Ab dem 1. Januar 2022 ist das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zuständig (wir berichteten). Es beurteilt u. a. die Giftigkeit für den Menschen.
Die Rolle des Bundesamts für Umwelt (Bafu) wird gestärkt: Es beurteilt die Umweltrisiken, etwa für das Grundwasser, Bienen und Vögel. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ermittelt zusammen mit Agroscope den Einfluss der Mittel auf die Pflanzen.
Gesuche stauen sich
Immer wieder wird vonseiten Landwirtschaft und Hersteller von Pflanzenschutzmitteln kritisiert, das heutige Verfahren sei viel zu langsam. Wird nun alles besser?
«Wir hoffen, dass das aktuell faktisch blockierte Verfahren wieder vorankommt und die grosse Zahl hängiger Gesuche rasch abgearbeitet werden kann», sagt Sandra Helfenstein, Co-Leiterin Kommunikation beim Schweizer Bauernverband (SBV), auf Anfrage. Der SBV sehe eine grosse Chance darin, dass sich das BLW wieder auf seine Kernkompetenz, den Schutz der Kulturen, konzentrieren könne.
EU-Zulassungen übernehmen
«Für den Obst- und Beerenbau ist es zentral, dass bei der wissenschaftlichen Beurteilung von Gesuchen die Anliegen der produzierenden Landwirtschaft weiterhin mit berücksichtigt und entsprechend gewichtet werden», sagt Christian Schönbächler, Leiter Kommunikation und Marketing beim Schweizer Obstverband (SOV). Da immer weniger Mittel zugelassen seien und die Beurteilungsfrist sehr lang, könnten einzelne Kulturen schon jetzt nicht mehr ausreichend geschützt werden.
Der SOV fordert, dass der Bund nicht nur den Rückzug von PSM in der EU nachvollzieht, sondern die Anerkennung von in der EU zugelassenen PSM erleichtert oder direkt übernimmt.
Gemüseproduzenten wünschen sich mehr Ressourcen
Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten ist gleicher Meinung. Er unterstützt die Motion Bregy «Anerkennung der EU-Zulassungsentscheide für Pflanzenschutzmittel». So könnte auch der Wettbewerb mit den europäischen Nachbarn verbessert werden und schneller weniger risikoreiche Wirkstoffe zum Einsatz kommen, hält Markus Waber, Stv. Direktor, fest. «
Akut scheint es wirklich bei den Ressourcen zu mangeln», fügt er an. Der VSGP würde es begrüssen, wenn diese zumindest temporär aufgestockt würden. Hier scheint sich etwas zu tun. Laut einem Bericht der Tamedia-Zeitungen hat das BLW zwei neue Stellen geschaffen, und auch beim BLV wurde aufgestockt: von 320 auf 520 Stellenprozent.