Im Juni fand ein Wiederholungskurs des Zivilschutzes Zürichsee-Linth auf einem Bauernbetrieb statt und wurde abrupt beendet. Die Rede war von Gratisarbeit, fehlender Baubewilligung, nicht eingehaltenen Abmachungen etc. Das wurde dann auf verschiedenen Kanälen breitgeschlagen.
Nun äussert sich der betroffene Betriebsleiter, der, um seine Familie zu schützen, seinen Namen nicht in der Zeitung haben will. Er sagt: «Der Grundgedanke war, der Mannschaft die Möglichkeit zu geben, den Umgang mit Gerätschaften in der Praxis zu üben.» Tatsächlich äusserten in der Vergangenheit die Mitglieder der Pioniergruppe mehrfach den Wunsch, an ihren Kursen «sinnvolle Arbeiten zu machen, die bestehen bleiben und einen Nutzen erbringen».
Übungsfeld Bauernbetrieb
Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz kann man den Zivilschutz bei Grossereignissen wie Katastrophen oder Notlagen aufbieten. Damit die Zivilschützer im Ernstfall einsatzfähig sind, müssen sie Wiederholungskurse absolvieren. In der Regel sind diese Kurse eher theoretisch und finden auf einem Übungsplatz statt. In diesem Jahr stand das Modul «Abbauen» auf dem Kantonsprogramm.
Der Landwirt aus der Region wusste davon und machte den Vorschlag, seinen Betrieb als Übungsort zur Verfügung zu stellen. Er machte ein mehrseitiges Konzept mit verschiedenen Posten. Zwei Verantwortliche des Zivilschutzes Zürichsee-Linth begutachteten vor Ort die Möglichkeiten.
Konzept gutgeheissen
«Hier im Stall standen wir zu dritt und haben den Ablauf des Kurses diskutiert. Das Konzept wurde von ihnen bewilligt und genau so wurden die Posten zur Verfügung gestellt», erklärt der Betriebsleiter und zeigt den Anbindestall. Auf einer Seite wurden sieben Läger à 120 cm und die Futterkrippe herausgespitzt. Die andere Seite ist unberührt, dort will der Landwirt weiterhin die Kühe melken. An der Aussenhülle ist keine Veränderung feststellbar. Um den Kuhkomfort zu erhöhen, wird zukünftig die Herde von 25 auf 18 Tiere reduziert.
Der Betriebsleiter hatte sich vorgängig erkundigt, ob eine Baubewilligung für das Herausspitzen nötig sei: «Nein, sagte man mir.» Verschwiegen hätte man ihm, dass es für die Umnutzung eines Anbindestalls in einen Laufstall eine Umnutzungsbewilligung brauche.
Verwendung des Abbruchmaterials
In den Medien wurde dem Betriebsleiter vorgeworfen, Bauschutt vergraben zu haben. Das Abbruchmaterial wurde aber dazu verwendet, einen landwirtschaftlichen Weg zu festigen.
Auch dies ist im bewilligten Konzept klar als Posten deklariert. Am ersten Tag wurden auf der Weide von einer Holzung, von Sturm und Schneeschäden liegengebliebene, abgetrocknete Äste verbrannt. Kurzzeitig geriet eine Feuerstelle ausser Kontrolle. Daraufhin wurde das Feuer wieder unter Kontrolle gebracht und eingestellt. Am selben Tag war der zuständige Förster vor Ort und hatte die Holzer-Tätigkeiten gutgeheissen.
Baupolizei war vor Ort
Am Nachmittag besuchte die Baupolizei den Betrieb und äusserte, sie könnten nicht abschliessend beurteilen, ob eine Baubewilligung nötig sei. Sollte dies der Fall sein, könne man eine nachreichen.
Ausmisten
Ein Zivilschutzpionier äusserte sich in den Medien, dass sechs Männer von 9 bis 14.15 Uhr mit Ausmisten beschäftigt waren. Dies verneint der Betriebsleiter: «Das stimmt nicht. Es ist richtig, dass ich noch nicht dazu gekommen war, auszumisten. Dafür hatte ich mich entschuldigt und gesagt, sie sollten mit diesem Posten noch warten, bis ich ihn fertig vorbereitet habe.» Daraufhin hätten die Postenverantwortlichen erwidert, sie seien genug Männer und könnten diese Läger selbst ausmisten. Nach einer halben Stunde sei die Arbeit erledigt gewesen.
Als er seinen Betrieb zur Verfügung stellte, war sich der Betriebsleiter nicht bewusst, dass dieses Projekt einigen Mitmenschen so sauer aufstossen würde. Der zweite Kurstag durfte erst gestartet werden, nachdem um 10 Uhr telefonisch von der Gemeinde die Erlaubnis dazu gegeben wurde. Wiederum mit der Aussage, für die vorgesehenen Tätigkeiten brauche es keine Baubewilligung.
Happige Vorwürfe
Über Nacht wurde der Druck von verschiedenen Seiten schliesslich so gross, dass die Übung gestoppt wurde. Die Vorwürfe waren happig: Schwarzarbeit in Orange, Konkurrenzierung der Privatwirtschaft, illegales Verscharren von Bauschutt, Brandrodung. Ein Baustopp wurde verhängt. Einige wenige Zivilschützer störten sich an der Durchführung des Kurses auf einem Praxisbetrieb. Die Mehrheit meldete jedoch zurück, dass sie es geschätzt hätten, den Umgang mit den Maschinen im praktischen Einsatz vertieft zu haben.
Vom Wirbel zermürbt
Der Betriebsleiter steht in seinem Stall und schüttelt den Kopf: «Ich habe in gutem Glauben meinen Betrieb zur Verfügung gestellt und stehe nun als Sündenbock da.» Der Wirbel, der um diesen viertägigen Kurs veranstaltet wird, erstaunt ihn. Vor allem, da vor sechs Jahren dieselbe Pioniergruppe auf einer Alp beim Abriss und Umbau eines Gasthauses mithalf und zahlreiche Bäume fällte, um Weideflächen zu erhalten. Damals interessierte das niemanden.
Ihm kommt gar der Verdacht auf, dass die Aufruhr bewusst veranstaltet wurde: «Sollte hier jemand versuchen, uns eins auszuwischen, kann ich dem nur erwidern: So lassen wir uns nicht unterkriegen.» Ob mit oder ohne Absicht, der Medienrummel wirft ein schlechtes Licht auf die Landwirtschaft und den Zivilschutz, obwohl zu Beginn eine gute Absicht dahinter steckte.
Zu einem weiteren Einsatz wird es wohl nicht kommen. Es wird sich kaum ein weiterer Betrieb als Übungsort zur Verfügung stellen. Der Zivilschutz wird auch seine Lehren aus dem Geschehen ziehen und in Zukunft die Wiederholungskurse wahrscheinlich wieder auf Übungsplätzen durchführen, um ja keine Konkurrenz darzustellen. Ob dies ökologisch sinnvoll ist? Wohl genau so wenig wie der Bauschutt zur Festigung des Landwirtschaftsweges.
