Weite und Offenheit sind kennzeichnend für den Arenenberg hoch über dem Untersee, wo sich schon Kaiser Napoleon der Dritte wohlfühlte. Ganze Familien mit Grosseltern, Kindern und Hund flanierten durch die Gärten, degustierten regionale Köstlichkeiten bei den Ausstellern oder probierten ihre handwerkliche Geschicklichkeit in der Holzwerkstatt. Allein schon die traumhafte Aussicht lässt jede Eile vergessen. «Bewusst wurde in diesem Jahr kein fixer Ablauf geplant», sagt Geschäftsleiter Jack Rietiker. Mehr ein Tag der offenen Tür, an dem die Besucher alle Bereiche persönlich kennenlernen können. Fachpersonen aus allen Bereichen geben vor Ort Auskunft.

Dauerausstellung Klimagarten 2085

[IMG 2] In zwei baugleichen Gewächshäusern werden die Folgen des Klimawandels auf unseren einheimischen Acker-, Gemüse- und Beerenbau anschaulich thematisiert. Die Häuser sind Leihgaben vom Kompetenzzentrum für Pflanzen und Umwelt ETH und der Uni Zürich. Juanita Schläpfer und Manuela Dahinden präsentieren ihr Begleitbuch «Klimagarten 2085». Im April wurden die Gewächshäuser bepflanzt. In ihnen wird konstant eine zwei respektive vier Grad wärmere Temperatur als wir heute haben, simuliert.

Süsskartoffeln, Linsen, Soja und Kichererbsen wachsen unter anderem in den Gewächshäusern, in denen gefühlt eine Bruthitze herrscht. «Wenn dann wenigstens für unsere Enkel eine kühlende Bise weht», dachte man sich beim Hinausgehen. Die Wissenschaft habe sich mit verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt, erklärt Schläpfer. Die Graslandschaft und die Buchenwälder würden in der Schweiz verschwinden.

«Bauern können sich anpassen, indem sie andere Pflanzen anbauen. Pflanzen können sich nicht einfach anpassen.»

Juanita Schläpfer zur Resilienz der Bäuerinnen und Bauern

Martktmässig präsentierten regionale Anbieter hausgemachte Spezialitäten, Süssmost, schwarze Baumnüsse süss oder gewürzt, spezielle Essige und Liköre, aber auch Gemüse und Früchte, die man sich im Abo nach Hause bestellen kann. Bei den Spezialkulturen informierte Urs Müller, Leiter Obst, Gemüse und Beeren, über Pflegemassnahmen und Schädlingsbekämpfung.[IMG 3]

Den Musikinstrumentebauern über die Schultern schauen

In der Werkstatt der Instrumentenbauer arbeiteten die Lernenden an der Drehbank an ihren Abschlussarbeiten für die Prüfung der Musikinstrumentenbauer und -bauerinnen. Die Lernenden der Berufe Blasinstrumentenbau, Klavierbau, Orgelbau und Zinnpfeifenmacher besuchen auf dem Arenberg die Berufsfachschule sowie die überbetrieblichen Kurse. Die Lehre selber machen die Lernenden draussen in Betrieben, wie in anderen Berufen auch.

Kühe sind lernfähig

Besonderes Interesse weckt der offene, lichtdurchflutete Milchviehstall, in welchem die Tiere zwei Drittel der Zeit auf der Weide gehalten werden. Sie können selber hinaus ins Freie, aber erst, nachdem sie vom Melkroboter gemolken wurden. Das regelt das Weidetor beim Stallausgang. Die Kühe liegen auf einer offenen Kompostierungsfläche.  Diese bietet den Tieren maximalen Liegekomfort und Bewegungsfreiheit. Das Kompostierungssystem ist wenig verbreitet in der Schweiz und bietet in Bezug auf die Entweichung der Feuchtigkeit vor allem im Winter einige Herausforderungen. An dieser Optimierung wird gearbeitet. Die Tiere fühlen sich offensichtlich wohl beim Liegen.

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Jack Rietiker erklärt den interessierten Besuchern das Verfahren: Zu Beginn wird die Liegefläche mit Sägemehl eingestreut. Kot und Harn werden zweimal täglich mit einer Bodenfräse mit dem Einstreumaterial gemischt und eingearbeitet. Das setzt einen Rotteprozess in Gang. Durch die anfallende Wärme trocknet die Liegefläche selber ab. Der Rotteprozess setzt aber einen gut durchlüfteten Stall voraus. Ein- bis zweimal jährlich wird die zu Kompost gewordene, mit Dung angereicherte Einstreu als Dünger ausgebracht.»

Vor dem Bodenlabor stehen Töpfe mit Mais- und Tomatenpflanzen. Die Besucher können raten und beobachten, welche Pflanzen nicht gedüngt wurden, welche mit Mist und Gülle, und welche zweimal mit Gülle. Leonard Barahona, Praktikant und ETH-Student Agronom, erklärt, wie Hofdünger einen wichtigen Kreislauf auf dem Hof schliesst.

«Mist und Gülle fördern das Wachstum von Mais und Gras, die wiederum den Tieren verfüttert werden.»

Leonard Barahona erklärt den Nährstoffkreislauf

Mist habe eher eine langsamere Wirkung als Gülle. Das Ausbringen von Gülle am Abend oder kurz vor dem Regen mache Sinn, weil dann weniger Ammoniak in die Luft entweiche.

Grün und farbenfroh im Schulgarten

Grün und farbenfroh blühende Pflanzen waren allgegenwärtig auf dem weitläufigen Areal. Im Schul- und Schaugarten sieht man, wie Natur und Menschen wirkten. Im Wildbienengarten beeindruckt eine aus Sandstein gebaute Kräuterspirale.

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Kinder haben ihren besonderen Spass. Beim «Sändele» bauen sie ihre eigenen Burgen und Schlösser. Nahe bei den richtigen Kühen können sie bei der Modellkuh Graziella ihre Melkkünste ausprobieren. Im Garten dürfen sie «dreckle» und ihr eigenes Peterli, Ruccola oder Basilikum Pflänzchen in einen Topf pflanzen, wässern und mit nach Hause nehmen.