«Man muss von der Sache überzeugt sein», sagt Beat Schürch zum Thema Biogas. Der Berner ist es: Gemeinsam mit seiner Frau Gabi führt er einen Biobetrieb im bernischen Weiler Bütikofen in der Nähe von Kirchberg; seit 2016 steht auf ihrem Hof eine Biogasanlage.
Unbekanntes Terrain
Eigentlich interessierten sich Beat und Gabi Schürch zunächst für eine Holzschnitzelheizung. Per Zufall seien sie dann auf die Firma Haral aus dem Berner Oberland gestossen, die kleine Biogasanlagen für Landwirtschaftsbetriebe konzipiert. Bald einmal waren sich die beiden einig: Anstelle einer Holzheizung wollten sie auf hofeigenes Biogas setzen.
«Kleine Biogasanlagen auf Bauernhöfen waren etwas nahezu Unbekanntes, als wir im Herbst 2014 mit den Planungen beginnen wollten», erinnert sich Beat Schürch. Bevor man aber konkrete Pläne habe machen können, seien erst umfassende Abklärungen nötig gewesen, führt er aus: «Da ging es beispielsweise um Baubewilligungen, aber auch um Aspekte des Brandschutzes. Alles in allem zogen sich die Abklärungen und die konkreten Planungsarbeiten dann über rund zwei Jahre hin.»
Profis am Werk
Die Pläne für die Anlage erstellte die GLB Emmental, die in der Folge auch die baulichen Arbeiten ausführte. In Sachen Biogas habe Niklaus Hari von der Haral GmbH dabei als Fachplaner mitgewirkt, erzählt Beat Schürch. Der Bau sei im Herbst 2016 innert kurzer Zeit erfolgt, berichtet der Berner weiter. Auf die Frage nach der Möglichkeit für Eigenarbeit wiegt er ab: «Es wäre sicher möglich, einiges selbst zu machen. Wir wollten die Bauphase aber zügig durchziehen und haben das deshalb mit der GLB jemand Externes machen lassen.» Absorbiert habe ihn der Bau trotzdem, meint Schürch: «Wenn man effizient arbeiten will, gehört der Bauherr auf Platz.»
Berner Oberländer Pioniere
Schürchs Biogasanlage ist eine Berner Oberländer Erfindung: Niklaus Hari und Pius Allenbach aus Reichenbach im Kandertal haben eine Biogasanlage konzipiert, die auch auf kleineren Betrieben funktioniert. Neben Familie Schürch betreiben im Bernbiet mehrere andere Landwirte solche Kleinanlagen. Dabei gibt es verschiedene Grössen: Für den Betrieb des kleinsten Anlagetyps sind mindestens 15 Grossvieheinheiten nötig, für den grössten rund 180.
In den Biogasanlagen der Haral GmbH entsteht durch das Vergären von Mist und Gülle Methangas, das in einem kleinen Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt wird. Das Besondere an der Anlage sei der darin verbaute Fermenter, sagte Niklaus Hari im vergangenen Winter gegenüber der BauernZeitung. Im Fermenter, einem isolierten Güllelager, finden die Gärung und die Ausgasung statt. Durch das labyrinthähnliche Anlegen des Fermenters erziele man eine höhere Energieeffizienz, erklärte er. Allerdings seien die Anlagen nicht ganz günstig, räumte Hari ein. Im Hinblick auf die effiziente Ressourcenverwertung und die hohe Emissionseinsparung lohne sich die Investition aber allemal
Von diesem effizienten Konzept überzeugt zeigte sich auch die Berner Organisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (AEE Suisse Bern). Sie zeichnete die beiden findigen Oberländer Hari und Allenbach im vergangenen Jahr mit ihrem Unternehmerpreis für erneuerbare Energien aus.
Arbeiten «nach Rezept»
Die kleine Biogasanlage ist auf Schürchs Hof leicht zu übersehen. Seitlich am Stall befindet sich die schmale Vorgrube, von der aus Mist und Gülle in den Fermenter gepumpt werden. Dieser ist vier Meter tief in den Boden eingelassen. Das ist nicht nur platzsparend, sondern verhindert auch das Entweichen der zur Fermentation nötigen Wärme von 42 Grad Celsius. DasAbbauprodukt kann mit dem Güllefass direkt an der Anlage abgepumpt werden.
Damit das reibungslos gelingt, muss die Mischung, die dem Fermenter zugeführt wird, stets gleich sein. «Man arbeitet quasi nach Rezept», meint Beat Schürch und lacht. Zum Mist-Gülle-Gemisch seiner 35 Milchkühe gibt er einen Teil Mist aus dem Laufstall, eine halbe Heckschaufel Kaffeesatz und einige Liter altes Speiseöl. «Es ist wichtig, dass stets ein gut fliessendes Gemisch zugeführt wird, damit das Rührwerk reibungslos arbeiten kann», erklärt Schürch. Für das Beschicken der Anlage müsse er täglich etwa eine Stunde aufwenden.
Wie ein Automotor
Das im Fermenter entstehende Methangas wird in einem hinter dem Stall im Boden eingelassenen Ballon gesammelt. Dieser Speicher hebt und senkt sich je nach Betriebszeit der Anlage beträchtlich. Schürchs Anlage läuft im Moment während rund acht Stunden am Tag, im Winter, wenn mehr Vieh im Stall steht und mehr Wärme gewonnen werden muss, das Doppelte.
Das anfallende Methangas wird anschliessend in einem kleinen Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei anfallende Wärme wird zu einem Teil zum Heizen des Fermenters aufgewendet und teils zum Beheizen von drei Häusern. «Das 16-kW-Kraftwerk funktioniert wie ein Automotor. So braucht es einen periodischen Service; etwa alle 500 Stunden steht ein Ölwechsel an», berichtet Beat Schürch.
Wichtige Vergütung
Die Energiegewinnung aus hofeigenen Ressourcen überzeugt aus ökologischer Sicht mehrfach: Hofdünger sind ein erneuerbarer Rohstoff, zusätzlich werden die klimarelevanten Emissionen des Betriebs gesenkt. Das Abbauprodukt, das nach der Fermentation nicht mehr starknach Gülle riecht, enthält noch immer sämtliche Nährstoffe. Beat Schürch ist von der Qualität des Düngers überzeugt: «Die Pflanzenverfügbarkeit ist sehr gut, das Fermentieren wertet den Dünger auf.»
Doch wie steht es um die Wirtschaftlichkeit der Anlage? «Das lässt sich nicht so einfach beziffern», wägt der Landwirt ab. So sei etwa die Menge des eingesparten Feuerholzes schwierig abzusehen. Der zentrale Punkt sei vielmehr die kostendeckende Einspeisevergütung durch den Bund, fährt er fort. Schürch weiss, wovon er spricht: Während der ersten drei Jahre musste er seine Anlage ohne den wichtigen Beitrag betreiben. «Während der Bauphase wurden die Spielregeln hinsichtlich der Einspeisevergütung geändert, und wir konnten unsere Anlage nicht anmelden – das hat uns drei Jahre gekostet», ärgert er sich. Seit 2019 erhält Schürch eine Vergütung, womit die Anlage nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich rentabel ist, wie er abschliessend sagt.