Nein, eigenes Holz habe er für den Neubau des Wohnhauses nicht verwenden können, sagt Sepp Hürlimann vom Hobüel. Im eigenen Wald gebe es fast nur Laubholz. Gleichwohl war für die Familie klar, dass sie diesmal mit Holz bauen wollen. Für die 1983 erbaute Scheune wurde seinerzeit für den Oberbau noch viel Holz vom eigenen Wald verwendet. Das 1990 erbaute Bauernhaus hingegen enthält ausser der Holzfassade und dem Dachgebälk wenig Holz, sondern wurde gemauert. «Bauen mit Holz war damals nicht mehr so üblich», sagt Hürlimann. Inzwischen seien das Bewusstsein und auch die Technik viel weiter fortgeschritten.
Planer wurde ausgewechselt
Nicht nur Bauherren, sondern auch Architekten würden endlich wieder vermehrt auf Holz setzen. Allerdings machte Hürlimann mit seinem ursprünglichen Planer andere Erfahrungen. Als er einen Holzbau vorschlug, habe der Architekt erklärt, damit kenne er sich nicht aus. Hürlimann beharrte auf Holz und wechselte den Planer. Stattdessen setzte er auf die auf Holzbauten spezialisierte Firma Rigi Holzplan GmbH aus Goldau, welche ihn beim Projekt fortan fachkompetent begleitete.
Bauern bauen mit Holz
Wir bringen in einer losen Folge Beispiele von Bauern, die beim Bauen auf Holz setzen. Auch solche, die nur wenig eigenen Wald besitzen. Und gleichwohl überzeugt sind, dass dieser einheimische Rohstoff aufgrund der vielen Vorteile mehr verwendet werden sollte. Gerade in der Landwirtschaft.
Entlassung aus Schutz
Es war ein spezielles Projekt, der Ersatzneubau des ehemaligen Elternhauses und Stöcklis. Der alte Holzbau, ein Zuger Bauernhaus, stand unter kantonalem Denkmalschutz. Die Substanz war zwar noch in Ordnung, eine Renovation gleichwohl nicht mehr sinnvoll, auch wegen der geringen Raumhöhen und ungenügender Wohninfrastruktur. So schaffte es Hürlimann – zwar gegen Widerstand –, dass der Altbau nicht erhalten werden musste.
Zudem konnte er von Verwandten vor wenigen Jahren ein baufälliges kleines ehemaliges Wohnhaus in der Nähe übernehmen. Weil dieses ebenfalls abgerissen wurde, konnte dessen Ausnützung übertragen werden. So konnte er auf seinem Betrieb nun im Ersatzneubau statt zwei neu drei Mietwohnungen erstellen. Davon sind zwei je rund 100 m2 grosse 4,5-Zimmerwohnung- und eine 3,5-Zimmerwohnung.
Baubewilligung kam zügig
Erste Ideen hätten sie schon vor vier Jahren gehabt, erzählt Hürlimann. Nach etwas in die Länge gezogener Planungszeit wurde schliesslich das Baugesuch eingereicht, die Baubewilligung kam zügig. Zu beachten war die Wesensgleichheit. «Aussenbalkone, ein Flachdach und eine helle Fassade hätte ich sicher nicht bewilligt bekommen.» So konnte er im Frühjahr 2019 die beiden Häuser abreissen und mit dem Neubau starten.
Ausser dem betonierten Kellergeschoss und Treppenhaus wurde ein Vollholzbau erstellt, von den Decken und Wänden bis zum Dach. Die verleimten 12 cm dicken Mehrschichtplatten wurden vom Schilliger-Werk in Haltikon geliefert. Nur wenige Innenwände sind verputzt, vielerorts sind die Holzplatten sichtbar. Der Bodenaufbau erfolgte aus verleimten Vollholzbalken, darüber ein rund 10 cm starker Faserbeton zur Schalldämmung. Darauf ist die Bodenheizung verlegt, und auf den Unterlagsboden schliesslich je nach Raum Steinplatten oder ein Laminat «Eiche rustikal».
«Ob wirklich alles Holz aus Schweizer Wäldern stammt, weiss ich nicht.»
Sepp Hürlimann legte beim Bau Wert auf Holz. Bei dessen Herkunft ist er sich aber nicht sicher.
Alle Wohnungen vermietet
An den Aussenwänden sind die Holzplatten zusätzlich isoliert, mit 2×100 mm dicken Flumroc-Platten, darauf ein Windpapier. Eine Dampfsperre sei nicht nötig gewesen, weil die Holzplatten verleimt seien, erklärt Hürlimann. Für Witterungsschutz sorgt schliesslich die hinterlüftete und druckimprägnierte dunkle Fichtenschalung. «Ob alles wirklich Schweizer Holz ist, weiss ich allerdings nicht.» Geheizt wird mit einer Wärmepumpe mit Erdsonde. Zwar sei eine Holzheizung anfänglich schon ein Thema gewesen, zumal Hürlimanns auch im Bauernhaus mit Stückholz heizen. Im neuen Haus mit ausschliesslich Mietwohnungen wurde allerdings darauf verzichtet.
Viele Eigenleistungen
Hürlimann glaubt nicht, dass ihn das Bauen mit Holz wesentlich teurer gekommen ist. Sie hätten aber viele Eigenleistungen erbracht, vom Aushub über die Mithilfe beim Baumeister, Zimmermann bis zum Dachdecken. «Nur beim Elektrischen machten wir gar nichts.» Hürlimann weist auf die schnelle Bauweise hin. Anfang Novem-ber 2019 wurden die Holzwände auf das Kellergeschoss gestellt, Anfang Dezember wurde bereits das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Anfang Sommer konnten die drei Wohnungen an bester Südlage hoch über dem Zugersee bezogen werden.
Betrieb Hobüel
Betriebsleiter: Sepp und Esther Hürlimann, fünf Söhne
(wobei drei aus erster Ehe)
Ort: Hobüel, Walchwil, Bergzone I und II
Flächen: 16 ha LN, davon rund die Hälfte Pachtland und 1 ha Wald.
Betriebszweige: Milchwirtschaft, 19 Kühe (Industriemilch für ZMP), Jungvieh, Kälbermast, wenige Hochstammbäume.
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Mithilfe Söhne, Betriebsübergabe in zwei Jahren vorgesehen