Die Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte», das sagte einst Käte Strobel, eine deutsche Politikerin, geboren 1907. Ich teile ihre Meinung voll und ganz! Es braucht mehr Frauen in der Politik, weil eine Demokratie nur so gut ist, wie sie ihre Bürgerinnen und Bürger repräsentiert. Frauen und Männer müssen gleichberechtigt an unserer Zukunft bauen. Das sichert ausgewogene Lösungen. Aktuell haben wir im Nationalrat einen Frauenanteil von 42,5 % und im Ständerat einen Anteil von 26,1 %. Im internationalen Vergleich rangiert die Schweiz auf Platz 20. Es gibt noch einiges zu tun!

Es ist ein persönlicher Gewinn

Warum engagieren sich in der Politik weniger Frauen als Männer? Liegt es daran, dass ihnen die Zeit neben Familie, Betrieb und Beruf fehlt? Dass ein politisches Amt damit nicht vereinbar ist? Oder möchten sie sich nicht öffentlicher Kritik aussetzen, welche ein Engagement mit sich bringen kann? Es gibt wohl verschiedene Hinderungsgründe. Trotz hemmenden Punkten ist es ein persönlicher Gewinn, den Schritt zu wagen. Neue Erfahrungen können gesammelt, Kontakte geknüpft und die Persönlichkeit kann gestärkt werden. Inspirieren meine folgenden Gedanken dazu, sich auf den Weg zu machen und loszulegen?

Grundvoraussetzung für ein Engagement ist die Lust, gemeinsam mit anderen etwas bewegen zu wollen.

  • Je nach Lebensphase und zeitlichen Ressourcen kann mit einem überschaubaren Engagement im Vorstand des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins oder der Dorfpartei begonnen werden oder man kann sich an einem befristeten Projekt beteiligen. So findet man heraus, was am meisten Spass macht, und erste Erfahrungen können gesammelt werden. Denn auch hier gilt: je häufiger etwas gemacht wird, z. B. eine Rede halten, desto einfacher geht es.
  • Sich Unterstützung zu holen, ist eine Stärke und keine Schwäche. Z. B. hilft eine Entlastung bei den Haushaltsarbeiten sehr. Die Frau profitiert, wenn ihr der Rücken freigehalten wird.
  • Ein gutes Netzwerk hilft. Sich mit anderen austauschen, vor allem auch mit erfahrenen Frauen, kann sehr unterstützend und motivierend wirken.
  • Fühlst du dich unsicher, wenn du einen Auftritt hast oder wenn du eine Sitzung leiten musst? Weiterbildungen wie der SBLV-Lehrgang «Wir gestalten die Zukunft – kompetent, engagiert und vernetzt» können dich für diese Aufgaben fit machen.
  • Es gibt viele inspirierende Bücher, eines davon «Schweizer Politfrauen» von Nathalie Christen mit 21 Porträts. Politikerinnen teilen hier ihre Erfahrungen. Darin finden sich verschiedene Tipps, die unterstützen.
  • Wer sich einsetzt, setzt sich aus. Mit Kritik umzugehen, muss gelernt sein. Eine Idee ist, sich vorzustellen, einen Regenmantel zu tragen und die negative Kritik an sich abperlen zu lassen. Hingegen kann konstruktive Kritik einen auch vorwärtsbringen.
  • Frauen sind oft die grössten Kritikerinnen anderer Frauen, das finde ich sehr schade! Ich wünsche mir, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen, stärken und sich am Erfolg der anderen freuen.

Viele Frauen stellen sich zur Wahl

[IMG 2]Hast du Lust bekommen, dich zu engagieren, und wurdest du noch nicht angefragt? Melde dich bei der Organisation deines Interesses. Viele Mitglieder des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SBLV), Bäuerinnen und Landfrauen, stellen sich am 22. Oktober 2023 als National- oder Ständerätin zur Wahl. Die Porträts sind auf der Wahlplattform von landfrauen.ch zu finden. Jede Stimme zählt! Es braucht mehr Frauen in der Politik. Auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter betont: «Wir brauchen in der Politik engagierte Frauen, die sich für ihre Überzeugungen und Werte einsetzen und die Zukunft der Schweiz mitgestalten.»

Gabi Schürch-Wyss ist Vizepräsidentin des SBLV und Präsidentin des Fachbereichs Familien- und Sozialpolitik.