«Mein Stadt-Land Graben hat sich verkleinert.» «Ich habe andere Lebensweisen kennengelernt und andere Sichtweisen auf gewisse Dinge. Ich habe gelernt, was es bedeutet, auf einem Bauernhof zu leben und zu arbeiten.» «A. hat uns sehr bereichert mit ihrer tollen und freundlichen Art.» «V. hat unsere Saison top eingeleitet. Es war schön zu sehen, dass sie sich wohl gefühlt hat und so motiviert war, überall zu helfen.» Dies einige Stimmen von Jugendlichen und von gastgebenden Bauernfamilien von Agriviva. Die nationale Organisation vermittelt Einsätze von Jungen aus dem In- und Ausland auf Schweizer Bauernhöfen und tagte zur Generalversammlung mit 29 Stimmberechtigten am 31. Mai  im Campus Sursee.

Weniger Einsätze

Corona traf Agriviva erst letztes Jahr stark. 2022 sanken die Einsätze um 300, insgesamt waren es noch rund 1082. Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 konnten die Zahlen gegenüber den Vorjahren gehalten und sogar leicht gesteigert werden, was mit den Einschränkungen zum Reisen und für andere Freizeitaktivitäten zusammenhing. Der Einbruch im 2022 wurde allem mit der erhöhten Reiselust der Jugendlichen nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen begründet. Auch im laufenden Jahr konnte der Rückgang nicht aufgehalten werden. Albert Bernet von der Vermittlungsstelle für Luzern und Aargau begründet dies auch mit verändertem Freizeitverhalten, Junge reisen früher, und den gesellschaftlichen Veränderungen, die Ansprüche steigen.

[IMG 2]

Hohe Zufriedenheit

Dabei ist die Zufriedenheit mit den Arbeitseinsätzen auf Bauernhöfen hoch, sowohl bei Jugendlichen wie bei den gastgebenden Bauernfamilien, wie Geschäftsführer Ueli Bracher erklärte. Im Schnitt dauern die Einsätze der meist 15- bis 17-Jährigen zwei Wochen, konzentriert auf die Sommermonate, und rund 500 Bauernfamilien sind aktive Gastgeber, weitere sind willkommen. Beworben wird das Angebot vor allem über die sozialen Medien, die Website erreiche jährlich zwei Mio Seitenaufrufe.

Weniger Geld vom Bund

Die Jahresrechnung schloss mit einem Verlust von rund 24000 Franken ab. So wegen den tieferen Vermittlungserträgen und geringerer Unterstützung durch den Bund als budgetiert, wie Ueli Bracher erläuterte. Der Betriebsertrag lag bei rund 477000 Franken, davon machen die Vermittlungsbeiträge rund 110000 Franken aus, die Beiträge der Kantone, vom Bund und von Organisationen rund 368000 Franken. Agriviva verfügt über ein Eigenkapital von rund 85000 Franken.  Auch für das laufende Jahr wird wiederum mit einem Mehraufwand gerechnet, von rund 15000 Franken. So wegen den geringeren Finanzhilfen des Bundes aus dem Kredit zur Förderung der ausserschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, dies weil andere Organisationen mehr begünstigt werden.

Neuer Präsident gewählt

Präsidentin Andrea Bory, Lausanne, trat nach acht Jahren zurück. Die Agronomin, welche bei Agridea arbeitet, war schon vorher mehrere Jahre auf der Vermittlungsstelle und im Vorstand tätig. Sie wünsche sich, dass Agriviva weiterhin die Brückenfunktion zwischen Bauernfamilien und Jugendlichen wahrnehme und damit zur Kohärenz in der Gesellschaft beitrage.

Neu in den Vorstand und als Präsident wurde Hanspeter Renggli aus Ruswil LU gewählt. Der Meisterlandwirt bewirtschaftet einen Mutterkuhhaltungsbetrieb mit Alp im Entlebuch . Der junge Familienvater ist Mitglied der Junglandwirte und der Fachkommission Kommunikation des SBV und stellte sich als Natur- und Vereinsmensch vor. Es sei ihm sehr wichtig, ein modernes Bild der Landwirtschaft nach aussen und vor allem an Junge zu vermitteln, begründete er sein Engagement bei Agriviva.

Neue Geschäftsführerin 

Einen Wechsel gab es auch bei der Geschäftsstelle, die Leitung übernimmt für Ueli Bracher nach sieben Jahren ab 1. Juni neu Katharina Teuscher aus Winterthur ZH. Die ausgebildete Juristin war vorher Geschäftsführerin bei der Stiftung Pro Patria, war auch für die Expo02 und die Umweltarena tätig, ist sehr interessiert an Nachhaltigkeit und verfügt über ein breites Netzwerk in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft.

Aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen trat Stefan Heller, Willisau, als Vertreter des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband aus dem Vorstand zurück. Neu in den Vorstand wurde Gaby Mumenthaler, Biglen, vom Berner Bauernverband als grosse Vermittlungsstelle gewählt. Künftig sollen auch wieder aktive Bauern- und Gastgeberfamilien in den Vorstand aufgenommen werden, die aktuell nicht vertreten sind.