Draussen strahlte die Sonne, drinnen die Gesichter der Anwesenden. In der Mehrzweckhalle in Menzingen ZG trafen sich am Samstag mehr als 200 Gäste für die Fachausweis-Übergabe. Diesmal hatten 122 Frauen und ein Mann die Weiterbildung als Bäuerin FA oder bäuerlicher Haushaltsleiter erfolgreich abgeschlossen.
Wichtige Weiterbildung
«Weiterbildung war für Frauen nicht immer selbstverständlich, vor allem nicht bei den Bäuerinnen», sagte Sandra Schmid Koch bei der Eröffnung. Früher hätten die Frauen einfach eingeheiratet, waren Bäuerinnen, weil sie die Frau des Bauern waren. Das hat sich gründlich geändert. 1995 trat das revidierte Ausbildungsreglement in Kraft.
Wer seither die Bäuerinnenschule besucht, absolviert als 1. Stufe die Berufsprüfung und erwirbt dadurch den Titel «Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis» (Bäuerin FA). Für die 2. Stufe der höheren Berufsbildung Bäuerin steht diesen Frauen dann die Betriebsleiterschule offen, zu der bis ins Jahr 1999 nur Landwirtinnen und Landwirte EFZ zugelassen waren.
Module im Trend
Bei der Wahl der schriftlichen Projektarbeit zeigt sich seit längerem ein Trend hin zu den Selbstversorgungsthemen wie Gartenbau und Produkteverarbeitung. Gefragt ist auch das Modul «Haushaltführung», zu dessen Inhalten Zeit- und Selbstmanagement gehören.
Dem Leben näher
«Die Weiterbildung zur Bäuerin war ganz anders als meine Erstausbildung», sagt Caroline Hartmann, eine der Absolventinnen und ausgebildete Architektin FM. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie seit 16 Jahren einen Betrieb in Künten AG. «Denn es ging nicht nur um naturwissenschaftliches Wissen. Diese Weiterbildung war dem Leben näher. Familie, der Umgang mit der Natur und dem Wetter sowie Flexibilität werden in der Praxis sehr eng verknüpft und lassen so manchen Plan im Schatten stehen.»
Für die schriftliche Projektarbeit wählte die Mutter von drei Kindern das Thema «Steigerung der Selbstversorgung», da sich die Familie möglichst aus dem eigenen Garten ernähren möchte. «Da wissen wir, was drinsteckt.» Der Selbstversorgungsgrad mit dem 450 m2 grossen Garten liege inzwischen bei 120 Prozent. «Ich bin glücklich, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und stolz, Bäuerin zu sein.»
Besonders ausgezeichnet
Die Schweizer Agrarmedien AG, die auch die BauernZeitung herausgibt, ehrt jedes Jahr mit einer Urkunde und einem Geldpreis die Bäuerinnen mit den besten Abschlussnoten.
Dieses Jahr waren es fünf Frauen, vier von ihnen schlossen die Weiterbildung mit der Note 5,8 ab: Sandra Appert-Hess aus Weggis LU, Caroline Hartmann aus Künten AG, Valeria Meyer-Herger aus Andermatt UR und Caroline Minder ausWalterswil BE .
Luzia Notter aus Oberrüti AG schloss die Weiterbildung mit einer glatten Sechs ab. "Ich habe schon mehrere Weiterbildungen im Finanzbereich absolviert, doch diesmal wollte ich etwas ganz anderes machen", erzählt sie. "Dazu kommt, dass mein Freund und ich in den nächsten Jahren den Hof von seinen Eltern übernehmen werden, einen Betrieb mit Legehennen und Mutterkuhhaltung. Daher haben mich die Fächer Betriebslehre und Landwirtschaftliches Recht sehr interessiert. Vorerst wird mein Freund in erster Linie auf dem Hof arbeiten. Wie es in Zukunft aussieht, ist noch offen."
Professionell und herzlich
«Bäuerinnen strahlen hohe Professionalität aus – und Herzlichkeit», sagte Silvia Thalmann-Gut in ihrer Ansprache am festlichen Anlass. Sie ist Frau Landammann und Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zug. «Vor allem beim Thema Ernährung werden sie als Fachfrauen ernst genommen.»
Dieses Fachwissen, auch in anderen bäuerlichen und hauswirtschaftlichen Bereichen, wird in und ausserhalb der Landwirtschaft wahrgenommen.Oder wie es Jeanette Zürcher-Egloff, Vizepräsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) und Präsidentin der Kommission Bildung Bäuerin, ausdrückte: «Wir haben der Bevölkerung etwas zu zeigen und zu sagen.»