommende Amtszeit als Gemeindepräsident von Meikirch angesprochen, zeigt sich Hanspeter Salvisberg motiviert: «Ich führe, plane und organisiere gerne – und ich habe klare Ziele.» Was die Zusammenarbeit mit der SP im Rat angeht, ist er ebenfalls zuversichtlich und findet lobende Worte für seine Ratskolleginnen und -kollegen. «Alle drei haben einen starken Bezug zu Meikirch und sind nicht ideologiegesteuert», sagt er lachend. Man höre sich innerhalb des Rates gegenseitig zu und arbeite lösungsorientiert im Sinne der Gemeinde. Somit freue er sich auf die kommende Zusammenarbeit.

SP legt einen Sitz zu

«Meines Wissens ist es das erste Mal, dass die SP hier in Meikirch gleich dreifach im Gemeinderat vertreten ist und dabei auch noch dessen Vizepräsidentin stellt», berichtet der frisch gewählte SP-Gemeinderat Jonas Ammann. «Der Einfluss der nahen Stadt Bern ist in der Bevölkerung sicher spürbar», ist auch er überzeugt. Er verweist dabei auch auf die nahegelegenen Gemeinden Kirchlindach und Wohlen, die sich in die gleiche Richtung entwickeln. Bei ihrer Kandidatur hätten die drei SP-Politikerinnen Themen aufgegriffen, die entweder lange Zeit zu wenig beachtet wurden, oder die dem Geist der Zeit entsprächen, berichtet Ammann. Dazu gehöre auch das Thema Biodiversität, für das sich der scheidende SP-Gemeinderat Willy Oppliger eingesetzt hat, führt Ammann aus: «Ich glaube, die Umsetzung des Landschaftsrichtplans ist ein gutes Beispiel dafür, wie man gemeinsam vorankommen kann. Willy Oppliger ist die Sache umsichtig und mit viel Bedacht angegangen. Er hat sich mit den hiesigen Bauern an einen Tisch gesetzt, damit eine Konsenslösung gefunden werden kann, bei der sich niemand übergangen fühlt.»