Wir brauchen eine neue Landwirtschaft – unter diesem Titel hat der Weltklimarat seinen Bericht von 2019 veröffentlicht. Und ja, wir haben dringenden Handlungsbedarf – weltweit! In der Pflicht stehen an erster Stelle Industrienationen. Um unseren Ressourcenverbrauch zu sichern bräuchten wir drei Erden. Die damit verbundenen Belastungen von Natur und Umwelt hinterlassen wir unseren Enkeln – ein Erbe, das nicht mehr zu reparieren ist. Niemand will sämtliche Einträge in Luft, Wasser und Boden der Landwirtschaft anlasten. Sie ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Sie produziert, was der Markt verlangt und die Politik zulässt. Die Fehlentwicklungen machen sich jedoch immer deutlicher bemerkbar.
Weitreichende Folgen absehbar
Nun kommen im Juni zwei Initiativen vor das Volk. Die weitreichenden Folgen für die Landwirtschaft waren früh absehbar. Zur Pestizidverbots-Initiative haben die Bio-Suisse-Delegierten eine klare Ja-Parole beschlossen. Mit dieser Vorlage wird die gesamte Gesellschaft in die Pflicht genommen. Auch Importe haben den Anforderungen zu entsprechen! Somit müssten nicht nur Biobetriebe keine existenziellen Ängste haben. Welch ein Entwicklungsschub würde bei einem Ja der Bevölkerung durch unser Land fegen. Die Schweiz würde zum weltweiten Leuchtturm und ihre Lösungen in die ganze Welt exportieren.
Die TWI hingegen wurde von unseren Delegierten in vergleichbarer Deutlichkeit abgelehnt. Wer den Initiativtext genau liest, wird die Argumente der Biobetriebe verstehen. Unsere treusten Kund(innen) aber verstehen den Entscheid nicht. Sie haben die Nase voll von einem Parlament, dessen Aufgabe es wäre, mit Weitblick zu handeln. Sie haben genug von einem Bauernverband, der dauernd von Markt spricht, aber immer nur Politik meint. Wie sonst ist es erklärbar, dass ein «halber» Gegenvorschlag in Form einer parlamentarischen Initiative nur gegen grössten Widerstand der bäuerlichen Politiker zustande kam? Dass eine AP 22+ – von allen Label-Organisationen dem Parlament dringend zur Beratung empfohlen –, sistiert wurde: eine grobe Fehleinschätzung des Schweizer Bauernverbands. Die Labels schaffen Wertschätzung in der Bevölkerung und verhelfen fast der Hälfte aller Betriebe zu mehr Wertschöpfung.
Zuviel Geld für eine wahre Abwehrschlacht
Noch unverständlicher, welche Unsummen nun aus der Landwirtschaft in eine wahre Abwehrschlacht gebuttert werden. Mit klugen Massnahmen hätten wir dieses Geld für sinnvolle Investitionen genutzt. Wer selbst zu moderaten Vorschlägen immer Nein sagt, selbst aber keine Ideen präsentiert, dem wird irgendwann das Vertrauen entzogen. Machtspiele in Bern – auf Kosten vieler landwirtschaftlicher Betriebe, die sich schon lange auf einem zukunftsträchtigen Weg befinden. Die TWI kann je nach Auslegung sogar Biobetriebe stark einschränken. Das würde bedeuten, dass künftig der Bauernverband und unser Parlament darüber entscheiden, welches Bio direktzahlungswürdig ist. Nach den Erfahrungen der letzten zwölf Monate kann ich nur sagen – nein danke!