Amerika ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Gruyère-AOP-Käse. Doch wegen der angedrohten Zölle von 39 % könnten die Exporte in die USA stark gefährdet sein.
30 Prozent der Menge gehen nach Übersee
Das bestätigt auch Olivier Isler, Direktor der Interprofession du Gruyère: «Der amerikanische Markt ist nach der EU der wichtigste Exportmarkt für Gruyère AOP», hält er fest. Der Export in die USA entspreche mit 4300 Tonnen zirka 30 % der gesamten Exportmenge.
«Die Entwicklung der Exportmenge wird sehr stark davon abhängig sein, ob wir unsere Positionen in den Absatzkanälen halten und ob und wie schnell die Zölle korrigiert werden können», so der Direktor. Angesichts der geopolitischen Situation und der guten Absatzsituation in der Schweiz seien die Absatz- und Lagerentwicklung bei Gruyère AOP bisher weniger schlimm als erwartet. Trotzdem sei in der Zeitspanne vom Januar bis Juli der Gesamtexport – ausser den USA – um 4,3 % gesunken.
1500 Tonnen weniger Käse exportieren
Wie sich die Zölle auf die Portemonnaies der amerikanischen Bevölkerung auswirken werden und ob man sich dann noch Käse aus der Schweiz, insbesondere Gruyère AOP, leisten könne, sei schwer vorherzusagen.
«Unsere Schätzung geht davon aus, dass die Endkonsumentenpreise in den USA nach dem Beschluss der Zölle vom August im Schnitt zusätzlich um 25 % steigen könnten – ohne Berücksichtigung der Wechselkursentwicklung», sagt Olivier Isler.
Wenn also dutzende Millionen Kilo Milch nicht mehr in die USA verkauft werden können, hat dies auch Auswirkungen auf die Produktion. Man darf folglich auch weniger Gruyère-Milch produzieren. «Für das Jahr 2025 werden es zirka 1,5 Mio kg Milch sein», befürchtet der Direktor. In Käse umgerechnet seien das 1500 Tonnen.
Zurzeit Einschränkungsmilch in Kauf nehmen
Obwohl die Gruyère-Produzenten jetzt weniger Milch in den Käsekanal liefern können, werde der Gruyère-Richtpreis nicht korrigiert. Zurzeit müssten die Produzenten aber 5 % Einschränkungsmilch in Kauf nehmen. Ob es in Zukunft noch mehr sein werden, bleibt offen: «Der Vorstand hat mit den 5 % Einschränkung die Marktentwicklung aufgrund der aktuellen Absatzprognosen antizipiert. Er analysiert die Situation monatlich. Eine eventuelle Anpassung der Einschränkung wird von dieser Entwicklung abhängig sein», so der Direktor.
Wird am Ende der Milchpreis sinken?
Dass diese Gruyère-Einschränkungsmilch nun in den Industriekanal fliesst und dort die Milch der «Industriemilch-Lieferanten» konkurrenziert, passt natürlich nicht allen. Viele Produzenten finden das dem Vernehmen nach ungerecht. Sie befürchten, dass die Käsereimilch-Produzenten dazu beitragen werden, dass am Ende der Preis für Industriemilch sinken werde.
«Die aktuell angespannte Milchmarktsituation wurde nicht durch unsere Sortenorganisation verursacht, da wir bisher, also von Januar bis Juli, gegenüber vom Vorjahr mehr Milch zu Gruyère AOP verarbeitet haben», sagt Olivier Isler klar und deutlich.
Die Analyse der Vergangenheit belege, dass ihre Milchproduzenten bei Einschränkungen weniger melken würden, und dass diese Milch nur ausnahmsweise in den Industriekanal fliesse. «Wir haben erneut unsere Milchproduzenten aufgefordert, den Industriemilchmarkt nicht zusätzlich zu belasten», beteuert der Direktor.