Agro-Image bietet mit ihrem Programm «Landwirtschaft macht Schule!» seit 1995 Schullektionen für Oberstufenschulen, Gymnasien, Berufsschulen und Fortbildungsklassen an. Im Unterricht werden Grundlagen und Zusammenhänge aus der Landwirtschaft und der Produktion von Lebensmitteln behandelt. Nun sucht die Organisation neue Dozenten. Die BauernZeitung hat bei Simon Birrer nachgefragt, was es braucht, um sich vor eine Klasse zu stellen und den Schülern die Landwirtschaft zu erklären.
Wie sind Sie zu Agro-Image gekommen?
Simon Birrer: Im Herbst 2018 startete ich mit meiner Schule an der HAFL in Zollikofen. Kurze Zeit später fand eine Infoveranstaltung statt. Gerade in der heutigen Zeit ist es besonders wichtig der Gesellschaft zu zeigen, was wir Landwirte tun. Wir müssen aufzeigen, was hinter der Produktion von Lebensmittel steckt, was wir Landwirte für die Ökologie tun und welche Rolle wird in der gesamten Gesellschaft einnehmen. Mit Agro-Image sehe ich genau diese Möglichkeit. Kurz darauf habe ich mich also gemeldet, um selbst den Jugendlichen im Schulzimmer die Landwirtschaft näher zu bringen.
Wie lange sind Sie für Agro-Image tätig, was ist Ihre Tätigkeit? In welchem Umfang unterrichten Sie?
Nach der Infoveranstaltung durfte ich einen Referenten begleiten, um einen Eindruck vom Unterrichten zu erhalten. Nach einer theoretischen Einführung, bereitete ich meinen eignen Unterrichtsstoff vor und begann im Frühling 2019 mit meinem ersten Besuch als Referent im Klassenzimmer. Durch die kontinuierlichen Anfragen der Schulen und der Einteilung der Regionalleiter, ist es möglich mal mehr und mal weniger zu unterrichten. So kann jeder nach seinen zeitlichen Kapazitäten unterrichten. Bisher durfte ich 18 Schulklassen besuchen.
Was motiviert Sie, dass sie sich nun zusätzlich im Vorstand engagieren?
Die Schweizer Landwirtschaft liegt mir sehr am Herzen. Ich darf immer wieder erfahren, wie sehr die Leute an der Schweizer Landwirtschaft interessiert sind. Sie wollen wissen, was wir tun, woher die Produkte stammen und wie sie produziert werden. Im Bereich der Vermittlung und Aufklärung hat die Schweizer Landwirtschaft noch viel Potenzial. Das Zusammenarbeiten im Vorstand von Agro-Image, mit Leuten, die dasselbe Ziel verfolgen, bereitet mir Freude. Ich denke mit Agro-Image kann ich mich mit Stolz identifizieren.
Wie erleben Sie die Teenager? Sind diese für Hintergrundinformationen zu Lebensmitteln zu begeistern?
Die jungen Erwachsenen durfte ich bis anhin als sehr motiviert erleben. Mit dem Betreten des Schulzimmers als junger Landwirt kann man die Jugendlichen stark gewinnen. Durch einen abwechslungsreichen Unterricht mit vielen Bildern, mitgebrachten Futtermittel, Lebensmittelverpackungen und spielerischen Aktivitäten können die Schüler profitieren. Oft resultieren spannende Fragen und Diskussionen. Dies zeigt mir immer wieder, die jungen Erwachsenen wollen mehr wissen von der Landwirtschaft und ihrer Tätigkeit. Dieses Potenzial gilt es auszuschöpfen, liegt doch in ihnen der Konsument von morgen.
Sehen Sie grosse Unterschiede zwischen Schulen auf dem Land und in der Stadt?
Teilweise kann man einen Unterschied feststellen. Schüler von Land bringen oft einen grösseren Bezug zur Landwirtschaft mit sich. Ihr Vorwissen ist etwas grösser, ihre Haltung hingegen weniger kritisch, wie jene der Schüler aus städtischen Gebieten. Mit dem Programm von Agro-Image bin ich flexibel und ich kann individuell auf die verschiedenen Klassen eingehen.
