Das Bäregg-Frauen-Forum befasste sich vergangene Woche mit dem Thema Stress im Alltag – Fakten und Tipps zum Umgang mit Stress. Als Referent war der Psychologe Timur Steffen geladen, der den rund 30 Frauen am Inforama Emmental, Bärau, aufzeigte, was Stress eigentlich genau ist und mit welch einfachen Übungen sich zu viel Stress abbauen lässt.
Etwas Stress braucht der Mensch
Biologisch gesehen ist Stress nichts anderes als Energie im Körper. Und so ist Stress sinnvoll, um überhaupt reagieren zu können. Ein gewisses Level ist nötig, um leistungsfähig zu sein, erklärt Timur Steffen. Aber wie bei vielem anderen auch, «macht die Dosis das Gift». Es gebe also das optimale Stresslevel. Was wohl nur wenige wissen, nicht nur zu viel Stress, auch zu wenig Stress kann krank machen. Da spricht der Experte dann von einem Boreout. Das Gegenteil, Burnout, ist wohl den meisten ein Begriff. Unser Körper ist bestrebt, uns auszugleichen, doch gelingt das nicht immer und wir fallen aus dem Gleichgewicht.
Beobachtungen ansprechen und nicht aufgeben
Als Burnout bezeichnet Timur Steffen eine emotionale Erschöpfung, das Gefühl der Überforderung und eine reduzierte Leistungszufriedenheit. Von einem Burnout betroffen sind Menschen, die etwas leisten wollen. Und das sei ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist, so der Psychologe. Viele der Betroffenen müssen sich mit den eigenen inneren Gesetzen auseinandersetzen, wie etwa: Wer etwas leistet, ist etwas wert. Wer sich selbst schlecht Bestätigung geben kann, ist gefährdeter. Ein Burnout sei vom Zustand her wie eine Depression, doch der Weg dahin verläuft anders, erklärt Timur Steffen. Er macht deutlich auf die Warnsignale eines Burnouts aufmerksam. Diese sind:
- In einem frühen Stadium allmählich zunehmende Gefühle von Müdigkeit
- Energiemangel
- Unausgeschlafenheit. Gleichzeitig tritt vermehrtes Engagement auf, Betroffene geben noch mehr Gas
- eigene Bedürfnisse werden verleumdet
- Unlustgefühle nehmen zu
- soziale Beziehungen verkümmern
- Hobbys werden zunehmend vernachlässigt
- manchmal werden die Symptome mit Medikamenten kompensiert.
Betroffene merken meist lange nichts oder wollen es nicht wahrhaben. Timur Steffen macht deutlich: «Ich will euch stärken, wenn ihr das bei jemanden bemerkt, traut euch und sprecht es an.» Dabei müsse man sich aber bewusst sein, wahrscheinlich einen Korb zu bekommen. Dran bleiben und nicht aufgeben, laute da die Devise, fordert der Psychologe.
Das Thema muss enttabuisiert werden
Er ist sich bewusst, dass es schwierig sei, solche Themen anzusprechen. Er gibt den Frauen folgenden Rat mit auf den Weg: In Worte fassen und mitteilen, was einem aufgefallen sei. Etwa, indem man den Satz beginnt mit: «Ich habe die Beobachtung gemacht, dass …». Timur Steffen betont: «Alles, was ihr probiert, ist besser, als nichts zu tun.» Es sei enorm wichtig, dass Themen rund um den ungesunden Stress enttabuisiert würden. Zwei anonymisierte Beispiele einer Bäuerin und einer Landwirtin zeigen deutlich auf, wie unterschiedlich Stress wahrgenommen wird. Und so muss auch jede selbst herausfinden, was ihr hinsichtlich Stressbewältigung gut tut, um in der Balance zu bleiben. Dass das Thema Stress uns alle angeht und wohl jede in irgendeiner Form weniger oder eben auch mehr von Stress betroffen ist, zeigt die kurze Gesprächssituation in kleinen Gruppen, für die Timur Steffen Fragen als Leitlinien vorgibt. Die Frauen sind kaum mehr zurück in den Saal zu bewegen, da sie so ins Gespräch vertieft sind. Zum Thema Stress und Depression gebe es sehr viel Literatur, so der Psychologe. Und: «Seid gwundrig, probiert was aus.» Man merke schnell, was gut tue und den Stress weniger wirken lasse. Und wenn der Stress überhand genommen hat, gilt es, sich dies einzugestehen und entsprechende Hilfe zu holen. Ein Test auf der Website des Berner Bündnis gegen Depression hilft dabei herauszufinden, ob man nur schlecht drauf ist, oder doch mehr dahinter steckt.
Hier gehts zum Test: www.berner-buendnis-depression.ch