Wenn Stefan Reber von seinen Schützlingen erzählt, leuchten seine Augen und er lächelt. Er mag es, wenn sie Schabernack treiben, sieht ihnen beim Spielen zu, beobachtet ihre Entwicklung, erzählt den Besitzern von ihren Fortschritten und Streichen. Neben 17 Pensionspferden hat er drei Gruppen Aufzuchtfohlen, die er mit viel Sachverstand betreut.

Zurück nach Frauenkappelen

«Wir hatten schon immer Pferde», erzählt er. Jedoch so richtig sesshaft war seine Familie in der Vergangenheit nicht. Er wuchs im Aargau auf, doch dort mochte seine Familie nicht bleiben. Nach intensiver Suche konnten sie einen Betrieb in Riggisberg kaufen und kamen so zurück ins Bernbiet. Den elterlichen Betrieb seines Vaters in Frauenkappelen bewirtschaftet der Onkel. So kam es, dass Stefan Reber bald auf verschiedenen Betrieben in der Region als Betriebshelfer arbeitete. Und auf dem Pferdebetrieb auf dem Wohleiberg ist er schlussendlich geblieben. Als er dort Betriebshelfer wurde, war der Besitzer bereits im Pensionsalter und als er sah, wie gut der junge Mitarbeiter seine Sache machte, bot er ihm die Pacht an. Das war vor drei Jahren.

Handwerkliches Geschick

Bevor er den Betrieb übernahm, arbeitete Stefan Reber als Sanitär. Handwerkliches Geschick, das ihm zugute kam. Er hat an den Pferdeställen vieles kostengünstig selbst gebaut und optimiert. So kann er im ehemaligen Kuhstall, im Tenn oder in der Scheune Gruppen von Fohlen unterbringen. Dabei ist es ihm wichtig, den Bedürfnissen der einzelnen Tiere gerecht zu werden. Darum legt er den etwas scheueren Tieren auch mal ein Halfter an, gibt zusätzliche Vitamine und integriert neue Fohlen langsam und sorgsam. Kommt der Hufschmied oder der Tierarzt, übt er das Anbinden und Warten, vermittelt beim täglichen Gang auf die Weide viel Ruhe. Dank kleinen Gruppen von fünf bis acht Tieren kann er jedes Tier einzeln beobachten und die Fütterung der Entwicklung anpassen.

Individuelle Betreuung

«Oft entscheidet bei der Aufzucht in erster Linie der Preis», ist sich Stefan Reber bewusst. Darum gehen viele Fohlen in den Jura oder gar ins nahe Ausland. Bei Reber stellen die Leute ihre Fohlen ein, die Wert darauf legen, ihr Tier zu besuchen, es regelmässig aus der Herde zu holen, auf dem Sandplatz das Fohlen-ABC zu üben. «Das sind Dinge, die einem bei der späteren Ausbildung des Dreijährigen sehr entgegen kommen», weiss Reber aus Erfahrung. Ja, es könne gar den einen oder andern Unfall verhindern. Eine regelmässige Hufpflege und eine angepasste Fütterung rund um die Uhr seien ausserdem hilfreich, um späteren Stellungsfehlern oder Gesundheitsproblemen vorzubeugen. Das wissen auch seine Kunden, die sich die Aufzucht ihrer Fohlen 300 Franken im Monat kosten lassen. Rund das Doppelte der billigsten Angebote. «Man sollte die Aufzucht immer den späteren Zielen, die man mit einem Pferd hat, anpassen», so Rebers Philosophie. Und er hat es auch schon erlebt, wie Fohlen nach wenigen Wochen von einer billigen Aufzucht zu ihm wechselten, weil sie in den grossen Herden nicht zurechtkamen, in matschigen Ausläufen Hufprobleme bekamen oder zuwenig fressen konnten.

Keine halben Sachen

«Die kleineren Aufzuchtfohlen sind heute schon an der zweiten Paloxe Heu», betont er. Ausserdem hat der Lastwagen soeben ein Fuder einwandfreies Stroh abgeladen. Alles Dinge, die er seinen Schützlingen gönnt – gönnen will. Er mag keine halben Sachen und will seinen Kunden in die Augen sehen können und sagen, dass er die ihm anvertrauten Tiere mit bestem Wissen und Gewissen betreut. Er ist ein kommunikativer Mann, der in dieses städtische Gebiet gut passt und den Austausch mit seinen Kunden liebt.

Gute Voraussetzungen

Auf die Frage, wie man eine gute Fohlenweide erkenne, hat er keine schnelle Antwort. «Wenn die Tiere ruhig sind, neugierig gegenüber dem Menschen. Wenn das Fell glänzt, sie nicht husten oder mager sind», zählt Stefan Reber dann auf. Ausserdem sollten die Weiden gepflegt und nicht verunkrautet sein. Im Winter brauche es einen trockenen Auslauf, damit die Tiere täglich raus können an die frische Luft, ohne im Schlamm zu stehen. Auch im Sommer sollen sie täglich auf die Weide, dazu jedoch auch genug Heu bekommen. Die Tränken müssen sauber sein und rund um die Uhr zugänglich. Für die Sozialisation brauche es gleichaltrige Kameraden und möglichst keine erwachsenen Tiere, denn die würden das Spiel eher unterbinden. Beim Aufzählen schielt Reber immer wieder zu seinen Fohlen rüber, als möchte er sagen, so wie hier bei uns halt. Doch einen Wunsch hätte er noch: «Gäbig wäre es, wenn wir etwas mehr Weide hätten, damit in trockenen Sommern das Gras nicht knapp würde und damit ich nicht so viel Futter zukaufen müsste». Doch seine zufriedenen Jungspunde beweisen, es geht auch mit etwas weniger grosser Weide und etwas mehr Liebe.