Die 39 Prozent Zusatzzölle auf Schweizer Exportprodukte in die USA sind seit Donnerstagmorgen in Kraft. Daran konnte auch die Reise der Bundesräte Guy Parmelin und Karin Keller-Sutter nach Washington nichts ändern. «Aber ich hoffe schon, dass dieser Zoll bis in zwei Wochen wieder weg ist», sagt der Zürcher SVP-Nationalrat und Landwirt Martin Haab. Die Frage ist, wie das nach den augenscheinlich bisher gescheiterten Verhandlungen noch zu erreichen ist.
Beim Bundesrat kein Thema
«Die Landwirtschaft ist nicht schuld am hohen Handelsbilanzdefizit der Schweiz gegenüber den USA», hält Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands, fest. Für ihn wäre es daher sachfremd, etwa beim Rindfleisch Zugeständnisse zu machen. Vonseiten Bundesrat sei Fleisch als Verhandlungspfand nicht ins Feld geführt worden, erzählt Martin Haab. «Aber wir haben klar gesagt, dass es hier eine rote Linie gäbe.» Sollten doch Zollerleichterungen für US-Fleischimporte kommen, müsse man nochmal über die 3000 t zollfreien Einfuhren im Mercosur-Abkommen sprechen. «Und es gäbe einen Riesendruck auf weitere sensible Landwirtschaftsprodukte», warnt Haab. Zollbefreite Zitrusfrüchte würden hingegen die heimische Obstproduktion kaum ruinieren. «Es kommt nicht darauf an, ob wir die Zitronen aus den USA oder der EU importieren. Und man isst ja dann trotzdem nicht plötzlich Zitronen statt Äpfeln.»
Im Gegensatz zu Fleisch war laut Martin Haab Käse im ersten Verhandlungspaket des Bundesrats erwähnt. «Wir haben da klar interveniert und gesagt, das sei ein No-Go», so der SVP-Nationalrat. Zwar wolle kaum ein Schweizer Konsument US-Käse kaufen, ist sich Haab sicher. «Aber es geht ums Prinzip und problematisch könnten Halbfertigprodukte werden, die wir am Ende auf der Pizza haben.» Es könnten zudem auch andere Länder Zollerleichterungen beim Käse fordern, wenn die Schweiz ebensolche gegenüber den USA gewährte.
[IMG 2]
Wie hart wird es?
Vonseiten Wirtschaft sei den Landwirtschaftsvertretern nahegelegt worden, einen potenziellen Deal mit den USA ja nicht scheitern zu lassen. Aber wie Martin Rufer betont auch Martin Haab, dass sich mit Zugeständnissen im Landwirtschaftsbereich kaum viel am Handelsbilanzdefizit ändern liesse – und dieses ist schlussendlich die Begründung des US-Präsidenten für seine weltweite Zolloffensive. «Wir gehen nicht davon aus, dass sensible Landwirtschaftsprodukte betroffen sind», so Rufer.
Bleibt die Frage, wie hart landwirtschaftliche Exportprodukte aus der Schweiz von der Zollkeule getroffen werden. «Der Gruyère wird in den USA für 35 Dollar pro kg verkauft», gibt Martin Haab zu bedenken. «Ich glaube nicht, dass der Zusatzzoll da noch den Braten feiss machen würde.»
In den letzten zwei Jahren sei der Käseexport in die USA stark gewachsen, deutlich mehr als die Ausfuhren in die EU – obwohl mit Letzterer Käsefreihandel herrscht. Die Milch- und Käsebranche zeigte sich im April besorgt ob der angedrohten Zusatzzölle in den USA, aber Haab gibt sich zuversichtlich.
«Ich bin nicht sicher, ob der 39%-Zoll so ein grosses Problem wird. Obwohl ich hoffe, dass er nicht lange bleibt», wiederholt er und macht klar: «Egal, was der Bundesrat aushandelt; das letzte Wort hat das Parlament.» Die National- und Ständerät(innen) werden darüber entscheiden, wie die Schweiz auf Taten und Worte von Donald Trump reagiert.
Bundesrat bleibt «fest entschlossen»
Nach der Rückkehr von Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin aus Washington teilt der Bundesrat am 7. August 2025 mit, man sei «fest entschlossen», die Gespräche mit den USA fortzusetzen. Dies mit dem Ziel, «so rasch wie möglich» eine Senkung der zusätzlichen Zölle auf Schweizer Güter zu erreichen. In Kürze würden zudem mögliche Entlastungsmassnahmen für Unternehmen vertieft diskutiert. Den weiteren wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf will der Bundesrat laufend prüfen.