Die wichtigsten Faktoren für einen grossen Schädlingsdruck durch den Buchdrucker (wie diese Borkenkäferart korrekt heisst) sind gestresste (oder vom Sturm gefällte) Fichten und hohe Temperaturen. Angeschlagene Bäume, die etwa unter Wassermangel leiden, können dem Borkenkäfer weniger Widerstand leisten als gesunde. «Unter Trockenstress produzieren Fichten weniger Harz, in dem der Buchdrucker stecken bleibt», erklärt Beat Wermelinger von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.
Schnellere Entwicklung
«Die warmen Temperaturen andererseits verschärfen nicht nur die Trockenheit, sondern beschleunigen auch die Entwicklung des Käfers», führt der Wald-Insektenforscher weiter aus. In den letzten Jahren traten daher auch schon drei statt der üblichen zwei Generationen pro Jahr auf. «Im Moment ist die erste Generation ausgeflogen und die zweite befindet sich in der Entwicklung. Ob es eine dritte geben wird, können wir noch nicht sagen.» Kantonal und regional seien die Unterschiede aber aufgrund verschiedener Regenmengen und Bodenverhältnisse sehr gross.
Die WSL unterhält eine Online-Karte, auf der der Flug der Buchdrucker-Generationen beobachtet werden kann.
Totes Holz leistet keinen Widerstand
Sturmholz bietet Buchdruckern einen idealen Lebensraum, denn tote Fichten kann der Käfer widerstandslos besiedeln. Der Buchdrucker profitiert also mehrfach vom aktuellen Klimawandel, der mehr Wetterextreme (Trockenheit und Stürme) und Hitze bringt. Als Massnahme bleibt (neben dem Klimaschutz und dem Pflanzen anderer Baumarten) nur das Abführen der gefällten Stämme nach einem Unwetter und das rechtzeitige Entfernen neu befallener Bäume.
Das können Sie tun
- Überwachung und Kontrollen von Bäumen und Beständen
- Tote Fichten (Sturmholz) und befallene Bäume bzw. deren Rinde wegführen
- Mischwälder fördern (Laubbäume und andere Nadelbäume als die Fichte, standortgerechte Arten wählen)
- Fichten nach Ausflug des Buchdruckers einen Monat stehen lassen (Nützlingsförderung)
Weitere Massnahmen gegen den Käferbefall finden Sie auf der Website der WSL.
Zusammen sind sie stark
Weisen Überwachungsfallen bis Ende Juni mehr als 12'000 gefangene Käfer auf, muss in der betroffenen Region mit Stehendbefall gerechnet werden. Dann nämlich können Buchdrucker in grosser Zahl gemeinsam eine lebende Fichte befallen und so ihren Widerstand brechen. «So ist es ein Zusammenspiel zwischen der Widerstandskraft des Wirtbaums und dem Befallsdruck, ob es zu Schäden kommt. In erster Linie geschieht dies durch einen Unterbruch im Wassertransport des Baums, den ein vom Käfer eingebrachter Pilz verursacht», erklärt Wermelinger.
Wann ein Befall sichtbar wird, hängt von der Jahreszeit ab. Im Frühling fallen frisch betroffene Fichten nach rund zwei Monaten durch eine sich verfärbende Krone auf. Kommt der Befall im Herbst, sterben die Nadeln erst mit dem Einsetzen der Transpiration im Frühling ab.
Hinweise auf einen Befall
Buchdrucker hinterlassen Spuren: Bohrmehl auf der Rinde oder dem Waldboden, abgeschlagene Rindenschuppen (sogenannte Rindenspiegel, die Spechte auf der Jagd nach den Larven verursachen), fahlgrüne bis gelbe Nadeln am oder unter dem Baum weisen auf einen Befall hin. Die betroffenen Bäume müssen vor dem Ausflug der Käfer zwangsgenutzt und anschliessend entweder sofort aus dem Wald abgeführt oder dann geschält werden. Werden weisse Stadien (Larven oder Puppen) gefunden, kann die Rinde nach dem Fällen und Entrinden der befallenen Fichte liegen gelassen werden: «diese Stadien vertrocknen», so Wermelinger. Kommen in der Rinde hingegen junge Käfer zum Vorschein, muss diese in genügendem Sicherheitsabstand vom Wald gelagert oder verbrannt werden. Sonst können sich die Käfer gemäss dem Entomologen verbreiten bzw. in der Streuschicht überwintern. Das Holz an sich bleibt vom Buchdrucker zwar unberührt, oft führt aber ein Blaupilz zu optischen Qualitätseinbussen.
Ausgeflogen?
Ökologisch gesehen ist diese einheimische Borkenkäferart ein Pionier; er besiedelt als Erster totes Holz und schafft mit seinen Gängen neuen Lebensraum. So kann es kontraproduktiv sein, Stämme direkt nach Ausflug des Buchdruckers zu fällen. «Während der ersten drei bis vier Wochen nachdem die Fichte vom Borkenkäfer verlassen wurde, beenden im Stamm natürliche Feinde wie Schlupfwespen ihre Entwicklung», begründet Beat Wermelinger. Diese Insekten sich kaum anders als über Totholz fördern. Um zu prüfen, ob der Borkenkäfer ausgeflogen ist, solle man je zwei etwa 20x20cm grosse Rindenstücke kontrollieren. Sind diese unbewohnt, lässt man den toten Baum am besten noch einen Monat stehen.
Laubbäume zur Prävention
Gemäss dem WSL-Fachmann gilt es, vermehrt Laubbäume zu fördern, sei es über Pflanzungen oder via Naturverjüngung, um schwerem Buchdruckerdruck vorzubeugen; «Dabei ist es wichtig, standortgerechte und zukunftsfähige Arten zu wählen». Natürlicher Weise wäre die Fichte im Mittelland auch gar nicht so stark verbreitet, wie sie es heute ist. Dieser Nadelbaum wurde vor allem aus ökonomischen Gründen gepflanzt. «Insofern bringt die Reduktion der Fichtenbestände durch den Borkenkäfer im Mittelland eine Annäherung an einen natürlicheren Mischwald», folgert Wermelinger.
Aus welchen Baumarten sich der Schweizer Wald der Zukunft zusammensetzen wird, muss sich noch zeigen. Die aktuell vorherrschende Buche jedenfalls hatte unter der zunehmenden Hitze der vergangenen Jahre ebenfalls stark zu leiden.