Hofdünger ist der wichtigste Nährstofflieferant in der Schweizer Landwirtschaft. Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen auf dem Düngermarkt wird der hierzulande anfallende Rohstoff noch bedeutsamer. Deshalb werden die nährstoffreichen Hofdünger rege hin und her transportiert – eine Dienstleistung, die sowohl Viehhalter als auch Ackerbauern gerne in Anspruch nehmen.

Doch wie wirken sich die aktuell ebenfalls ins Schlingern geratenen Treibstoffpreise auf die Kosten aus? Und wie gefragt sind die Transporte? Die BauernZeitung hat bei einem Fachmann nachgefragt.

Der steigende Dieselpreis wirkt sich aus

«Die Preisentwicklungen beim Diesel schlagen sich natürlich auch bei unseren Rechnungen nieder», berichtet Roger Zimmermann, der seit 2017 in Mels SG ein Agrar-Dienstleistungsunternehmen führt. Zu seinen Hauptarbeiten gehören das Verschlauchen und der Transport von Hofdüngern. Je nach Auftrag ist Zimmermann bei den Nährstofftransporten mit einem Volvo-Sattelschlepper oder mit einem Traktor und einem 10 Kubikmeter fassenden Vakutec-Güllefass unterwegs. Bei Bedarf mietet Zimmermann weitere Lastwagen dazu.

Aktuell sei er mit den ersten Transport-Chargen für die Gülleausbringung im Getreidebau beschäftigt, erzählt Zimmermann. «Wenn wir dabei mit dem Traktor im Einsatz sind, werden unsere Dienste wegen der Dieselpreise aktuell pro Stunde um rund 5 Franken teurer. Wenn wir mit dem Lastwagen fahren, belaufen sich die Mehrkosten im gleichen Zeitraum auf rund 15 Franken.» Diese höheren Treibstoffkosten müsse er wohl oder übel verrechnen und auf die Kundschaft abwälzen, meint der Melser.

Die Kosten möglichst gering halten

Um die Treibstoffkosten möglichst gering zu halten, versuche er, die Fahrten möglichst effizient zu planen, sagt Roger Zimmermann: «Wenn der Anbieter und der Abnehmer möglichst nahe beieinander liegen, lassen sich die Kosten natürlich verringern.»

Zimmermann liefert dabei ganz unterschiedliche Mengen aus: «Von 54 bis 800, 900 Kubikmeter ist alles möglich. Wichtig ist dabei, dass die Nährstoffbilanz jeweils für jeden einzelnen Betrieb stimmt.» Im schweizweiten Vergleich gehöre er zu den kleineren Anbietern, meint Zimmermann, aber in der Ostschweiz und insbesondere im St. Galler Rheintal sei er gut ausgelastet. «Wir machen, was wir können, und das möglichst gut.»

Im Vergleich zu Kunstdünger ist Gülle klar im Vorteil

Auf die Frage nach den Entwicklungen auf den Düngermärkten und nach einem allfälligen Bedeutungszuwachs seines Metiers antwortet Roger Zimmermann prompt: «Der Transport von Gülle war immer schon wichtig. Aber angesichts der steigenden Düngerpreise werden Hofdünger für viele Landwirte natürlich noch einmal interessanter.»

Für die Lieferung der Hofdünger berechnet Zimmermann die branchenüblichen Preise, die aber wiederum mit den Düngerpreisen korrelieren. Damit liege er bislang unter den Düngerpreisen, die seinem Gefühl nach in nächster Zeit wohl nicht sinken würden, ist sich Zimmermann sicher.

Neben dem ökonomischen Aspekt nennt er gleich noch einen weiteren Faktor, der für den Nutzen des inländischen Rohstoffs spricht, nämlich die Ökobilanz: «Auch aus ökologischer Sicht ist es sinnvoll, die hierzulande anfallende Gülle zu nutzen, das liegt auf der Hand. Auch wenn wir Gülle führen, bleibt die Ökobilanz im Vergleich zu importiertem Kunstdünger um ein Vielfaches besser.» Zudem schliesse die Verwertung von Hofdüngern wichtige Kreisläufe, gibt Zimmermann zu bedenken.

Entwicklungen gehen in die richtige Richtung

Roger Zimmermann zeigt sich mit den aktuellen Entwicklungen in Sachen Nährstofftransporte zufrieden; Angebot und Nachfrage stünden in einem guten Verhältnis. Es sei einfacher geworden, die Gülle an den Mann zu bringen und das schlage sich auch in den Preisen nieder, sagt er: «Während sich vor einigen Jahren noch die Frage stellte ‹Wo soll ich mit meiner Gülle hin?›, verschiebt sich das Ganze langsam hin zur Frage ‹Wo bekomme ich die Nährstoffe für meinen Betrieb her?›» Das sind gute Voraussetzungen für die neue Gülle-Saison.