«Ein guter Boden ist zu 50 Prozent leer», sagt Sarah Singla. Sie spielt auf die Porosität an: Die Hälfte des Bodenvolumens sollte demnach mit Luft gefüllt sein. Singla vergleicht den Boden mit einem Brotteig: «Den bringt man nicht mit einem Traktor zum Aufgehen – sondern, indem man ihn liegenlässt.» Wie beim Teig seien es auch im Boden Mikroorganismen, die das Material lockern.
Der «dritte Weg»
Sarah Singla ist Landwirtin und leitet im französischen Canet-de-Salars einen Familienbetrieb, der seit 45 Jahren pfluglos bewirtschaftet wird. Sie bezeichnet die konservierende Landwirtschaft als «dritten Weg» zwischen konventionell und Bio – für Singla ist es der richtige Weg, den sie Berufskollegen und der breiten Öffentlichkeit erklärt. Zuletzt auch an der Jahrestagung von Swiss No-Till in Witzwil BE.
Ein aktives Bodenleben setze Glomalin frei, fuhr Sarah Singla fort. Wie ein biologischer Kleber halte dieses Protein die Bodenteilchen zusammen und stabilisiere die Krümelstruktur. Der Humusgehalt eines Bodens mache aber einen grossen Unterschied, denn für die Struktur- stabilität spielten der Anteil organi- scher Substanz und Ton zusammen: Das Verhältnis Humus zu Ton sollte idealerweise bei 17 Prozent liegen. «Die Direktsaat garantiert nicht, dass dieser Wert erreicht wird», stellte die Landwirtin klar.
Doch habe eine reduzierte Bodenbearbeitung eine Reihe von Vorteilen. So bleibe die durch Regenwürmer und Wurzeln geschaffene, vertikale Struktur des Bodens erhalten und es gebe keine horizontalen Verdichtungszonen, die Wasserfluss und Wurzelwachstum nach unten blockierten. Sarah Singla vertritt die Haltung, undogmatisch so viel (bzw. tief) zu bearbeiten, wie nötig. Bestehende Verdichtungen müssten gelockert werden, Erntereste aber nicht generell eingearbeitet. Das schütze den Boden vor Temperatur sowie Starkregen, spare Arbeit und Diesel. «Verschlämmung ist nicht die Folge von zu viel Regen, sondern von fehlender Bodenbedeckung.» Sie bezifferte den Wasserverlust durch Verdunstung im Sommer bei nacktem Boden nach der Stoppelbearbeitung mit 4 mm pro Tag. Im konservierenden System mit Pflanzenresten seien es nur 0,6 mm täglich.
Boden bedeckt halten
Am wichtigsten ist laut der Französin jedoch, den Boden möglichst mit lebenden Pflanzen bedeckt zu halten. «Sie holen die Energie aus dem Sonnenlicht und bilden mit ihren Wurzelexudaten die Basis für alles Bodenleben.» Gründüngungen seien
wie ein Schweizer Taschenmesser für diverse Ziele einsetzbar – man müsse sich bei der Auswahl der passenden Mischung aber darüber im Klaren sein, wozu sie dienen solle. Nicht zuletzt sind Gründüngungen eine Quelle diverser Nährstoffe für die Folgekultur. «Man kann auch entsprechenden Dünger kaufen. Aber das ist teurer und hat nicht die vielen positiven Nebeneffekte einer Gründüngung», gab Singla zu bedenken.
Man dürfe nicht zögern, diese Bodendecker zu düngen, auch wenn sich ihr Wert nicht primär an der oberirdischen Masse, sondern am Wurzelwerk bemesse.
Weg vom primären Traktorfahrer
Ihrer Meinung nach sind Gründüngungen der richtige Einstiegspunkt für die Direktsaat. Mit Winterweizen sei das System einfach umsetzbar und bringe erste Erfolge, die zum Weitermachen motivierten. «Wir müssen weg vom Traktorfahrer hin zum Bewirtschafter», appellierte sie angesichts der Faszination junger Landwirt(innen) für grosse und schwere Landmaschinen. «Traktorfahren ist kein Selbstzweck, das Ziel ist die Produktion von Lebensmitteln.»
Punkto Traktorfahren rechnete Sarah Singla vor, welche wirtschaftlichen Einsparungen die Direktsaat bringen könne. In ihrer Beispielrechnung kam sie auf 325 Franken pro Jahr. «Das heisst, man kann sich entsprechend tiefere Erträge leisten.» Ökonomie und Ökologie, Nutzen und Schützen gingen so Hand in Hand.