Angefangen habe es 2009, als ihn ein Berufskollege, der für eine Solartech-Firma tätig gewesen sei, darauf hingewiesen habe, dass Dächer zur Miete gesucht würden, erzählt Landwirt Philipp Boss. Wenn die offenbar gesucht waren, so wollte er nicht andere mit Solaranlagen Geld verdienen lassen, sondern selber investieren. Deshalb meldete er sich im gleichen Jahr für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) an. 2011 baute er am Standort der alten Milchviehscheune eine neue Maschinenhalle und darauf die erste 100-kWp-PV-Anlage. Die neue Milchviehhalle für 70 Kühe war schon 2008 erstellt worden.

Von 100 auf 1050 kWp

Die KEV-Zusage erhielt er allerdings erst 2013 und entschied sich gleich für eine Erweiterung, auf dem Dach des Milchviehstalls, nochmals 113 kWp. 2016 wurden die Norddächer mit weiteren Modulen belegt, zumal er ohnehin die Stromzuleitung ausbauen musste. Einige Jahre später erweiterte er den Betrieb um einen grossen Pouletmaststall, versah 2017 diese grossen Dächer wiederum mit PV, weitere 350 kWp. Bis 2018 standen auf der Büelweid bereits Anlagen mit rund 600 kWp Leistung, alle für Einspeisung mit der KEV.

Hagel mit Totalschaden

Das brachte einige Jahre gute Erlöse, dann kam das Hagelwetter 2021 und zerstörte sämtliche Dächer, Totalschaden. Die gleiche Fläche konnte er mit der Versicherungsentschädigung wieder mit PV belegen, inzwischen waren die Module aber einiges effizienter geworden. So waren es auf der gleichen Fläche neu 750 kWp Leistung, doch konnte er nicht mehr so viel über die KEV einspeisen. So konzipierte Boss einen Teil der Flächen, 150 kWp, als Eigenverbrauchsanlagen.

Vision Biogas

Letztes Jahr konnte er die grosse bestehende Fahrsiloanlage mit einer Bedachung versehen, und das Güllesilo mit 20 m Durchmesser erhielt ebenfalls ein Dach. Beide neuen Flächen wurden dieses Frühjahr ebenfalls mit PV-Modulen belegt, weitere 350 kWp. So stehen auf der Büelweid nun auf rund 5500 m2 Dachflächen PV-Anlagen mit einer Leistung von rund 1050 kWp. Weitere Flächen stehen nun kaum mehr zur Verfügung, Visionen für noch mehr erneuerbare Energie hätte Boss aber schon noch, er liebäugelt mit einer Biogasanlage. Derzeit setze aber die Stromableitung Limiten, zudem könnte er nur wenig Abwärme nutzen, und bei den politischen Rahmenbedingungen sei auch noch einiges offen.

Von der installierten PV-Leistung wurden neben den 600 kWp mit KEV weitere Anlagen mit 300 kWp durch Auktionen über die hohe Einmalvergütung (Heiv) gefördert und rund 150 kWp sind Eigenverbrauchsanlagen. Wobei er davon nur einen Teil für Betrieb und Haus effektiv selber nutzen kann. Das hilft aber, die Kosten zu senken, zumal sich der Strompreis in den letzten Jahren verdoppelt habe, auf rund 32 Rappen pro kWh. Boss schätzt, dass er rund 20 bis 30 Prozent seines gesamten Stromverbrauches von seinen Anlagen bezieht, der Rest fliesst ins Netz.

Dynamische Regulierung

Abnehmer EKZ zahle aber derzeit gut, rund 19 Rappen pro kWh. Boss glaubt aber nicht, dass dies mittelfristig so bleibt, sondern die Vergütung sinkt. Bei Gestehungskosten von rund 7 Rappen für den selbst produzierten Solarstrom auf grösseren Scheunendächern mit einfachen Montagen lohne sich aber die Einspeisung auch noch bei etwas tieferer Vergütung.

Die aktuelle Herausforderung sei die Stromableitung an maximalen Sonnentagen im Sommer. Der jetzige 650-kW-Trafo sei überlastet, ein neuer zu kostenintensiv, wenn er den selbst berappen müsste. So werde derzeit an dynamischer Regelung getüftelt. Eine Abregelung sei in erster Priorität für den Leistungsteil aus der Auktionsanlage vorgesehen, und weniger in jenem mit KEV oder für den Eigenverbrauch. «Um die Mittagszeit an sonnigen Sommertagen, wenn der Trafo seine Kapazitätsspitze erreicht, wird dann halt ein Signal abgegeben, dass die Wechselrichter weniger Strom in die Leitung abgeben», erklärt Boss. Das ganze Regelungssystem sei noch sehr in der Testphase, könnte aber auch für viele weitere Solarproduzenten mit beschränkten Einspeisemöglichkeiten interessant werden. So könnten gleichwohl grössere Anlagen auf Dächern platziert werden für optimalen Eigenverbrauch und maximale Einspeisung in Übergangszeiten, aber die Leistungsspitzen im Sommer durch Abregelung gebrochen werden.

Geeignete Dächer

Philipp Boss ist überzeugt, dass heute Bauern mit dem Bau von Solaranlagen sicher kein Geld verlieren. In Anbetracht des steigenden Stromverbrauchs durch Elektrifizierung bei der Mechanisierung und bei weiterhin hohen Stromkosten erst recht nicht. Schlimmstenfalls sei halt die Rendite nicht so hoch. Aber entscheidend seien geeignete Dächer und keine teuren Zusatzkosten.

Betriebsspiegel Büelweid

Betriebsleiter: Philipp und Simone Boss, drei Kinder
Ort: Büelweid, Knonau ZH
Fläche: 33 ha LN (Grünland, wenig Ackerbau)
Tiere: 70 Milchkühe (700 000 kg Milch an ZMP); 16 000 Geflügelmastplätze (Poulet für Bell)
Nebenwerwerb: Lohnarbeiten, besonders Säen; Photovoltaik (1100 kWp)
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Lehrling, zwei Teilzeitangestellte