Der 24-köpfige Vorstand des Schweizer Bauernverbands (SBV) wird im November anlässlich der Delegiertenversammlung um fast einen Drittel erneuert. Wie der Stv. Direktor Urs Schneider auf Anfrage bestätigt, sind bis anhin folgende Rücktritte und Nominationen eingegangen:
- Für den zurücktretenden Hans Frei vom Zürcher Bauernverband (ZBV) ist sein Nachfolger als ZBV-Präsident, Martin Haab, nominiert.
- Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP) scheidet altershalber aus und soll durch den 1. Vizepräsidenten der SMP, Christophe Noël ersetzt werden (s. Artikel unten).
- Junglandwirte-Vertreter Christian Galliker scheidet ebenfalls altershalber aus (er hat das oberste Junglandwirte-Alter von 35 Jahren erreicht). Für ihn soll der Bündner Ursin Gustin nachrücken.
- Für den bisherigen Thurgauer Vertreter Markus Hausammann ist die neue Co-Präsidentin des Verbands Thurgauer Landwirtschaft, Maja Grunder nominiert.
- Jakob Lütolf tritt zurück als Luzerner Vertreter. Sein Nachfolger soll der designierte neue Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands, Markus Kretz werden.
- Jakob Lütolf bleibt dem SBV-Vorstand aber voraussichtlich erhalten, denn er soll den demissionierenden Josef Murer vom Zentralschweizer Bauernbund ersetzen.
- Als Ersatz für die Bäuerinnen- und Landfrauenvertreterin Liselotte Peter ist Ursula Egli aus dem Kanton St. Gallen vorgesehen.
- Offen ist schliesslich noch die Nachfolgekandidatur für den zurücktretenden Samuel Pfister von AgriJura. Laut Urs Schneider ist hier noch unklar, ob die Ersatzkandidatur aus dem Kanton Jura oder Neuenburg stammen soll.
Hoher Andrang für den freien Platz im Präsidium
Mit dem Rücktritt von Hans Frei wird auch im vierköpfigen Präsidium des SBV ein Platz frei. Zwecks bürgerlichem Parteienproporz ist hier neben dem CVP-Vertreter Markus Ritter und dem FDP-Mann Fritz Glauser ein SVP-Vertreter gesetzt. Offiziell einge-gangen sind bis anhin die Kandidaturen von Martin Haab (wir berichteten) und von Hans Jörg Rüegsegger.
Auf Anfrage bestätigen Alois Huber und Thomas Roffler, dass ihre Nominierung durch ihre Kantonalparteien kurz bevorsteht. Die Frist läuft noch bis zum15. Juli. In kurzen Beiträgen äussern sich die Kandidaten untenstehend zu Motivation und Zielen für das angestrebte Amt.
Die 16 Bisherigen
Im Vorstand verbleiben neben Vizepräsidentin Anne Challandes und ihren Präsidiumskollegen Markus Ritter und Fritz Glauser die folgenden bisherigen Mitglieder: Claude Baehler, Jürg Bärtschi, Pierre-André Geiser, Sem Genini, Willy Giroud, Alois Huber, Dominique Maigre, Stefan Müller, Meinrad Pfister, Thomas Roffler, Hans Jörg Rüegsegger, Andreas Vögtlin und Fritz Waldvogel.
Die vier Kandidaten über ihre Motivation und Ziele
Martin Haab, 58, Mettmenstetten - Der Zürcher für Produzierende
Der Kanton Zürich politisiert ja nicht immer auf der SBV-Mehrheitslinie. Mein Vorgänger als Präsident des Zürcher Bauernverbands, Hans Frei, ist ein starker Verfechter der produzierenden Landwirtschaft und ich habe eine sehr ähnliche Position. Es wäre gut, wenn dieser Drive im Präsidium des SBV vertreten bliebe. Es gibt Dinge, die sehen wir kritischer als andere im Vorstand, so etwa die Mitgliedschaft von IP-Suisse in der Agrarallianz. Es wäre zudem wichtig, dass nicht das ganze Präsidium aus Biolandwirten besteht, das ist auch in der Aussenwirkung etwas problematisch.
Alois Huber, 57, Wildegg - Der Aargauer für Koalitionen
Der Aargauer Vorstand kam mit der Idee, mich fürs Vizepräsidium als Kandidat vorzuschlagen. Mich würde das Amt sehr reizen. Ich bin seit rund sechs Jahren im SBV-Vorstand und im Nationalrat, das sind beides Vorteile. Zudem bringe ich den nötigen Rucksack mit, um mich für die Vollerwerbsbetriebe einzusetzen, ich stelle fest, dass in vielen Gremien vor allem Interessenvertreter für Kleinbetriebe im Vorstand sitzen. Auch mein ausgedehntes Beziehungsnetz könnte mir helfen beim Schmieden von Koalitionen, auch z. B. mit den Gemüseproduzenten, die ja aus dem Verband ausgetreten sind.
Thomas Roffler, 49, Grüsch - Der Bündner fürs Berggebiet
Es wäre gut, wenn die Alpwirtschaft und das Berggebiet wieder einmal im Präsidium des Schweizer Bauernverbands vertreten wären, das ist gegenwärtig nicht der Fall. Ich bewirtschafte einen gestuften IP-Betrieb und bin deshalb breit abgestützt mit Kenntnissen von Ackerbau und Milchwirtschaft. Als Präsident der Konferenz der Bauernverbände im Berggebiet bin ich auch gut im Bild über die Verhältnisse im übrigen Schweizer Berggebiet. Da ich zudem schon fünf Jahre im SBV-Vorstand bin, kenne ich die Mitarbeiter
und die Organisation des Verbands gut.
Hans Jörg Rüegsegger, 49, Riggisberg - Der Berner für 10 000 Bauern
Der Kanton Bern fristet mit seinen 10 000 Betrieben schon länger ein Mauerblümchendasein im Präsidium des Schweizer Bauernverbands. Nachdem die Ostschweiz zum zweiten Mal in Folge das Präsidentenamt innehat, dürfte auch der grösste Agrarkanton des Landes hier wieder einmal vertreten sein, das wäre auch wichtig für das Selbstbewusstsein der Berner Bauernfamilien. Ich bringe viel Erfahrung und Fachwissen mit, namentlich in den Themen Energie, Raumplanung, Bodenrecht und auch, was den noch nicht umgesetzten neuen Verfassungsartikel 104 a zur Ernährungssicherheit angeht.