Er sei nicht erstaunt ob der unterschiedlichen Nährstoffgehalte in seiner Gülle, meinte Betriebsleiter Markus Gisler am Infoanlass auf seinem Betrieb Erlosen, Gunzwil, am Montag. Er ist einer von 26 Tierhaltern, welche beim Projekt der Agroscope-Versuchsstation Nährstoffflüsse in Sursee mitmachen. Siehe auch BauernZeitung: Versuchstation. Dabei werden Lösungen gesucht, die Nährstoffeffizienz zu erhöhen und Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren. Die Probenahmen von Futtermitteln und Gülle haben vor einem Jahr begonnen und dauern noch ein weiteres Jahr an.

Technische Lösungen

Auf seinem 18-ha-Betrieb mit 40 Milchkühen und 300 Mastschweinen lässt Markus Gisler die Fütterung der Schweine und die Gülle untersuchen. Er mache beim Projekt mit, weil er offen für neue Lösungen sei, so wurde bei den Schweinen bereits auf Phasenfütterung umgestellt und das Güllesilo abgedeckt. Er wolle als typischer Luzerner Betrieb – «wenig Land, aber viele Tiere» – auch künftig ein Vollerwerbsbetrieb bleiben und von der Tierhaltung leben können. Die Tierbestände sollten deshalb nicht abgebaut, für die Umweltprobleme aber technische Lösungen gesucht werden, begründete er seine Motivation.

Verdünnung ist entscheidend

Alle zwei Monate wird nun beprobt, die Gülle mit dem Nahinfrarotspektrometer (Nirs) auf den Gehalt an Stickstoff, Kali und Phosphor analysiert. Er verdünne seine Mischgülle stark, weil er den Schleppschlauch einsetze und weil diese so besser in den Boden einwirke, erklärte Gisler. Die TS-Gehalte in der Schweinegülle würden aber je nach Mastperiode auch stark schwanken.

Im Rahmen der Beprobung der Güllen des ganzen Betriebsnetzes sei denn auch eine grosse Streuung der Stickstoff- und Phosphorgehalte pro Kilo Frischsubstanz um den Faktor zehn festgestellt worden, erläuterte Projektleiter Thomas Steinsberger von der Versuchsstation. Allerdings verlaufen die Gehalte recht linear mit dem Verdünnungsgrad und zeigen eine sehr gute Übereinstimmung mit den Düngenormen. Aufgrund der Verdünnung sei die Variation der individuellen Hofdüngergehalte aber gross. «Auch Fütterung, Haltung und Leistung spielen eine Rolle.» Es sei somit wichtig, dass die Bauern ihre betriebsindividuelle Verdünnung bestimmten, um die Nährstoffgehalte der Gülle zu schätzen und so bedarfsgerecht zu düngen.

Genormte Gülle ist gefragt

Es gelte, die Verluste zu minimieren, von der Ausscheidung der Tiere über die Güllelagerung bis zur Ausbringung aufs Feld. «Schliesslich ist Gülle nicht Abfall, sondern ein Wertstoff», meinte Thomas Steinsberger in Bezug auf die hohen Preise für Mineraldünger. Markus Kretz, Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes (LBV), wies auf das grosse Potenzial hin, wenn mehr Hofdünger aus der tierintensiven Innerschweiz in Ackerbau-Regionen der Westschweiz gebracht werden könnten.

«Allerdings wollen die wenig Wasser und möglichst genormte Werte bei N, P und K.» Es gebe dafür technische Lösungen, die aber noch nicht wirtschaftlich seien, erklärte Steinsberger.

Die Beprobung der Futtermittel habe ebenfalls eine sehr gute Übereinstimmung mit den Standard-, Referenz- und Etikettenwerten bei Kraftfuttern. «Jetzt wissen wir, dass drin ist, was auch drin sein sollte», meinte Steinsberger. Ein genaues Wissen über die Inhalte der Futtermittel sei essenziell für eine möglichst effiziente Fütterung, zumal diese sehr betriebsindividuell erfolge und hoch dynamisch sei.

Forschung für die Praxis

In den nächsten Monaten geht die Beprobung der Futtermittel und Hofdünger weiter und gestützt darauf würden dann Massnahmen zur Effizienzverbesserung und Emissionsminderung vorgeschlagen. Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Landwirten und Partnern wie LBV, Suisseporcs und ZMP, aber auch mit Agridea und kantonalen Dienststellen bezeichnete Thomas Steinsberger als sehr gut. Das unterstrich auch Eva Reinhard, Leiterin von Agroscope. Sie plädierte für Co-Creation bei Projekten, das heisst, dass eng mit betroffenen Partnern zusammengearbeitet wird. «Erst wenn Forschungsresultate aus dem Labor sich auch in der Praxis bestätigen, sind sie anwendbar.»

Für gemeinsame Lösungen sprach sich auch Raphael Felder vom LBV aus. Die Luzerner Landwirtschaft als Hot Spot beim Nährstoffanfall sehe die Herausforderungen durchaus und wolle praxistaugliche Lösungen. Dafür brauche es aber auch gegenseitiges Verständnis. Und Gesellschaft, Verwaltung und Politik müssten erkennen, dass es eben auch Zielkonflikte gebe, so zwischen Tierwohl und Emissionen.

Phasenfütterung im Kanton Luzern bald Pflicht

Der Kanton Luzern habe als Vorreiter auf die Herausforderungen wegen der hohen Tierintensität reagiert, meinte Franz Stadelmann von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald

Luzern als Vorreiter

Zumal die Nährstoffemissionen überdurchschnittlich seien, die Umwelt beeinträchtigt werde, das Konfliktpotenzial mit der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung zunehme, anderseits die Investitionen in der Tierhaltung sehr hoch seien und 80 Prozent des gesamten Produktionswertes der Luzerner Landwirtschaft aus der Tierhaltung stammten. So bot der Kanton den Luzerner Bauern lange vor dem Bund finanzielle Anreize für den Schleppschlauch; seit 2022 ist er Pflicht, beim Bund erst ab 2024. Auch Anreize für die stickstoffreduzierte Phasenfütterung zur Reduktion der Ammoniakemissionen gab es in Luzern schon Jahre bevor der Bund mit Ressourceneffizienzbeiträgen einstieg. Die Phasenfütterung wird ab 2024 in der Schweinehaltung für alle Luzerner Betriebe mit mehr als zehn GVE sogar obligatorisch, während der Bund weiterhin Anreizbeiträge zahlt.

Lachgas im Fokus

Neu lanciert Luzern ein Förderprogramm zur Reduktion der Lachgasemissionen. Das Gesuch für dieses Ressourcenprojekt soll beim Bund im Frühjahr 2024 eingereicht werden, Start wäre im Jahr 2025.