Turmfalken sind ein Beispiel dafür, dass landwirtschaftlicher Vogelschutz funktionieren kann. Seine Bestände haben sich in den letzten Jahren vergrössern können. (Bild Pixabay) Biodiversität Welche Vögel Landwirte wie fördern können Tuesday, 2. June 2020 Was Mario Koch zusammen mit einem Freund in geschätzten 140 Arbeitsstunden gebaut hat, ist beeindruckend: Wie ein übergrosses Bienennest sind rund 400 Nistkästen an einem Hochstamm-Kirschbaum installiert – jeder einzelne Kasten ist aus eigenem Holz nach der Bauanleitung von Umweltverbänden mit sechs unterschiedlichen Einflugloch-Grössen selbst gemacht, das Ganze wetterfest verschraubt. Es findet sich darunter auch eine spezielle hölzerne Halbhöhle für den anspruchsvollen Gartenrotschwanz. «Mein Vater kann viele einheimische Singvögel auseinanderhalten und ich bin quasi mit der Faszination für Vögel aufgewachsen», sagt der Landwirt aus Lömmenschwil SG. Verschiedentlich setzt er Massnahmen für die Biodiversität um, lässt Baumstrünke stehen, sät Blühstreifen und errichtet Asthaufen auf seinem Land. Sein neustes Werk zieht Aufmerksamkeit auf sich, sei es von Spaziergängern oder seitens der Medien.

Ornithologe zurückhaltend

«Das Engagement ist grandios, gerade die Massnahmen auf dem Land bieten vielen Vögeln einen Lebensraum», meint Livio Rey von der Vogelwarte anerkennend. Offensichtlich sei der Landwirt mit viel Motivation bei der Sache. Den Nutzen des Nistkasten-Baums in puncto Vogelförderung beurteilt der Ornithologe allerdings zurückhaltend. «Es werden wahrscheinlich vor allem häufigere Arten wie Stare oder Spatzen profitieren», vermutet er, «das dürfte dem Gartenrotschwanz zu viel Betrieb sein. Aber auch diese Arten werden regional seltener und nehmen Nisthilfen gerne an.» Allerdings verhalten sich die meisten Singvögel territorial, weshalb die Vogelwarte in Obstgärten maximal 30 Nistkästen auf einer Fläche von 10 Hektaren empfiehlt.

Und die über 50 Insektenhotels in Mario Kochs Nistkasten-Baum? Der Landwirt verfolgte damit das Ziel, auch etwas für Wildbienen zu tun. Als Nahrungsquelle für Vögel sind sie nicht wirklich geeignet, meint Livio Rey. «Vögel erbeuten gerne Larven und Raupen, die nicht im Insektenhotel vorkommen», erklärt er. Nur der Bienenfresser sei überdies auf Wildbienen als Nahrung spezialisiert. «Aber auch Wildbienen brauchen einen Platz und sie können zudem wichtige Bestäuber sein.»

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Blühstreifen ergänzt

Was die geförderten Arten angeht, verhält es sich mit Wildbienenhotels laut dem Imker-Dachverband Bienen Schweiz ähnlich wie mit den Nistkästen für Vögel: Gefördert werden oft jene Arten, die es weniger nötig hätten. Mario Koch hat deshalb in der Nähe seines Bauwerks zusätzlich einen Blühstreifen angelegt. «Das sichert auch die Nahrungsgrundlage für Vögel, die speziell für die Versorgung des Nachwuchses proteinreiche Insektenkost brauchen», lobt Livio Rey die Massnahme. Damit die Insekten überwintern können, empfehle es sich ausserdem, beim Mähen eine Rückzugsfläche in Form eines Altgrasstreifens stehen-zulassen.

Viele Spaziergänger würden positiv auf den Nistkasten-Baum reagieren, berichtet Mario Koch. Die Kritik wegen zu vieler Kästen auf einem Haufen ist ihm allerdings nicht ganz neu. «Es ist auch ein Kunstwerk», meint der Landwirt zu seiner Installation. Ausserdem hat er nicht den Anspruch, dass alle Behausungen bezogen werden: «Wenn ein Brutpaar einzieht, ist es für mich schon ein Erfolg.»