Das Angebot von Agro-Image ist ein Freiwilliges, welche Lehrpersonen nehmen es in Anspruch und wie ist die Zusammenarbeit?
Oft haben wir Anfragen von Lehrpersonen aus dem Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)-Unterricht von Oberstufenschulen. Unsere Module «Landwirtschaft» und «Konsum» sowie «Markt» und «Welthandel» scheinen gut in den Lehrplan 21 zu passen. Die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen funktioniert sehr gut. Telefonisch oder per Mail tauschen wir uns vorgängig über Fragen und Unklarheiten aus. Zudem schätzen wir die Mund zu Mund Werbung. Oft dürfen wir nach dem Fussfassen in einem Schulhaus in den Folgejahren mehrere Klassen derselben Schule besuchen.
Wie sehen Sie den Konsumenten von morgen, der vielleicht bei Ihnen oder Ihren Kollegen Unterricht hatte?
Ich wünsche mir Konsumenten, die ihr Einkauf gezielt gestalten und überdenken. Mit gerade mal sechs bis sieben Prozent der Haushaltsausgaben können Konsumenten bestimmen, was in Zukunft produziert wird. Diese Macht sollten Konsumenten geschickt nutzen. Damit kann Jeder seinen Beitrag für eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft und einen klimaschonenden Konsum leisten. Die Herkunft und Saisonalität, stelle ich über die zahlreichen Labels, die in den Läden anzutreffen sind. Dennoch dienen sie als Hilfe zum Kaufentscheid.
Was muss jemand mitbringen, der für Agro-Image unterrichten will? Wie gross ist der Aufwand?
Gerne begrüssen wir neue Referenten, die Wurzeln in der Landwirtschaft haben. Junge, leidenschaftliche Landwirte, denen die Schweizer Landwirtschaft am Herzen liegt und die Freude an der Arbeit mit Jugendlichen haben, sind bei uns genau richtig. Werden diese Eigenschaften mitgebracht, ist es eine kleine Hürde vor eine Klasse zu stehen. Der Zeitaufwand ist sehr individuell. Sind die Unterrichtslektionen vorbereitet, kann Jeder selber wählen wann und wieviel er unterrichtet.
Gibt es ein Alterslimit?
Ein Alterslimit gibt es nicht. Jedoch bevorzugen wir junge Referenten, die eine moderne und innovative Landwirtschaft repräsentieren.
Referenten werden gesucht
Beim Verein Agro-Image setzen sich 60 aktive Mitglieder dafür ein, die junge Generation für bewussten und nachhaltigen Konsum zu sensibilisieren. Zahlreiche Partner, Sponsoren und Gönner unterstützen dies. Gemäss Jahresbericht wurden 2019 schweizweit 312 Klassen von Agro-Image unterrichtet. Dies waren 5095 Schüler, ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch beim Clean-Up-Day konnte Agro-Image mitwirken.
Zwei Neue im Vorstand
Die neue Präsidentin Marlies Bandi und die sieben Vorstandsmitglieder trafen sich im vergangenen Jahr zu drei Vorstandssitzungen. Die Mitgliederversammlung Ende März musste abgesagt werden. Trotzdem hat sich die Zusammensetzung des Vorstands verändert. Zurückgetreten sind die Mitglieder Doris Bigler, Martina Schafer und Conny Bleuler. Neu im Vorstand Einsitz nehmen Simon Birrer und Jasmin Burkard.
Zwei neue Module
Agro-Image bietet mit «Markt» und «Welthandel» zwei neue Module an, die gut in den neuen Lehrplan passen. Die bisherigen Module «Landwirtschaft» und «Konsum» wurden überarbeitet. Der Unterricht wird in der ganzen Schweiz angeboten. Agro-Image sucht neue Referenten. Wer sich für das Image der Landwirtschaft engagieren will, kann sich bei der Geschäftsstelle melden.
Weitere Informationen:
www.agro-image.ch