Mit Lavandin das Wohlbefinden steigern, die Wirtschaftlichkeit des Minze-Anbaus sicherstellen, «total lokale» Produkte mitten in der Stadt verkaufen und das Glück der Güggel fördern - vier Projekte waren für den mit 20'000 Franken dotierten Agropreis 2023 nominiert.
Lavandin-Anbau im Jura
Das Siegerprojekt heisst «Fenaison Bleue». Aus den Händen von Bauernverbandspräsident Markus Ritter durfte Familie Chèvre aus Mettembert JU den Agropreis entgegennehmen. Gleichzeitig gewannen sie auch noch den Leserpreis von «Schweizer Bauer» und «Terre & Nature», der mit 3000 Franken dotiert ist.
Eine Premiere in der Schweiz
Nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Bäuerin beschloss Aurélie Chèvre auf den Anbau von Lavandin zu setzen und diesen zu verarbeiten - eine Premiere in der Schweiz. Zugleich schaffte sie damit einen neuen Betriebszweig für die landwirtschaftliche Gemeinschaft «Ferme des Trois C», zu welcher ihr Ehemann zählt.
Nach einer weiteren Ausbildung zur Kräuterheilerin führt Aurélie Chèvre heute den Hofkräuterladen «Fenaison Bleue» in Mettembert im Kanton Jura. Dort verkauft sie das ätherische Öl sowie die selbst hergestellten Produkte aus Lavandin.
Lavandin ist aus einer natürlichen Kreuzung zwischen dem «Echten Lavendel» und dem «Breitblättrigen Lavendel» entstanden. Diese Heilpflanze liebt durchlässigen Boden, der der Sonne ausgesetzt ist und einen bestimmten pH-Wert aufweist. Zusammen mit der Gemeinschaft «Ferme des Trois C» hat Aurélie Chèvre 5000 Lavandin-Pflanzen auf 44 Aren angebaut.
Nach der Ernte werden die Blüten zu einer Brennerei ins Wallis transportiert, welche sich darauf spezialisiert hat, ätherische Öle zu extrahieren.
Saal-Preis geht an die glücklichen Güggel
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Auch das Publikum im Berner Kursaal hatte ein Wörtchen mitzureden. Sie durften nämlich den mit 2000 Franken dotieren Saalpreis per Handy-Abstimmung vergeben. Gewonnen hat diesen das Projekt «Güggelglück».
Freilandhaltung und «Hennenglück» gibt es auf dem Biohof der Familie Schütz in Strengelbach (Aargau) schon seit geraumer Zeit. Barbara und Markus Schütz führen den Hof in vierter Generation. Die Aufzucht der männlichen Küken ist für die Familie Schütz aus moralischer und ethischer Sicht die einzig wahre Lösung. Alle Küken leben ab dem ersten Tag auf dem Schütz-Hof, werden langsam aufgezogen und schlussendlich direkt ab Hof vermarktet.
Die gesamte Hühnerhaltung wird als Kreislauf angesehen. «Güggelglück»- und Legehennenfleisch verkaufen sich nicht automatisch, sondern erfordern viel Aufklärungsarbeit. Die Familie Schütz ist überzeugt: Wer Eier esse, solle sich auch Gedanken machen, was mit dem Fleisch geschieht.
SLV-Spezialpreis für selbstfahrende Sämaschine
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Ebenfalls vergeben wird jeweils der Spezialpreis des Schweizerischen Landmaschinen-Verbands (SLV). 5000 Franken gehen an die Ryser Lohnunternehmung, Richenthal (Luzern), für ihre selbstfahrende Sämaschine MegadRyll 2.0 - aufgebaut auf einem 5-Rad Träger-fahrzeug mit einem eigens entwickelten Chassis.
Die weiteren Nominierten:
Rentabler Minze-Anbau dank dem LUK-System
Seit 1834 bewirtschaftet die Familie Studer den Alpfelenhof in Attiswil (Bern), auf welchem seit über vierzig Jahren Kräuter, Blüten und Gewürze heranwachsen. Daniela und Lukas Studer führen den Hof in der siebten Generation und verkaufen biologische Kräuter in jeder Verarbeitungsstufe.
Durch den hohen Unkrautdruck war der Minze-Anbau für Studers nicht mehr rentabel. Im Wissen darum, dass sich die Ausläufer (Stolonen) der Minze unter der Erdoberfläche vermehren und folglich nicht viel Licht brauchen, begannen Studers die Minze-Kulturen während der Wintermonate mit schwarzem Bändchengewebe abzudecken.
Durch das heute weit entwickelte System können die Arbeitsstunden beim Unkraut jäten massiv reduziert und der Ertrag der Minze gesteigert werden. Bei konventionellen Betrieben kann der Einsatz von Herbiziden massiv reduziert werden, was nebst den ökonomischen auch grosse ökologische Vorteile bringt.
Bio26 – Der total lokale Laden mitten in der Stadt
Bio26 ist ein Direktverkaufsladen mit Bistro in der Stadt Fribourg. Verkauft werden ausschliesslich biologische Produkte aus der Region. Das genossenschaftliche Projekt schafft einen gemeinsamen Vertriebskanal für Produzierende und Verarbeitende.
Der Name «Bio26» steht für das Sortiment, welches einzig biologische Produkte aus dem Gebiet mit der Telefonvorwahl 026 umfasst. Von sieben Gründungsmitgliedern initiiert, sind mittlerweile 55 Bio-Landwirt(innen) am Projekt beteiligt.
Ziel der Genossenschaft ist es, die Kräfte und Synergien der Mitglieder mit dem Verkauf der eigenen Produkte in einer autonomen Struktur zu vereinen. Die über 600 Produkte im Sortiment von Bio26 werden ausschliesslich von Mitgliedern der Genossenschaft produziert.
