Um die sozialen Bedürfnisse der Bauernfamilien besser zu verstehen, wurde 2022 bei 354 Schweizer Landwirt(innen) aus unterschiedlichen Produktionsrichtungen eine Umfrage dazu durchgeführt, wie wichtig ihnen verschiedene Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit sind.
Altersvorsorge, faire Preise, Work-Life-Balance
Die Befragung hat gezeigt,
- dass es ihnen in erster Linie wichtig ist, für sich, aber auch für die Ehegattin bzw. den Ehegatten über eine Altersvorsorge zu verfügen.
- Zentral ist für sie ebenfalls, dass die Preise und das Einkommen für ihre Arbeit fair sind, damit sie ihre Familie versorgen können. Das gilt insbesondere für in der Milchproduktion sowie in der Nutztierhaltung tätige Personen.
- An dritter Stelle werden die guten Kontakte mit der Bevölkerung und die Information der Öffentlichkeit über die landwirtschaftliche Praxis genannt. Dieser Aspekt ist vor allem für jene von Bedeutung, die sich von der Bevölkerung, die ihre landwirtschaftlichen Praktiken nicht mitträgt (wie etwa die Verwendung von Pestiziden), zu wenig wertgeschätzt fühlen.
- Schliesslich erwähnten die befragten Personen auch, dass es ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben braucht, um Zeit für Familie und Sozialleben zu haben.
- Einige Tierhalter(innen) glauben allerdings nicht, dass ein solches Gleichgewicht auf ihrem Betrieb überhaupt möglich ist, da die Tiere jeden Tag rund um die Uhr betreut werden müssen, weshalb sie keine Ferien nehmen können.
Vier Typen
Es ergaben sich vier Typen von Landwirt(innen):
- Zukunftsorientiert: Sie interessieren sich für Innovationen, wollen ihr Einkommen optimieren, gleichzeitig aber Sorge zur Umwelt tragen.
- Produktionsorientiert: Sie konzentrieren sich auf die Produktion und halten die Umweltschäden für vernachlässigbar.
- Leidenschaftlich: Sie betreiben Landwirtschaft aus moralischen Gründen und Freude und wollen die Nachfolge auf ihrem Betrieb sicherstellen.
- Konservativ: Sie sind vorsichtig, wenn es um Risiken und neue Praktiken geht.
Zukunftsorientierte sehen Einkommensniveau positiver
Die Ergebnisse aus der Befragung hätten laut Agrarbericht 2023 gezeigt, dass zukunftsorientierte Landwirtinnen und Landwirte bessere Kontakte und Beziehungen zur Öffentlichkeit und zu anderen Akteuren aus dem Landwirtschaftssektor (z. B. Bauernverbände und kantonale Behörden) pflegen als konservative, leidenschaftliche und produktionsorientierte Landwirtinnen und Landwirte. Sie sehen ihr Sozial- und Familienleben sowie ihr Einkommensniveau auch positiver als konservative und leidenschaftliche Landwirtinnen und Landwirte.
Innovation fördern
Daraus schliessen die Forschenden, dass Innovation zu sozialer Nachhaltigkeit beitragen könne - und gefördert werden sollte, «damit alle Landwirtinnen und Landwirte bessere Erfahrungen mit sozialer Nachhaltigkeit machen».