Das sei ein sehr wertvoller Austausch zwischen der Leitung des Schweizer Bauernverbandes (SBV) und den Delegierten und Mitgliedsorganisationen, meinte Kobi Lütolf, Präsident des Zentralschweizer Bauernbundes (ZBB). Am Regionalseminar Zentralschweiz letzte Woche war die Themenpalette breit, von der Analyse des Abstimmungsergebnisses zur Biodiversitäts-Initiative (BDI) über die kommende Umweltverantwortungs-Initiative, Massnahmen gegen die Blauzungenkrankheit und gegen die weitere Ausbreitung des Wolfes, die Sparmassnahmen des Bundes, die Situation auf den Märkten, die umstrittene Raumplanungsverordnung bis zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik nach 2030.

Städter ticken anders 

Als Hauptproblem für die Landwirtschaft sieht Lütolf die Entfremdung der Bevölkerung. Trotz grossen Imagekampagnen sei es schwierig, mehr Verständnis zu gewinnen. Erschreckend sei auch die Endlosgeschichte bei der Raumplanung beziehungsweise was die Verwaltung im Verordnungsentwurf mit den Beschlüssen des Parlamentes gemacht habe.

Warnung vor der Umweltverantwortungs-Initiative

SBV-Direktor Martin Rufer warnte vor der kommenden Umweltverantwortungs-Initiative, welche eine eigentliche Steinzeit-Initiative sei und einen Rückschritt auf das Niveau von Entwicklungsländern zur Folge hätte. Mit massiver Verschärfung der Umweltstandards und hohen Kosten. Die Herausforderung sei die knappe Zeit bis zur Abstimmung Anfang Februar, zumal bis Ende November und über Weihnachten sich kaum jemand damit beschäftige.

Sandra Helfenstein ging auf die Analyse zur erfolgreich gewonnenen BDI-Abstimmung ein. Dabei sei ein deutlicher Graben zwischen Stadt und Land sichtbar geworden. Die urbane Bevölkerung und auch Frauen hätten ganz andere Wertvorstellungen zur Landwirtschaft und zur Natur. Künftig müssten neue Wege gesucht werden, die städtische Bevölkerung besser anzusprechen.

Vertretung in Bern weiter stärken

ZBB-Geschäftsführer Franz Philipp bedauerte, dass die Landwirtschaft zwar Abstimmungen gewinnen könne, sich aber im Umfeld kaum etwas ändere und für die Bauern keine positive Wirkung spürbar sei. Die Auflagen und Kosten würden weiter zunehmen. Angesprochen wurde auch die Rolle der Wissenschaft und Medien bei Abstimmungen oder das Verhalten der Verwaltung, welche sich scheinbar um Parlamentsbeschlüsse foutiere. Markus Ritter betonte, dass es nicht genüge, nur Abstimmungen zu gewinnen, es brauche auch Wahlerfolge. «Dann kann man in Bern etwas bewegen, auch beim Vollzug.»

80 Prozent der Wertschöpfung kommt vom Markt

Francis Egger vom SBV warf einen Blick in die Zukunft der Agrarpolitik und präsentierte Visionen zur Entwicklung des Direktzahlungssystems. Vom Bund seien kaum grosse Veränderungen zu erwarten, die Branche müsse selber Vorschläge machen. Angedacht ist eine massive Vereinfachung des Beitragssystems, fokussiert lediglich noch auf einen Nachhaltigkeits- und einen Umweltbeitrag, ergänzt durch einen kantonalen Beitrag für die Landschaftsqualität. Im Vordergrund sollte ohnehin die Wertschöpfung aus den Marktleistungen und weniger das interne Gerangel um die Feinverteilung der Beiträge stehen. Zumal nach wie vor 80 Prozent der Wertschöpfung der Landwirtschaft vom Markt und nicht aus Beiträgen stamme. Vertreter der Berggebiete mahnten in der Diskussion allerdings, die Bedeutung der Zahlungen für Randregionen nicht zu unterschätzen, auch für die Ökologie und Landschaft. Eine zu starke Fokussierung in diesem Bereich auf kantonale Gelder könnte die Berglandwirtschaft in finanzschwachen Kantonen benachteiligen.

Den Wolf bremsen

In der Innerschweiz gibt die Blauzungenkrankheit weniger zu reden als die rasante Entwicklung der Wolfsbestände. Diese zeigte Martin Rufer an einer Grafik auf. Mit den im Jagdgesetz vorgesehenen Massnahmen finde keineswegs ein Wolfsmassaker statt. Er warnte vor Forderungen für noch mehr Herdenschutz, das erhöhe nur den Druck für weniger Abschüsse. Vielmehr engagiere sich der SBV für eine aktive Bestandesregulierung und auch die Möglichkeit für Verteidigungsabschüsse. Die Schadschwellen seien zu senken und alle geschädigten Tiere müssten entschädigt werden.