«Mittlerweile haben sich die Leute daran gewöhnt, dass man auf dem Eulenhof etwas andere Wege geht», erzählt Betriebsleiter Edi Hilpert, der im aargauischen Möhlin Gemüse und Obst für eine Solidarische Landwirtschaft anbaut. Der biologische Anbau interessierte ihn bereits in den Achtzigerjahren. Ab 1982 wurde Edi Hilpert von seinen Eltern mit der Umstellung des bislang konventionell wirtschaftenden Betriebes auf Bio betraut. 1990 übernahm er mit seiner Frau Käthi dann den Hof von seinen Eltern.

Selbst Sachen ausprobiert

Die Motivation, möglichst nahe an den Prinzipien der Natur zu arbeiten und doch rentabel zu wirtschaften, stand für Edi Hilpert im Vordergrund und veranlasste ihn zu mehreren Anbau-Experimenten auf seinem Hof. «Ich habe einfach selbst Sachen ausprobiert», erzählt der Landwirt, den der Begriff und das Prinzip der Permakultur in den Jahren nach der Hofübernahme bewusst begleitet. Inzwischen finden sich eine Vielzahl unüblicher Anbauweisen auf dem Eulenhof.

Baum-Zwischenraum nutzen

Was Permakultur angeht, liegt der Eulenhof bei den mehrjährigen Kulturen schon weit vorne. Die Grundidee ist, nicht einfach nur Hochstammbäume zu haben, sondern diese mit Niederstammbäumen oder Wildobststräuchern zu vergesellschaften. In der Reihe gepflanzt, wechselt sich somit ein Hochstammbaum mit einem Niederstammbaum ab. Die Wuchslinie wird so unterbrochen und der Raum wird optimal ausgenutzt. Die Vermischung der Kulturen ist ein klassisches Merkmal der Permakultur.

In Streifen angebaut

«Neben den Hochstammbaum-Reihen haben wir dann einen Streifen der bewusst mindestens einmal jährlich mit dem Pflug bearbeitet wird, so dass die Bäume tiefer wurzeln», erzählt Edi Hilpert. Die Streifen werden abwechselnd mit extensiven Gemüse, zum Beispiel mit Zichoriensalat (Cicorino Grumolo ­Verde und Cicorino Rossa di Verona), Nüsslisalat oder Kleegras bepflanzt. Daneben werden intensivere Gemüsekulturen angebaut. Dadurch entsteht auf dem Feld eine hohe Vielfalt.

Kein nackter Boden

Ein weiteres Praxisbeispiel der Permakultur auf dem Eulenhof sind die Kartoffelreihen. «Zwischen den Reihen habe ich Klee gesät, damit es keine Erosion gibt, denn wir haben hier einen erosionsgefährdeten Boden», sagt Edi Hilpert. Schaut man in die Natur, kann man gut beobachten, dass nackter Erdboden nur selten sichtbar ist. Die empfindliche Erde wird je nach Standort recht schnell überwuchert. In der Permakultur achtet man ebenfalls darauf, nackten Boden zu vermeiden. «Auf unserem Betrieb ist das das Ziel. Ganz vermeiden kann man es aber nicht immer», sagt der Landwirt.

Marienkäfer gegen Blattläuse

Ein funktionierender Kreislauf ist beim Ungeziefer zu beobachten. Durch die grosse Vielfalt bei den Kulturen treten weniger Probleme mit Blattläusen auf. Das frühe Vorkommen von Blattläusen beispielsweise beim Holunder, fördert wiederum das Vorkommen von Marienkäfern. So bildet sich ein gutes Gleichgewicht.

Grosser Mäusefrass

Ganz anders sieht es bei den Mäusen aus. Denen gefällt auch besser, je natürlicher es ist. Als Edi Hilpert die ersten, vom ­Vogelschutzverein geförderten Hochstammbäume gepflanzt hat, wollte er, ganz nach Permakultur-Ideologie, allein die Natur mit der Schädlingsbekämpfung betrauen. Von den Bäumen haben schlussendlich nur zwei oder drei überlebt. Die restlichen wurden an der Wurzel von den Mäusen angefressen, weil Hilpert nichts gegen sie unternommen hat. «Es ist halt kein Wald, wo einfach der nächste Baum kommt, wenn einer gefressen wird. Deshalb machen wir heute oft ein Geflecht um die Wurzeln und stellen Mausefallen», erzählt der Landwirt. So fängt er im Jahr etwa 600 bis700 Mäuse. Die Schwänze können bei der Gemeinde abgegeben werden. Dafür bekommt er je einen Franken.

Eine Herausforderung, aber eine gute

Einen Mehraufwand stellt die Bewirtschaftung nach Permakultur-Prinzipien sicher dar, das bestätigt auch Edi Hilpert. «Es ist schon eine Herausforderung, aber eine gute», sagt er. Den idealistischen Gedanken auf einen Nenner mit der Wirtschaftlichkeit zu bringen, ist nicht immer einfach. «Ich fand zum Beispiel die Idee, alle Arbeiten auf dem Feld von Hand zu verrichten und keine Maschinen zu nutzen, schon immer faszinierend», erzählt Edi Hilpert, der PS-starke Traktoren schon als junger Bub untypischerweise wenig interessant fand.

Hilfe in Sachen Wirtschaftlichkeit

«Wirtschaftlich kann ich das aber einfach nicht machen. So erachte ich heutzutage ein vernünftiges Mass an Technik als sinnvoll». Seit diesem Jahr zählen Permakultur-Flächen als beitragsberechtigt. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat für Betriebe mit Permakultur einen offiziellen Flächencode vorgesehen (wir berichteten). Landwirte, die Permakultur ­betreiben, können damit ihre ­Flächen effektiv für Direktzahlungen anmelden. Das hilft in Sachen Wirtschaftlichkeit. Auch Edi Hilpert befürwortet diese Neuerung: «Ich finde es sehr gut, dass Permakultur jetzt eine Anbauweise ist, die man anerkennt und respektiert.»

 

Betriebsspiegel

Name Edi und Käthi Hilpert

Ort Möhlin AG

Produktionsart Bio

Fläche 15,2 ha Eigenland und 5,8 ha Pachtland

Arbeitskräfte 15 Personen

Tiere 22 Bienenvölker

Betriebszweige Obstanbau mit zirka 520 Hochstammbäumen und zirka 250 niederen Apfel- und Zwetschgen- bäumen sowie diversen Wildobststräuchern und Beeren. Gemüsebau im Freiland und im Folientunnel, Staudengärtnerei.