Die Bäume hängen voller Zwetschgen, im Tiefkühler stapeln sich Plastikbeutel mit Himbeeren und die Aprikosen vom Onkel aus dem Wallis sind auch noch nicht verwertet. Mit Dörren kann Obst für den Winter haltbar gemacht werden. Der grosse Vorteil: Nach dem Trocknen braucht es zum Lagern keine stromabhängigen Geräte mehr. Zudem lässt sich Trockenobst gut transportieren – und verschenken. Eine Trockenobst-Variante, die viele noch nicht kennen, ist «Fruchtleder».

Fruchtleder: so geht es

Vorbereiten: Die Früchte waschen und rüsten und – je nach Obstsorte – in grobe Stücke schneiden. Es können aber auch tiefgekühlte Früchte verwendet werden. Das Obst pürieren. Ist das Fruchtpüree sehr dünn-flüssig, kann es mit Banane, gemahlenen Flohsamenschalen, Nuss- oder Mandelmuss etwas eingedickt werden. Hat das Püree eine zu feste Konsistenz, wird es mit Obstsaft, Zitronensaft oder Wasser etwas verdünnt.

Würzen: Zum Süssen eignet sich Birnendicksaft, Honig oder Puderzucker. Mit Gewürzen kann dem Fruchtledern ein vielschichtiger Geschmack verliehen werden, etwa mit Zimt, Ingwer oder Kardamom. Zum Experimentieren eignen sich zudem Kräuter wie Pfefferminze, Zitronenmelisse oder Basilikum.

Auch Gemüse können (mit-)püriert werden, zum Beispiel Rüebli. Sesam oder Chia-Samen geben dem Fruchtleder etwas mehr «Biss». Kernreiches Obst wie Himbeeren kann bei Bedarf nach dem Pürieren durch ein Sieb gestrichen werden.

Trocknen: Ein Backblech mit Backpapier auslegen und das Fruchtpüree etwa fünf Millimeter dick darauf ausstreichen. Den Ofen auf 60 bis 80 Grad C einschalten. Je nach Wassergehalt des Obstes braucht Fruchtleder drei bis sieben Stunden zum Trocknen. Damit die Feuchtigkeit entweichen kann, einen hölzernen Kochlöffelstiel in die Backofentür klemmen.

Trocknen im Dörrgerät

Statt des Backofens kann das auf 60 Grad C eingestellte Dörrgerät verwendet werden. Für Fruchtleder sollte das Gitter mit einer Dörrfolie ausgelegt werden. Das Trocknen dauert rund eine Stunde länger.

Die angegebenen Zeiten sind nur Richtwerte. Fertig ist das Fruchtleder, wenn es nicht mehr klebt und eine feste Konsistenz hat. Anschliessend die Masse etwas auskühlen lassen und mitsamt dem Backpapier in Streifen schneiden. Die «Ledersteifen» vom Papier trennen, aufrollen und in einem Glas lagern. Oder wie Bonbons einzeln in Backpapier packen.

Fruchtige Lollies

Eine Alternative zu herkömmlichen Süssigkeiten, vor allem für Kinder,  sind Fruchtleder-Lollies. Dafür mit einem Spritzbeutel runde Fruchtpüree-Kleckse auf das Backpapier oder die Dörrfolie spritzen. In jeden Klecks ein Holzstäbchen drücken und mit etwas Fruchtpüree bedecken.

Dörren braucht Zeit. Die Temperatur höher zu stellen um den Vorgang zu beschleunigen, bringt aber nichts. Verdunstet die Feuchtigkeit an der Oberfläche des Dörrguts zu schnell, bildet sich eine «Kruste». Durch diese bleibt die Feuchtigkeit im Innern erhalten, das nicht ganz durchgetrocknete Dörrgut schimmelt oder gärt bereits nach kurzer Lagerzeit.

Dörrtemperaturen und -zeiten (Richtwerte)

Nicht alle Früchte und jedes Gemüse benötigen die gleiche Dörrtemperatur. Die nachstehende Tabelle gibt eine Orientierungshilfe. Detaillierte Informationen finden sich im Agridea-Ordner «selbstgemacht, eingemacht, feingemacht.» Die Tabelle zeigt Richtwerte. Je nach Sorte und Stückgrösse muss die Dörrzeit individuell angepasst werden.(Quelle Agridea-Ordner «selbstgemacht, eingemacht, feingemacht»)

Frucht / Gemüse Temperatur Dörrdauer in Stunden
Apfelschnitze 60 bis 65°C 12 bis 24
Aprikosen 60°C 10 bis 15
Birnenschnitze 60 bis 65°C 10 bis 15
halbierte Zwetschgen 60°C 15 bis 18
Bohnen 55°C 10 bis 12
Peperoni 50 bis 55°C 6 bis 10
Suppengemüse-Juliennes 55 bis 60°C 4 bis 7
Tomaten 60 bis 65°C 10 bis 24
Wurzelgemüse 55 bis 60°C 6 bis 10