Die «Querbeete» sind ein Gemüsefeld in Zürich-Seebach, also mitten in der Stadt. Es ist per öffentliche Verkehrsmittel einfach erreichbar. Zusätzlich hilft ein Plakat, dass man es leicht findet. 

Die Parzelle gehört zum Weidhof, einem Biohof, den die Stadt Zürich an Landwirt Markus Götsch und Familie verpachtet. Götsch kümmert sich um die Grundbodenbearbeitung des Ackers, bepflanzt wird er im März/April reihenweise von Ueli Ansorge und Tinu Balmer von der Gemüsekooperation Dunkelhölzli in Zürich. 

In Deutschland als Krautgärten bekannt

Auf dem Feld wachsen nebeneinander zirka 25 verschiedene Gemüse «von A wie Aubergine bis Z wie Zwiebel», sagt Ueli Ansorge mit einem Schmunzeln. Vor der Übergabe an die Gärtner(innen) spannen Ansorge und Balmer quer zu den Reihen Schnüre: Aus den Längsreihen mit einer Sorte entstehen Reihen mit einem Gemüsemix.

«In Deutschland kennt man solche Projekte unter dem Namen Krautgärten», sagt Ansorge. Er und Tinu Balmer sind schon eine Weile als Solidarische Landwirte in der Grossstadt unterwegs. Zum Projekt Querbeete ­kamen sie, weil sie sich mit Gemüseanbau und dem Umgang mit Freiwilligen auskennen. Die Kantone Zürich und Aargau suchten nämlich unter dem Namen «Neue Nutzungen» alternative biodiversitätsfördernde Arten von Nutzungen. Krautgärten entpuppten sich als solche. 

Ein einfacher Einstieg ins Gärtnern

In Zürich-Seebach können seit 2017 26 Pächter(innen) auf Parzellen à je zirka 45 m2 ihr eigenes Biogemüse ziehen. Der Saisonbetrag beläuft sich auf 220 Franken pro Querbeet. Die Kosten verstehen sich inklusive Erstbepflanzung, Wasser und Benützung von Gartenwerkzeug, das vor Ort zur Verfügung steht. 

 

Preisvergleich mit Schrebergarten

Ein Schrebergarten in der Stadt Zürich kostet pro Jahr zirka 350 bis 450 Franken Pacht. Einmalig muss das Gartenhaus vom Vorpächter übernommen werden. Der Betrag hierfür ist gemäss Kleingartenverordnung auf maximal 5000 Franken festgelegt. 

 

«Ein Querbeet ist ein Garten für Einsteiger. Man kann mal schauen, wie das so funktioniert», erklärt Ueli Ansorge. Doch wer die ganze Saison über Gemüse ernten will, muss sich auch hier ins Zeug legen. Wer keine Freude daran hat, wäre vielleicht mit einem Gemüseabo besser dran. Bei Ansorge bekommt man ein solches in mittlerer Grösse für 1080 Franken plus zwei zu leistende Arbeitstage. Die jeweils 3,5 kg Gemüse reichen für drei bis vier Personen und werden während zirka 35 Wochen geliefert. 

Finanziell spannend für den Landwirt

«Richtig gut verdienen würden wir, wenn die Fläche grösser wäre.»

Ueli Ansorge einer der Bauern des Projekts Querbeete.
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Ueli Ansorge bepflanzt die Querbeete. (Bild Esther Thalmann)

Der Arbeitsaufwand bei den Querbeeten sei für die Landwirte überschaubar, die Einnahmen decken alle Kosten und generieren einen Lohn von 25 Franken pro Stunde. «Richtig gut verdienen würden wir, wenn wir eine grössere Fläche bewirtschaften könnten», meint Ueli Ansorge. Ein Grund, weshalb die Parzelle nicht grösser ist, sind Altlasten, die beim Wiesenumbruch zum Vorschein kamen. Ebenfalls spannend wäre, wenn er und Balmer vor Ort Pflanzen für die Zweitbepflanzung bereitstellen und verkaufen könnten. «Die Parzelle ist jedoch für die Selbstbedienung zu weit von unserem Betrieb entfernt. Es wird den Gärtnern und Gärtnerinnen bereits so Gemüse gestohlen.»

Eine weitere Knacknuss sei die Biozertifizierung der Fläche. Die Seebacher Parzelle hat Markus Götsch aus der landwirtschaftlichen Nutzfläche herausgenommen. Er will nicht riskieren, den Biostatus zu verlieren, wenn jemand der Pächter(innen) versehentlich gegen die Vorschriften verstösst. 

Gut laufendes Vermarktungs-Modell

Damit das möglichst nicht passiert, erhalten die Gärtner(innen) ein Merkblatt mit Tipps zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten. Zudem kann man sich jederzeit per E-Mail bei den Fachmännern Rat holen. «Man kommt über die Querbeete mit den Konsumenten und Konsumentinnen ins Gespräch über die Landwirtschaft und das macht doch Freude als Bauer», so Ansorge. 

Unterdessen hat sich, laut Ueli Ansorge, aus dem Pilotprojekt Querbeete ein gut funktionierendes Modell entwickelt, für das ohne grossen Werbeaufwand jedes Jahr Pächterinnen und Pächter gefunden werden können. Bereits Ende Januar waren alle Parzellen für dieses Jahr vergeben.