In den letzten 10 Jahren wurden sehr viele Pflanzenschutzmittel in der Schweizer Landwirtschaft verboten. Meist hatten wir Landwirte eine Alternative oder zumindest zwei bis drei Jahre eine Aufbrauchsfrist. Mit dem Verbot von Gaucho (Imidacloprid) 2019, das für die Saatgutbeizung der Zuckerrüben gebraucht wurde, sind wir zum ersten Mal in eine richtig grosse Sackgasse geraten. Dabei hat die Zuckerrübenbranche damals noch davor gewarnt, dass die Viröse Vergilbung massiv zunehmen könnte und dass wir keine Alternative haben.
Alternativ-Insektizide wirken sehr schlecht und schädigen Nützlinge
Und siehe da, nicht einmal zwei Jahre später müssen die Rübenbauern enorme Ernteeinbussen in Kauf nehmen, weil sich die Grüne Blattlaus explosionsartig ausbreitete im Frühling 2020. Und da kommt jetzt der grösste Frust: Der Bauer muss mit der Pflanzenschutzspritze Insektizide ausbringen, die nur sehr schlecht gegen den Schädling wirken, aber zum Teil nun die Nützlinge schädigen. Eine verkehrte Welt für den Rübenbauer, der seit 25 Jahre fast keine Insektizide mehr mit der Pflanzenschutzspritze ausgebracht hat.
Es besteht keine Bienengefahr durch Gaucho – die Zuckerrübe blüht nicht im ersten Jahr
Natürlich wird nicht abgestritten, dass Neonicotinoide für Bienen gefährlich sind, aber ich habe noch nie Honig von Zuckerrüben in der Schweiz bekommen, und das aus einem einfachen Grund: Die Zuckerrübe blüht erst im zweiten Jahr und ist somit absolut nicht attraktiv für Bienen im ersten Anbaujahr. Noch dazu werden pro 10'000 m2 nur 90 Gramm Imidacloprid für das Rübensaatgut, was 2 cm unter der Erde steckt, benötigt – genau so viel Wirkstoff ist in vier bis fünf Antifloh-Halsbändern für Hunde enthalten.
Es sieht schwarz aus für den Zuckerrübenanbau
Das Verbot von Gaucho hat eine besonders gravierende Folge, und zwar: der Tod des Schweizer Zuckers. Denn, wenn nicht sehr schnell reagiert wird, werden 2021 zu wenig Rübenflächen ausgesät. Dann haben wir nicht genügend Zuckerrüben, um unsere Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld auslasten zu können. Und eins ist klar, wenn ein Zuckerwerk schliesst, ist das für immer!
Es kann in Zukunft nicht mehr sein, dass sogenannte Ökoextremisten bei uns in der Schweiz die produzierende Landwirtschaft an die Wand fahren und auf der anderen Seite dann Lebensmittel aus Südamerika einfliegen lassen, wo der Urwald gerodet wird und wir absolut keine Kontrolle darüber haben, wie Nahrungsmittel produziert werden.