Im Atelier von Anita Altherr steht ein Möbel unübersehbar im Zentrum: Der riesige Arbeitstisch füllt fast den ganzen Raum aus und lädt zum Basteln und Werken ein. An den Seiten befinden sich Schubladen und Regale, die für Ordnung sorgen. «Der Tisch ist massgeschneidert und macht mir viel Freude», sagt die gelernte Schreinerin. Altherr hat ihn im Rahmen ihrer Abschlussarbeit ihrer Berufslehre entworfen und umgesetzt. Ein spezieller Tisch sollte es sein, an dem sie ihre Bastelleidenschaft voll ausleben kann.
Tisch passt perfekt
Doch ein Möbelstück wie dieses benötigt viel Platz, man kann es nicht überallhin mitnehmen, wenn ein Umzug ansteht, vom Elternhaus in die erste eigene Wohnung etwa. «Ich hatte Glück», erzählt die Bäuerin lachend. Bald habe sie ihren Mann Ruedi kennengelernt und sei zu ihm auf seinen Hof bei Wattwil SG gezogen. Der Tisch, so habe sich herausgestellt, passt perfekt in das ehemalige Elternschlafzimmer – das heute ihr Atelier ist.
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«Ich habe schon als Kind gern alles Mögliche gebastelt», erzählt Altherr, die aus Stein im Obertoggenburg stammt. Mit der Zeit wurde daraus mehr als nur ein Hobby: Noch während ihrer Berufslehre wurde die Bauerntochter Beraterin für die Bastelprodukte der Firma Gonis. Später begann sie, ihre eigenen Werke an Märkten zu verkaufen. Die Palette ist vielfältig, die Materialien, die sie verwendet, ebenfalls: zum Beispiel Glückwunschkarten aus Papier, Holzschilder mit Sprüchen, bedruckte Taschen aller Art oder Hühner aus Beton. Vieles im «Shabby-Chic»-Stil. An den Wänden des Ateliers hängen Dutzende von wiederverwendbaren Schablonen, die sie mit dem Plotter hergestellt hat. Mit diesen kann sie nach Belieben Sprüche und Sujets auf Holz, Papier oder Stoff übertragen.
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Neues aus alten Zaunlatten
Inspirationen findet Anita Altherr etwa auf Pinterest, aber auch im Alltag oder im Gespräch mit Kunden. «Manchmal kommt mir bei der Hausarbeit unerwartet eine Idee, was ich als Nächstes ausprobieren könnte», erzählt sie. So habe sie etwa plötzlich die Eingebung gehabt, aus alten Zaunlatten Häuserzeilen zu gestalten, die sich als Dekorationsobjekte eignen. Dabei gefalle ihr nicht zuletzt auch der «Up-Cycling»-Gedanke: Statt etwas fortzuwerfen, Neues zu gestalten.
Geht es ums Umsetzen, profitiert sie von ihrem handwerklichen Hintergrund als Schreinerin. Ihre Kreationen verkauft sie vor allem an Handwerkermärkten oder via Onlineshop. Seit sie kleine Kinder habe, komme sie allerdings nicht mehr so häufig dazu, auswärtige Anlässe zu besuchen, sagt Altherr. Neben ihrem vollgepackten Alltag hilft die dreifache Mutter auf dem Familienbetrieb aus – bei den Hühnern, im Kuhstall, da wo sie gerade gebraucht wird.
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Vom Bastelabend zum Kurs
Zeit für ihre Kreativ-Projekte hat Anita Altherr vor allem abends, wenn die Kinder im Bett sind: «Statt vor dem Fernseher zu sitzen, beschäftige ich mich in meinem Atelier», sagt sie lachend. Vor ein paar Jahren hat sie zudem damit begonnen, Kurse anzubieten, um verschiedene Basteltechniken zu vermitteln. An einem Abend lernen die Teilnehmerinnen – es sind fast ausschliesslich Frauen – einen alten Fensterladen in ein Kunststück umzuwandeln, Sternenlaternen hervorzuzaubern oder Familienschilder aus Holz zu gestalten. «Anfänglich waren es gemütliche Bastelabende, mit der Zeit habe ich richtige Kurse erarbeitet», erzählt Altherr.
Die Workshops finden jeweils von Oktober bis April statt. Die Nachfrage sei während der dunkleren Jahreszeit grösser als im Sommer, sagt sie aus Erfahrung. Teilnehmerinnen sind interessierte Einzelpersonen, Vereine oder Landfrauen. Manche, erzählt sie, kämen auch aus anderen Regionen, zum Beispiel aus Zürich.
Speziell Werbung für ihre Kurse macht Altherr nicht. Sie hat über die Jahre ein grosses Kontaktnetz aufgebaut und kündigt ihre nächsten Termine jeweils auf dem WhatsApp-Status, auf Social Media und auf ihrer Webseite an.
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Am liebsten ein Mix
Auf die Frage, was sie bei ihrer Tätigkeit am liebsten mache, antwortet die Toggenburgerin: «Es ist der Mix, der es ausmacht.» Das heisst etwa, neue Ideen auszuprobieren, Muster zu gestalten, Kurse vorzubereiten, Kundenwünsche umzusetzen und Material zu bestellen.
Auch hat sie Freude daran, ihre Kinder einzubeziehen. Sonja, ihre älteste Tochter, ist viereinhalb und bereits ebenfalls eine begeisterte Bastlerin. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis auch sie gross genug ist für den Arbeitstisch im Atelier.
Weitere Informationen: www.anita-kreativ.ch
Fünf Fragen
Was ist Ihr liebstes Ferienziel?
Ich bin gerne in den Bergen, zum Beispiel im Berner Oberland.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Einfach mal machen, es könnte ja gut gehen.
Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Ich habe viele Farben gern, aber Altrosa ist mein Favorit.
Was mögen Sie lieber – Winter oder Sommer?
Eindeutig Winter, da ich sehr gerne Ski fahre.
Spielen Sie ein Musikinstrument?
Früher habe ich Klarinette gespielt und war sogar in einer Blasmusik. Seit ich Kinder habe, komme ich jedoch kaum zum Musikmachen.