Die Ammoniakbelastung habe noch nicht gesenkt werden können. Der aktuelle Messbericht 2022 zeige noch immer deutlich überschrittene Richtwerte an vielen Messstandorten der Region, teilt Umwelt Zentralschweiz mit. Hohe Werte gibt es beispielsweise in Wauwil, Eschenbach, bei Neuenkirch, aber auch in der Ausserschwyz und in Zug. Die Belastung sei zwar tiefer als in den Hitzejahren 2018 bis 2020, aber höher als im von starken Niederschlägen geprägten Jahr 2021. Die Meteorologie spiele somit eine wesentliche Rolle. Warmes und trockenes Wetter führe zu höheren Ammoniakbelastungen, weshalb beispielsweise Gülleausbringung bei kühlen Temperaturen empfohlen wird.

Tierwohl hemmt Reduktion

Der grösste Teil des Ammoniaks stammt aus der Landwirtschaft, und dort aus der Rindviehhaltung. In einem Bericht der Berner Fachhochschule und von Agroscope im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass die Emissionen schweizweit von 1990 bis 2004 um 23 Prozent zurückgingen, seither aber stagnierten. So wegen Veränderungen bei den Tierbeständen und Bauten für mehr Tierwohl wie Laufställe und Laufhöfe. Die grössten Hebel für die Reduktion lägen bei der Gülleausbringung, in den Ställen und bei der Fütterung.

Es brauche verstärkte Anstrengungen zur Senkung der Emissionen und die Weiterführung der Messungen zur Erfolgskontrolle, fordert Umwelt Zentralschweiz. Eine verstärkte Wirkung verspreche man sich von der ab kommenden Jahr schweizweit geltenden Pflicht zum Güllen mit dem Schleppschlauch. Diese gilt im Kanton Luzern allerdings bereits seit zwei Jahren. Auf eine Vielfalt von Massnahmen setzt das laufende Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch Zentralschweiz. So mit emissionsarmen und tierfreundlichen Rindvieh- und Schweineställen und Optimierungen entlang der ganzen Futterkette. Zug und Luzern setzen zudem eigene Massnahmenpläne zur Ammoniakminderung um.

Allerdings könne das aktuelle Punktesystem beim Luzerner Merkblatt für Stallbauten auch eine hemmende Wirkung haben. Bauwillige Betriebsleiter, welche eher tierintensiv wirtschaften, hätten vielfach keine Möglichkeit, die nötigen Reduktionspunkte zu erreichen, weiss Bauberater Marcel Hodel vom Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV). So werde vielfach auf eine Sanierung der Betriebsstrukturen bzw. der Stallungen verzichtet. «Das ist bedenklich, da es genau diese Betriebe sind, welche mit grosser Wirkung zur Reduktion von Ammoniak beitragen könnten. Das Fuder wird in solchen Fällen überladen.»

Luzern gut unterwegs

Trotz noch schlechter Messresultate sei man im Kanton Luzern mit den vielen und gegenüber andern Kantonen vorzeitig eingeführten Massnahmen gut unterwegs, sagt LBV-Geschäftsführer Raphael Felder. Er weist auf die Abdeckung von Güllelagern und Biowäschern bei den Lüftungsanlagen in Schweine- und Geflügelställen hin. Überhaupt sei der Fokus weniger auf aktuelle Messresultate zu legen, wo eben sehr viele langfristige und komplexe Einflüsse wie beispielsweise das Wetter mitwirken, sondern auf die Massnahmen zur Zielerreichung, welche in Umsetzung seien, aber die Wirkung noch nicht messbar ist. «Die Messresultate hinken hinten nach.»

Die Landwirtschaft habe schon viel gemacht zur Emissionsminderung. Ammoniak sei sehr schwierig messbar und von vielen kaum beeinflussbaren Faktoren abhängig. «Daher sind diese Messdaten mit Vorsicht zu interpretieren», mahnt Felder.