Der Kanton Luzern führt eine Statistik zu den Gewässerverunreinigungen. Diese wird jährlich ausgewertet und findet in den Medien grosse Beachtung. Natürlich immer ein Thema dabei ist die Landwirtschaft. Keine andere Branche führt herausforderndere Arbeiten in grosser Häufigkeit und in der Nähe von Gewässern und Schächten aus.
Jeder Unfall einer zu viel
Die Würdigung der Zahlen ist aus landwirtschaftlicher Sicht schwierig. Wer in der Branche tätig ist, weiss, dass diese Zahl nie bei Null stehen wird, genauso wie es immer Unfälle im Strassenverkehr geben wird. Jedes Fischsterben schmerzt und «ist schlecht für das Image der ganzen Branche», betont Markus Kretz, Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV). Trotzdem: In einem herausfordernden Güllejahr kamen 2022 18 Verunreinigungen aus der Landwirtschaft, davon 15 Fälle mit Gülle. Industrie- und Gewerbe (vor allem Baustellenabwasser) waren in20 Fällen Verursacher. 39 Fälle wurden als «Diverse» bzw. unbekannter Herkunft erfasst.
Nach einem Ausreisser 2021 mit 32 Fällen, vor allem aufgrund der schlechten Witterung mit den wassergesättigten Böden, haben die Fallzahlen im Mehrjahresvergleich stagniert. Der Kanton Luzern widmet der Landwirtschaft in seiner Medienmitteilung ein Kränzchen. Das gemeinsame Engagement von LBV und der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) habe offensichtlich Wirkung gezeigt und zu «einem insgesamt sorgsameren Umgang geführt».
Mehr Fischsterben wegen wenig Wasser
Dass die Witterung einen grossen Einfluss auf das Güllejahr hat, ist bekannt. 2021 führtendie Gewässer viel Wasser, Gülleunfälle führten so bei 4 von32 Verunreinigungen aus der Landwirtschaft zu einem Fischsterben. Im vergangenen Jahr aber in 9 von 18 Verunreinigungen. Entsprechend hat sich der Fischereiverband in den Medien über die Landwirtschaft geäussert. Insgesamt kam es 2022 im Kanton Luzern zu 14 Fällen von Fischsterben aufgrund verunreinigter Gewässer.
Umpumpen als häufigste Ursache
Wie schnell etwas passiert ist, zeigen Beispiele mit Fischsterben als Konsequenz aus dem vergangenen Jahr:
- Ein Landwirt hat Wasser in die Güllegrube eingeleitet und den Vorgang nicht überwacht. Die Güllegrube ist überlaufen, dabei ist Gülle via einen Schacht in einen Bach gelangt.
- Durch falsche Stellung eines Schiebers bei der Güllepumpe gelangte die Gülle via Spülwasserleitung in einen Bach statt aufs Feld.
- Ein Riss in der Jauchegrube führte zu Abfluss von Gülle in die Meteorleitung und dann in einen Bach.
Selbst wer alle Vorgänge überwacht, ist nicht vor einem Unfall gefeit. Denn einiges spielt sich unter Tag ab. Etwa die Lagerung oder Leitungen.
Bauernverband will Innovationen fördern
LBV-Präsident Markus Kretz ruft nebst sorgfältiger Lagerung und Ausbringung weiter zu Innovationen auf. Spontan nennt er etwa einen optischen Hinweis bei der Pumpe, eine Art Licht, die das Laufen der Pumpe verdeutlicht. Gemäss Statistik passieren nach wie vor die meisten Unfälle wegen ungenügender Überwachung beim Umschlag. Vor allem bei unsachgemässem und unbeaufsichtigtem Umpumpen sowie Fehlmanipulationen bei Schiebern bestehe die Gefahr, dass Gülle austritt und in die Gewässer gelangen kann, heisst es in der Medienmitteilung.
Weitere Informationen: www.luzernerbauern.ch