Lachen, strahlen, sich freuen: Am Landwirtschaftlichen Zentrum Rheinhof in Salez SG konnten am vergangen Freitag 114 Frauen aus der Deutschschweiz den Fachausweis als Bäuerin entgegennehmen.

Für diesen Lehrgang entscheiden sich Frauen immer häufiger. Denn mit einem Fachausweis kann eine Bäuerin einen Bauernbetrieb führen sowie Direktzahlungen und Investitionskredite beziehen. Allein in der deutschen Schweiz sind es jährlich etwa 250 Frauen, die diesen Schritt gehen. In Salez waren dieses Frühjahr Bäuerinnen aus 16 Kantonen und im Alter zwischen 23 und 52 Jahren vertreten; das Durchschnittsalter lag bei 30,8 Jahre.

Breites Themenspektrum

Aus einer langen Auswahl-Liste entschieden sich 126 Absolventinnen der Ausbildung für eine Projektarbeit. Beliebt sind dabei vor allem Themen wie Er-nährung und Verpflegung, die Direktvermarktung, Gastronomie oder Bildung auf dem Bauernhof.

47 Bäuerinnen wählten eines dieser Themen. 17 Frauen entschieden sich für Prüfungsmodule wie Betriebslehre, Recht oder Buchhaltung. «Das heisst, 60 Expertinnen und Experten mussten sich mit interessanten Prüfungsarbeiten auseinandersetzen», erklärt Chefexpertin Marlen Betschart in ihrem Prüfungsbericht in Salez.

Endlich hatten auch die mündlichen Prüfungen wieder ohne Schutzmassnahmen durchgeführt werden können. Die Kandidatinnen und die Expertinnen schätzten es sehr, die Mimik und die Gesichtszüge des Gegenübers wahrnehmen zu dürfen. Marlen Betschart schloss ihren Bericht mit den Worten: «Bläst der Wind dir mal entgegen, lass dich darauf ein, denk ans Drachensteigen, Gegenwind kann Aufwind sein!»

Wissen vermitteln

Markus Hobi, Leiter des BZB Rheineck in Salez, ermuntert in seiner Begrüssungsrede die frisch gebackenen Bäuerinnen, das erworbene Wissen einzusetzen, um die Konsumentinnen und Konsumenten über die Landwirtschaft aufzuklären.

Referentin Carina Rohner aus Balgach konnte die Freude der Absolventinnen verstehen. Sie schloss vor wenigen Jahren die Ausbildung ebenfalls erfolgreich ab. In ihrer Ansprache gab sie den Frauen unter anderem mit auf den Weg: «Verrichtet eure Arbeit auf dem Hof mit Stolz, nur so können alle an einer starken Landwirtschaft arbeiten.»

Besondere Auszeichnung für starke Leistungen

Drei Absolventinnen wurden besonders ausgezeichnet. Alle drei schlossen mit der Note 5,8 ab und erhielten von der Schweizer Agrarmedien AG, zu der auch die BauernZeitung gehört, eine Urkunde und je 500 Franken.

Eine von ihnen ist Tamara Baerfuss. Sie machte die Ausbildung berufsbegleitend, da sie an drei Tagen in der Woche als Detailhandelsfachfrau arbeitet. Auf dem Krummacker-Hof, oberhalb von Pratteln BL, den sie zusammen mit ihrem Lebenspartner bewirtschaftet, kümmert sie sich in erster Linie um die Fleisch-Direktvermarktung. «Mir gefiel das Praktische», sagt sie über die Ausbildung. «Und ich lernte spannende Frauen aus unterschiedlichen Berufen kennen. Die Landwirtschaft war der gemeinsame Nenner.»

Handfeste Ausbildung

«Die Bäuerinnenschule ist eine handfeste Ausbildung», sagt auch Daniela Moser. Sie ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, gelernte Praxisassistentin und Naturheilpraktikerin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern in Leuggelbach GL auf einem «Hobby-Betrieb», wie sie es nennt. Bisher hält die Familie auf den zwei Hektaren Land Kaschmir-Ziegen und Appenzeller Spitzhauben-Hühner. Angedacht ist, künftig auf den zwei Hektaren Land «bio-intensiv» Gemüse anzubauen und direkt zu vermarkten.

Theorie und Praxis

Sandra Grob, die dritte Gewinnerin, hat eine Erstausbildung als medizinische Praxisassistentin. Doch dann lernte sie ihren heutigen Ehemann Stefan Grob kennen, Geschäftsführer des Familienunternehmens «Grob Gemüse AG» in Schlattingen TG. «Es schien uns sinnvoll, dass ich mir zusätzliches Fachwissen aneignete.»

Sandra Grob kümmert sich seit rund vier Jahren in der Firma um das Personalwesen. «Meine Abschlussarbeit schrieb ich daher über die Verbesserung der Integration von saisonalen Mitarbeitern», erzählt die 35-Jährige. Im Sommer beschäftigt das Unternehmen bis zu 240 Mitarbeitende. Spass machte ihr während der Ausbildung vor allem das Fach «Produkteverwertung». «Ich backe leidenschaftlich gerne.»