Aktuell machen manche Abnehmer Druck auf die Produzentenpreise. Das ist jedoch in keiner Weise gerechtfertigt, im Gegenteil: Es sind weitere Erhöhungen der Erlöse nötig. Diese müssen sich dabei nicht zwingend in teureren Ladenpreisen niederschlagen.

Faire Verteilung ist gefragt

Gefragt ist eine faire Verteilung der Wertschöpfung! Die landwirtschaftlichen Rohstoffe machen meist nur einen kleinen Teil des Ladenpreises aus. Gemäss Bundesamt für Statistik liegen die Konsumentenpreise für Lebensmittel im Juli 5,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Produzentenpreise haben sich im gleichen Zeitraum nur sehr wenig bewegt. Es gibt also Handlungsspielraum für eine völlig gerechtfertigte Erhöhung der Produzentenpreise.

Die Bauernfamilien sind seit letztem Jahr mit einem starken Anstieg der Produktionskosten für Maschinen, Energie, Diesel, Dünger, Futtermittel und vielen weiteren Produktionsfaktoren konfrontiert. Obwohl es bei den Produzentenpreisen im vergangenen Jahr gewisse Erhöhungen gab, gelang es nicht, die Kostensteigerung vollständig weiterzugeben.

Es verblieb ein gesamtlandwirtschaftliches Defizit von rund 200 bis 300 Millionen Franken. In verschiedenen Branchen, ganz speziell bei der Milch, gab es schon vorher einen Nachholbedarf, da die Preise im Vergleich zu den Produktionskosten eindeutig zu tief waren.

Absenkpfad als erschwerendes Element

Erschwerend kommt zusätzlich zu den gestiegenen Kosten für Vorleistungen die Umsetzung der Parlamentarischen Initiative 19.475 «Absenkpfad» hinzu. Diese umfasst unter anderem ehrgeizige Zielvorgaben zur Reduktion des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes und der Nährstoffverluste. Diese müssen die Betriebe ab diesem Jahr unter anderem über verschärfte Vorgaben im ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erreichen.

Neben einer Reduktion der durchschnittlichen Erträge, zusätzlichem Arbeitsaufwand und höheren Produktionskosten bringt sie für den Primärsektor auch grössere Risiken im Pflanzenbau mit sich. Die Bauernfamilien brauchen deshalb in dieser schwierigen Situation bessere Preise, um Mehrkosten und Einbussen auszugleichen. Gleichzeitig hat der Bundesrat angekündigt, dass er die Direktzahlungen kürzen will. Eine Abgeltung der zusätzlichen Leistungen muss also über den Markt und die Produzentenpreise erfolgen.

Bessere Erlöse mehr als gerechtfertigt

Es ist in dieser Situation absolut nicht verständlich und in keiner Art und Weise akzeptabel, wenn den Produzenten die nötigen Preiserhöhungen verwehrt werden und teilweise sogar mit einer Reduktion der Produzentenpreise geliebäugelt wird. Bessere Erlöse für die Bauernfamilien sind auch insofern mehr als gerechtfertigt, da im Verkauf in den Läden diverse Lebensmittel bereits teurer geworden sind, ohne dass die einheimischen Bauernfamilien angemessen von Mehrpreisen profitieren konnten.

Wer es ernst meint mit Nachhaltigkeit beim Essen, muss mithelfen, dass auch die Bauernbetriebe wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig unterwegs sein können und faire Preise für ihre Produkte erhalten. Taten statt Worte sind nun gefragt!