«Die Absage des Zibelemärits in Bern schmerzt mich sehr. Wir hatten zwar vermutet, dass er abgesagt wird, aber dennoch das Gegenteil gehofft.» Hanni Iseli, vom Familienbetrieb Iseli Gemüse und Früchte in Täuffelen, ist die Enttäuschung deutlich anzusehen. Die 78-Jährige lebt für das Trütschlen, wie das Binden der Zwiebeln zu Zöpfen genannt wird. «In der Zibelezeit bin ich glücklich», erklärt sie und lächelt. Die Haupt-Zibelezeit bei Iselis fängt aber nicht erst mit den Zibelemäriten an, sondern normalerweise bereits Mitte September. Dann nämlich beginnt Hanni Iseli mit Helfern die Zwiebeln zu putzen und mit Blumen zu Trütschen zu binden. Mit 21 Jahren hat sie geheiratet und seitdem jedes Jahr getrütschlet, erzählt sie. 

Beginn des Trütschlen wird vorverlegt

Trütschlen wird Hanni Iseli auch heuer. Aber eben viel weniger. «Es würde mir wahnsinnig fehlen, wenn ich gar nicht trütschlen könnte», betont die rüstige Seniorin. Der Umstände wegen wird Hanni Iseli schon in Kürze mit Trütschlen anfangen. Die Familie wird dann ein gewisses Sortiment mit an den Markt in Nidau nehmen, an dem sie jeweils am Mittwoch und Samstag ihre Waren verkauft. Allenfalls ergibt sich eine Möglichkeit, an einzelnen Tagen an den Wochenmarkt in Bern mit Trütschen zu fahren. Die Marktpolizei habe gegenüber Hanni Iseli am Telefon angetönt, dass sie jeweils einzelne Marktfahrende einladen wolle. Genaueres wissen Iselis  jedoch noch nicht.

Einzelne Tage den Wochenmarkt besuchen

Die BauernZeitung hat bei der Orts- und Gewerbepolizei, die auch für den Zibelemärit zuständig ist, nachgefragt. Diese Information sei richtig, aber noch sei nichts spruchreif, heisst es dort. Momentan sei man daran, ein Konzept zu erarbeiten, wie an den Wochenmarkttagen zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten. Zu gegebenem Zeitpunkt werden die Marktfahrerinnen, die am Zibelemärit im November anwesend gewesen wären, angefragt, ob sie Interesse an einer Teilnahme hätten. Was diese alternative Möglichkeit des Verkaufs der Trütschen  anbelangt, ist also noch etwas Geduld gefragt.

Der Zusammenhalt unter den Berufskollegen wird geschätzt

Der Familienbetrieb Iseli bringt die Trütsche aber nicht nur selbst unter das Volk. Normalerweise fertigen sie auch für andere Marktfahrer unzählige Zwiebelzöpfe. Da der Berner Zibelemärit und derjenige in Aarberg abgesagt sind, haben aber auch die Marktfahrerinnen reagiert und die bestellten Mengen runtergefahren. Zwar haben Iselis Marktfahrer, die aus «Goodwill» etwas Ware bestellt haben und an Marktständen verkaufen werden. Diese Berufskolleginnen helfen auch bei der Suche nach privaten Abnehmern mit, freuen sich die Iseli-Frauen. «Aber dennoch sind das im Vergleich nur noch Kleinstmengen, die so verkauft werden können», erklärt Tochter Gaby Iseli. Hanni Iseli betont: «Aber wir sind froh um jeden Zopf, den wir verkaufen können.» Denn für die Zibelezöpfe wird eine spezielle Sorte Zwiebeln angepflanzt, welche flacher ist. Zwar können diese Zwiebeln auch im Offenverkauf am Märit in Nidau verkauft werden. Doch ein Verkauf an die Gastronomie fällt weg. Köche bevorzugen eher grosse und runde Zwiebeln.

Was passiert mit den noch im Boden steckenden Zwiebeln?

Ein Teil der eigens für die Trütsche angebauten Zwiebeln wurde bereits geerntet. Ein weiterer Teil ist noch im Boden. Iselis wissen momentan noch nicht, ob sie diese Zwiebeln überhaupt regulär ernten wollen. Denn für diese Arbeit müssen sie zusätzliche Helfer anstellen, was wiederum Kosten bedeutet. «Hätten wir gewusst, was passieren wird, so hätten wir nicht so viel angesät», ist sich Hanni Iseli sicher. Noch offen ist, ob die Zibelemärite von Biel und Nidau stattfinden werden. So oder so bedeutet die Situation einen grossen finanziellen Verlust für die Familie. Um das genaue Schadensmass zu beziffern, ist es aber noch zu früh. 

Hoffen auf Bestellungen von Privaten

Hanni Iseli und ihre Familie hoffen nun auf zahlreiche private Kundschaft, die Trütschen bestellt und einen Ausflug ins Berner Seeland nach Täuffelen macht, um die Kunstwerke abzuholen. Denn verschicken können sie die Zöpfe nicht. Der Aufwand wäre für den kleinen Familienbetrieb schlicht nicht zu stemmen und auch finanziell nicht tragbar, bedauern Iselis.  

Weitere Informationen und Bestellungen aufgeben: www.iseligemuese.ch