Vom 12. bis zum 21. Mai finden in vielen Gemeinden die jährlichen Tage der Sonne statt, koordiniert von der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie. Damit sollen der breiten Bevölkerung die Anwendungsmöglichkeiten und Produkte der Sonnenenergie vorgestellt werden und die Begeisterung für diese erneuerbare Energie geweckt werden. Gerade in der aktuellen geopolitischen Lage sei es wichtig, auf mehr Versorgungssicherheit mit einheimischer Energie zu achten.
Tag der Sonne in Mühlau
Einen Tag der Sonne gibt es im Rahmen dieser Veranstaltungen am Sonntag, 14. Mai, auch auf dem Landwirtschaftsbetrieb Bucherhof im aargauischen Mühlau bei Ralf Bucher. Er ist in einem 80-Prozent-Pensum Geschäftsführer beim Bauernverband Aargau und Vorstandsmitglied der Organisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Auf dem Hausdach des Bucherhofs wurde im vergangenen Jahr eine 25-kWp-Photovoltaik-Anlage (PV) für den Eigenverbrauch installiert, samt intelligenter Ladestation für das Elektroauto. «Aufgrund der höheren Stromkosten und gleichzeitig höheren Abnahmetarifen hat sich die Amortisationsdauer seit vergangenem Jahr von 16 auf acht Jahre halbiert», freut sich der Familienvater von drei Kindern.
Energie und Natura-Beef
Schon seit 2015 ist auf dem Scheunendach auf einer Fläche von 755 m2 eine 130-kWp-Anlage mit Warmluftnutzung für die Heubelüftung aufgebaut. «Das bewährt sich sehr, wegen der besseren Heuqualität und tieferen Energiekosten», sagt Bucher. Diese PV-Anlage kann noch von der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) profitieren. Eine solarthermische Anlage seit 2013 und eine Grundwasserwärmepumpe seit 2005 liefern Warmwasser, ergänzend auch für den Heizkreislauf.
Auf dem Bucherhof mit 22 ha LN werden 27 Mutterkühe für Natura-Beef gehalten und auf je rund 2 ha Urdinkel und Mais angebaut. Bewirtschaftet wird der Betrieb seit der Übernahme von den Eltern 2009 von Ralf und Melanie Bucher sowie einem Angestellten im Teilpensum.
Grosses Interesse
Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Ökologie seien seine Motivation für die Investitionen in erneuerbare Energien gewesen, sagt der ausgebildete Agrotechniker und Grossrat Ralf Bucher. Selbst kleinere Anlagen würden sich heute lohnen, und die Finanzierung sei dank Agrarkrediten oder auch mit gleichzeitiger Erhöhung der Belastungsgrenze problemlos.
Grundsätzlich wächst das Interesse der Landwirtschaft für die Produktion von Solarstrom. Auch wegen der zunehmenden Elektrifizierung auf Bauernhöfen, so mit Robotern, Lüftern, Pumpen, Kühlern, Elektromobilität. Das kam an einem kürzlich mit rund 100 Leuten sehr gut besuchten Weiterbildungsabend der Energiefachstelle Nidwalden zum Thema «Solaranlagen auf Landwirtschaftsbetrieben: Von der Projektidee zur Realisierung» zum Ausdruck. Informiert wurde von Fachleuten über das Potenzial, sinnvolle Anlagengrössen, Montagearten wie dachaufgebaut oder -integriert, Projektablauf, Fördermassnahmen, Anforderungen ans Stromnetz, Optimierung des Eigenverbrauches bis zu Unterhalt und Brandrisiken.
Aufgrund der gestiegenen Stromtarife würden immer mehr grössere Verbraucher wie Gewerbe- und Industriebetriebe auf die eigene Stromproduktion setzen, das bringe mehr Kostensicherheit und sie könnten so die Kosten selber beeinflussen. Zwar werde der Stromverbrauch in Zukunft steigen, das Potenzial der erneuerbaren Energien als Ersatz für die immer teureren importierten fossilen Energien sei aber noch gross. Allein das ausschöpfbare Potenzial für Solarstrom könnte den aktuellen Stromverbrauch der Schweiz decken, erklärten die Energiefachleute. Selbst in Nidwalden mit weniger Sonneneinstrahlung als im nationalen Schnitt liesse sich mit PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden (Potenzial 250 GWh) der Stromkonsum (260 GWh) mit einheimischer Energie im Jahresschnitt annähernd decken.
Rahmenbedingungen ändern
Noch ist es aber nicht so weit, und zu lösen ist auch die Nutzung des überschüssigen Sommerstromes und die Problematik der Winterlücke. Und die Rahmenbedingungen für Solarstromproduzenten seien weiter zu optimieren. Diese gaben einiges zu diskutieren, so, wer für den Netzausbau verantwortlich ist und die Kosten zu tragen hat. Das habe Konsequenzen für die Dimensionierung der Anlagengrössen, für Optimierung des Eigenverbrauchs oder für Einspeisung von Solarstrom ins Netz. Auf vielen Landwirtschaftsbetrieben wurde deswegen bisher oft nur ein Teil der Dachfläche mit Modulen belegt, weil sonst kostenintensive Netzausbauten nötig wären oder die Abnahmetarife für Solarstrom nicht wirtschaftlich waren (Kasten).
