Am 20. Oktober wird das Parlament in Bern neu gewählt. In den vergangenen Tagen und Wochen wurden die sogenannten «Wahlanmeldungen» publiziert und auch die Unterlisten und Listenverbindungen sind bekannt. Je nach Kanton passierte dies zwischen Anfang und Ende August.

Lobbyarbeit der Kandidaten

Viele Zentralschweizer Kantone sprechen von einer Rekordbeteiligung. Noch nie wollten so viele Nationalrätin oder Nationalrat werden. Doch nicht allen, die namentlich auf den vielen Unterlisten aufgeführt sind, sei es ernst, monieren Kritiker. Es gehe meist nur darum, den Mutterparteien noch ein paar zusätzliche Stimmen zuzuschanzen. In unserer Region finden sich nicht wenige bäuerliche Kandidaten auf solchen Unterlisten. «Ob Bauernlisten oder andere Unterlisten den Parteien etwas bringen, ist umstritten», sagt der Luzerner Politikwissenschafter Olivier Dolder. Die Parteien aber scheinen überzeugt, dass mehr Listen auch mehr Stimmen bringen, so sein Eindruck. Als Kandidatin oder Kandidat werde man aber nur auf der Hauptliste in den Nationalrat gewählt. Auf dieser hat es wenig Platz. Eine Bauernliste ermögliche zusätzlichen Personen eine Kandidatur. «Dadurch kann eine Person ihre Bekanntheit steigern, was ihr bei einer künftigen Wahl nützen kann», erklärt Dolder die Motivation dahinter.

«Ob Bauernlisten den Parteien etwas bringen, ist umstritten.»

Olivier Dolder, Politologe bei Interface Politikstudien Luzern

Dem Berufsstand bringe eine Liste eine gewisse Präsenz im Wahlkampf, was den Anliegen der Bäuerinnen und Bauern nützlich sei. «Eine Bauernliste ist letztlich Lobbyarbeit», fasst der Politologe zusammen.

Verankerung innerhalb Partei

Ralf Bucher, BVA-Geschäftsführer, fungiert auf einer solchen bäuerlichen Liste der CVP Aargau. Und ist von deren Nutzen überzeugt. Er spricht von einer «Verankerung der bäuerlichen Basis innerhalb der Partei». Dadurch würden die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft ernst genommen. Viel Fachwissen könne so in die Diskussion eingebracht werden. «So können sich bäuerliche Kandidaten im Wahlkampf zu Wort melden», sagt auch Hanspeter Bucheli. Der Landwirt und Kantonsrat aus dem luzernischen Ruswil steht mit fünf Berufskolleginnen und Kollegen auf einer von sieben Unterlisten der CVP Kanton Luzern. Der Berufsstand könne auf seine Anliegen aufmerksam machen. Gerade für Jüngere sei dies ein guter Einstieg, ist Bucheli überzeugt. Einer dieser jungen Kandidaten ist Lukas ­Biegger. Der Junglandwirt kandidierte bereits für den Luzerner Kantonsrat und steht nun auf der Liste der «Büezer und Bauern» der Luzerner SVP. Ihm ist es wichtig, auf diese Weise «bäuerliche Anliegen durchzubringen» und auch «den Linken Paroli zu bieten». Ist es heute generell schwieriger, als Bäuerin oder Bauer auf eine Hauptliste einer Bundesratspartei zu gelangen? «Diesen Eindruck habe ich nicht», sagt Olivier Dolder. Im Parlament seien schliesslich Landwirtinnen und Landwirte sehr gut vertreten. Der Berufsstand habe viel politischen Einfluss.

«So können sich bäuerliche Kandidaten im Wahlkampf zu Wort melden.»

Landwirt und Nationalratskandidat Hanspeter Bucheli, Ruswil

 

«Bäuerliche» sind gefragt

«Nein, das ist kein Problem», entkräftet auch der politerfahrene Aargauer Grossrat Ralf Bucher den Eindruck. «Gerade wurde beispielsweise bei der SVP unser BVA-Vizepräsident Christoph Hagenbuch nachnominiert», freut er sich. Zur Auswahl standen vier Kandidaten. Auch Bucher selber hätte auf der Hauptliste einen guten Listenplatz bekommen, hätte er denn gewollt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Unterlisten wird der prominent besetzten Bäuerinnen- und Bauernliste im Aargau im allerbesten gar ein Sitz zugetraut, heisst es aus dem Aargau.

 

 

Alle bäuerlichen Kandidaten auf einen Blick

Wir haben für Sie alle bäuerlichen Kandidaten zusammengestellt und ein Kurzporträt aufgeschaltet. Falls wir schon mal über den Kandidaten in der BauernZeitung berichtet haben, sind die Artikel entsprechend verlinkt.

Im Bereich "Wissenswertes über die Wahlen" erklären wir, wer wie abstimmen kann und wie der Wahlzettel gültig eingereicht werden kann.
Die bäuerlichen Wahlkampf-Themen wie "Trinkwasser-Initiative" oder das Thema Pflanzenschutz sind ebenfalls abgehandelt.

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