In der Ausbildung zum Agrotechniker HF wird im dritten Semester der Fokus auf überfachliche Projekte gelegt. Jeder und jede der aktuell 18 Absolventen und Absolventinnen ist Leiter(in) von einem solchen Projekt. Das Projekt «Polit-Talk» organisierte die Autorin zusammen mit Tobias Lehner und Jana Mathis.

Fleischkonsum und mehr

Ende Februar trafen sich fünf Jungpolitiker(innen) und rund 50 Teilnehmer(innen) an der ETH Zürich. Seitens der Politiker waren dies Lea Birrer (FDP, LU), Thomas von Euw (SVP, SZ), Maurus Pfalzgraf (Junge Grüne, SH), Manu Neuhaus (Juso, AG) und Hanspeter Renggli (Die Mitte, LU). Sie diskutierten darüber, wie die Landwirtschaft dereinst sein wird respektive was gemacht werden muss, um die Landwirtschaft von morgen positiv zu beeinflussen und zu lenken.

Heftig wurde darüber debattiert, in welcher Region wie viele Nutztiere gehalten werden sollen. Auch über die Art dieser Nutztiere und den damit verbundenen Konsum wurde rege gestritten. Die meisten der Redner waren sich hingegen einig, dass die Konsumenten in der Pflicht sind und dass das Angebot durch die Nachfrage der Konsumenten geändert werden muss. Die Konsumenten sollen das kaufen und zahlen, was sie von der Landwirtschaft fordern. Um dies zu fördern, sollte das Wissen über die einheimischen Lebensmittel bereits von Kindesalter an in den Volksschulen vermittelt werden. [IMG 2]

Ein Ja zur Digitalisierung

Mit Schalk moderierte Adrian Krebs, Chefredaktor der BauernZeitung, das Podiumsgespräch und hakte bei gewissen Themen nach. So wurde bei der Diskussion rund um das Thema Digitalisierung, welche durchs Band alle befürworteten, nachgefragt, ob denn die Datensicherheit kein Problem sei. Da waren sich die Redner(innen) schon wieder uneinig. Auch für Fragen aus dem Publikum nahmen sich die Jungpolitiker(innen) Zeit. Ein Zuhörer bemerkte, dass die Schweizer Zuckerproduktion fragwürdig sei. Dies wurde von Mitte-Rechts mit der Tradition sowie dem Erhalten des Bundeslagers begründet.

Nachgefragt bei Nina Jung: Sie findet:  «Für einen schonenden Umgang mit der Natur braucht es kein Label.»

Auf die Frage nach den politischen Vorbildern nannten die Podiumsteilnehmer Markus Ritter, Leo Müller, Marcel Dettling, Martin Birrer, Markus Müller und Dominik Waser. Haben Sie auch ein politisches Vorbild?
[IMG 3] Nina Jung: Ich wuchs in einer politisch aktiven Familie auf und bin politisch interessiert. Dadurch weiss ich um die Gremienvielfalt und verfolge dies aktiv mit. Unsere Familiendiskussionen sind mein Vorbild. Ansonsten möchte ich mich politisch noch nicht festlegen, ich bin ja erst 22.

Die Linken im Podium waren für Bio, die Rechten für ÖLN. Wie positionieren Sie sich selbst?
Wir haben daheim einen ÖLN-Betrieb mit Milchwirtschaft. Ich bin für eine gute landwirtschaftliche Praxis und dafür, mit der Natur zu gehen und ihr Sorge zu tragen – dafür braucht es kein Label.Das Podium war zum Thema Landwirtschaft 2050.

Ich vermisste, dass niemand Stellung dazu nahm, wie die Schweiz und die Landwirtschaft in 30 Jahren aussehen werden.
Es wurde mehr über aktuelle Krisen wie Klimaprobleme, Biodiversitätsverlust etc. diskutiert und was man dagegen schon heute tun könnte. Die Zukunft wird nicht einfacher. Aber ich bin optimistisch, dass wir die Probleme entkräften können. Einerseits mit neuen Technologien, die in den Startlöchern stecken, und andererseits mit dem Schutz des Kulturlandes. 

Heute beträgt der Selbstversorgungsgrad um die 50 Prozent. Wird es 2050 überhaupt noch möglich sein, die Schweizer Bevölkerung jeden zweiten Tag mit Suisse-Garantie-Produkten zu versorgen?
Das Ziel wäre es schon, aber das wird aufgrund des Bevölkerungswachstums schwierig. Es braucht meiner Meinung nach ein Umdenken, sodass man nicht nur Filetstücke verzehrt, sondern von «Nose to Tail». Auch werden heute Äpfel mit einem Hagelschaden links liegengelassen, aber die kann man genauso gut essen. 

Interview Daniela Clemenz