Leistung begrenzen
Markus Vogel vom Energiedienstleister BeNetz wies auf Möglichkeiten hin, wie eine teure Netzanschlussverstärkung verhindert werden kann. So durch Leistungsbegrenzungen beim Wechselrichter oder durch Regelungen zum Brechen der Spitzenproduktion in den sonnigsten Mittagsstunden. So benötige beispielsweise eine 100-kWp-Anlage nicht zwingend einen Wechselrichter für 100 kVA. Je nach Exposition (Ost/West) und zum Kostensparen genüge auch ein Nennleistungsverhältnis von 0,7 (das heisst Wechselrichter für 70 kVA) fast ohne Einbussen. Er rief dazu auf, zusammen mit dem Elektroinstallateur das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis für Solarstromproduzenten zu suchen.
Lukrative Anlagen
Zwar ist die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen je nach Standort, Montageart, Grösse, Zinsen, Lebensdauer, Unterhaltskosten, Bezugs- und Abnahmetarifen, Eigenverbrauchsanteil und einigen Faktoren mehr sehr unterschiedlich. Vogel zeigte an einem für die Landwirtschaft typischen Beispiel einer 60-kWp-Anlage, auf 300 m2 Dachfläche aufgebaut, dass die Gestehungskosten noch rund 9 Rappen pro kWh betragen, diese in elf Jahren amortisiert ist (bei 12 Rappen/kWh Abnahmetarif und vier Rappen/kWh Herkunftsnachweise) und eine Projektrendite von 8 Prozent erbringt. Eher abzuraten sei von Batteriespeichern, die seien bei Kosten von 21 bis 28 Rappen pro vom Speicher bezogene kWh in Nidwalden aufgrund tiefer Bezugs- und hoher Rückliefertarife nicht wirtschaftlich.
Wachsendes Interesse für grössere Anlagen
Von einer hohen Nachfrage für PV-Anlagen in der Landwirtschaft berichten auf Anfrage zwei grosse Anbieter in der Region, so Carmen Kammermann von Alectron, Ruswil, und Markus Vogel von «BeNetz», Luzern. Im Schnitt seien es Anlagen im Grössenbereich 50 bis 70 kWp, welche Bauern auf ihren Dächern installieren, sagt Kammermann. Je nach Einspeisemöglichkeiten werde eher auf den Verkauf des Stromes oder auf Eigenverbrauch gesetzt. Teilweise würden Anlagen zur Steigerung des Anteils an selber nutzbarem Strom auch mit einem Batteriespeicher ergänzt, um teure Netzverstärkungen für die Stromabnahme zu vermeiden.
Markus Vogel stellt fest, dass aufgrund der vom Bund angepassten Förderbedingungen eher grössere Anlagen wirtschaftlich interessanter werden. Deshalb würden auch allenfalls nötige Netzverstärkungen vermehrt wieder zum Thema. Grundsätzlich sei es bedauerlich, wenn grössere Dächer nur teilweise belegt würden, nur weil der Netzausbau zu teuer sei. Vogel rät zu technischen Regelungen, um allfällige Spitzenstunden bei der Solarstromproduktion zu brechen. Der Trend gehe in Richtung Optimierung des Eigenverbrauches und dezentraler Nutzung des Solarstromes in der nahen Umgebung. «Es ist besser, intelligent zu steuern, als viele neue Kupferkabel zu ziehen», meint Vogel zu diesem Potenzial als Alternative zum weiträumigen Netzausbau.
Streitpunkt Netzanschluss und Tarife
Zwar sind die Netzbetreiber verpflichtet, Solarstrom zu übernehmen und die Produzenten mit dem «technisch und wirtschaftlich günstigsten Netzanschlusspunkt» zu verbinden. Die Produzenten sind allerdings verpflichtet, auf eigene Kosten Massnahmen zu ergreifen, um störende technische Einwirkungen auf den Netzanschlusspunkt zu vermeiden. Deshalb haben sie die Kosten für die Erstellung der dazu nötigen Erschliessung bis zum Netzanschlusspunkt zu tragen. Zudem bestimmen die Energieversorger, wo dieser Netzanschlusspunkt liegt, der Standort kann aufgrund einer neuen, grösseren PV-Anlage wechseln. So steht es in den Weisungen der Elcom, auf welche sich die Netzversorger jeweils berufen. Die Kosten für die Netzverstärkung können dabei für die Solarstromproduzenten unverhältnismässig hoch sein. Derzeit gibt es allerdings Bemühungen auf politischer Ebene, so aufgrund eines Antrages der Luzerner Nationalrätin Priska Wismer, dass künftig Produzenten von den Kosten für solche Netzverstärkungen entlastet werden sollen. Und auch für die bisher schwankenden Abnahmetarife werden Lösungen angestrebt, diese national zu harmonisieren. So steht ein Mindestplafond von 8 bis 11 Rappen pro kWh zur Diskussion. Das würde Investitionssicherheit auch für landwirtschaftliche Betreiber von Solaranlagen bringen und dem Ausbau von grösseren PV-Anlagen neuen Schub verleihen.