Die Passstrasse Hulftegg ist eine beliebte Motorradstrecke. Die Kühe grasen am Strassenrand, das Knattern der Motoren stört sie kaum. Auf dem Weg durch das ländliche Toggenburg zieht eine Herde besonders viele Blicke auf sich. 6000 Tiere stark ist sie. Es sind die Legehennen von Patrizia und Christian Bamert. Ihr Gackern erfüllt die Luft. Mitten unter den Hühnern weiden zwei Lamas. Patrizia Bamert erklärt, dass besonders an den Wochenenden ihre Herde die Aufmerksamkeit auf sich zieht: «Die Direktvermarktung der Eier läuft dann am intensivsten.»

Legeleistung gesteigert

Christian Bamert ist mit Legehennen aufgewachsen. Sein Vater baute 1984 einen 2000er-Stall. Seither hat sich die Haltung und die Legeleistung stark verändert. Damals legte ein Huhn in einer Legeperiode 250 Eier. Heute sind es 300 bis 320 Stück. Wahre Höchstleistungen – entsprechend anspruchsvoll ist die Haltung der Tiere. «Wer glaubt, nur so nebenbei ein paar Tausend Hennen halten zu können, der lässt besser die Finger davon», rät Christian Bamert. Vor fünf Jahren erweiterte er in Eigenregie und mit Eigenleistung seiner Brüder den bestehenden Stall auf 6500 Plätze. Tierkomfort ist dem Landwirt wichtig, daher ist nicht jeder Platz belegt: «Die Tiere haben mehr Bewegungsfreiheit und das Stallklima ist besser.»

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Mit Lamas gegen Füchse

Im Wintergarten ist frisch eingestreut, einige Hühner geniessen die Sandbäder. Nur wenige Tiere wagen sich auf die Weide. Patrizia Bamert erklärt, dass es draussen zu hell sei. Ohne Laub an den Bäumen finden die Hühner kaum Schutz und bleiben lieber im Inneren. Bamerts lassen zwei Lamas mit den Legehennen laufen. Sie halten Füchse fern und pflegen die Weide. Da die Lamas immer an derselben Stelle koten, ist ihr Mist leicht zu entsorgen. «Sie sind anspruchslose Tiere, gute Beschützer und zugleich ein Publikumsmagnet», sagt Patrizia Bamert und lobt ihre Tiere.

Problem: Bodeneier

Die gelernte Bereichsleiterin Hauswirtschaft-Hotellerie führt den Legehennenstall. Bis zu fünf Stunden täglich ist sie mit dem Sortieren und Abpacken der Eier für den Direktverkauf, dem Beobachten der Hennen und dem Ein- und Ausstallen der Tiere beschäftigt. Am liebsten erledigt sie diese Arbeit morgens um 4.30 Uhr, wenn die fünfköpfige Kinderschar noch schläft. Die aktuelle Hühnerherde wurde Ende Januar eingestallt. Normalerweise sollten die Hennen zwei Wochen später mit dem Eierlegen beginnen. Bei diesem Umtrieb fanden Bamerts bereits beim Einstallen welche. «Die Hennen hatten keine Zeit, sich im Stall einzugewöhnen und fanden die Nester nicht. Anfangs hatten wir über 900 verlegte Eier pro Tag», schildert Patrizia Bamert das Problem. Inzwischen haben die Hühner ihre volle Legeleistung erreicht. Noch immer holt Patrizia Bamert täglich bis zu 400 Bodeneier aus dem Stall. Die ersten drei Monate sind am anspruchsvollsten in der Legehennenhaltung. In dieser Zeit werden die Hennen «erzogen». Doch jede Herde ist anders, in der Regel sind es nicht so viele Bodeneier. Stark verschmutzte Eier schlagen Bamerts auf und mischen sie unter die Kälbermilch.

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Herausfordernde Hanglage

Neben dem Legehennenstall steht der Anbindestall für die Milchkühe. Mit seiner Brown-Swiss-Herde erreicht Christian Bamert einen Stalldurchschnitt von 8500 kg Milch. Wenige Hundert Meter vom Betrieb entfernt bauten Bamerts vor zwei Jahren einen neuen Laufstall für das Jungvieh. Der Wechsel vom Laufstall in die Anbindehaltung funktioniert gut, erläutert der 41-Jährige: «Rangtiefe Rinder hole ich sogar früher in den Anbindestall. Sie haben hier mehr Ruhe und können nicht von den anderen bedrängt werden.»

Weil der Betrieb Mülimoos im steilen Gelände steht, können Bamerts die RAUS-Anforderungen bei den Kühen nicht erfüllen. Bis auf 2,1 Hektaren weist ihre gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche Hangneigungen von über 18 % aus. Lässt die Bodenbeschaffenheit es zu, grasen die Kühe zwischen April und Oktober auf den Weiden. «Der Boden muss wirklich trocken sein. Ansonsten sind die Trittschäden einfach zu gross», weiss Christian Bamert aus Erfahrung. Nicht nur zum Weiden, auch das «Heuet» ist eine Herausforderung in den Hängen. Deshalb will Christian Bamert auch keine Lehrlinge ausbilden: «Interessante Arbeiten hätten wir auf dem Betrieb genug. Doch ich lasse Fremde nicht in diesem Gelände fahren. Das ist mir zu heikel.»

Familienbetrieb im Vollerwerb

Tatsächlich sind für den Betrieb Mülimoos fünf Standardarbeitskräfte berechnet. Patrizia und Christian Bamert arbeiten im Vollerwerb zu Hause. Ab und zu helfen Christians Vater und Bruder mit. Die älteren Kinder Jonas (12) und Angelika (9) packen bereits fleissig mit an. «Es ist viel Arbeit. Doch keiner von uns muss einem Nebenerwerb nachgehen. Wir können von unserem Betrieb leben. Das ist in der Region nicht üblich», schildert Christian Bamert die Situation. Dies war mit ein Grund für den Erweiterungsbau des Legehennenstalles. Durch die Kombination der Milchviehhaltung und der Legehennen erarbeiteten sich Bamerts eine Lebensgrundlage, ohne auf auswärtige Arbeit angewiesen zu sein. Als das Paar den Betrieb 2010 übernahm, war das mit nur 2,8 ha Eigenland unvorstellbar.

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Zwischen Stadt und Land

Von Mai bis September bietet die Familie zweiwöchige Arbeitseinsätze für Agriviva an. «Manche Jugendliche sind eine Unterstützung, andere weniger», sagt Patrizia Bamert mit einem Lachen und fügt an: «Ich staune, wie wenig sie können und wissen. Nicht nur von der Landwirtschaft, auch vom Kochen und der Haushaltsführung.» Für die eigenen Kinder seien die Jugendlichen eine Bereicherung und ein Blick in eine andere Welt. Mit einigen Praktikanten haben sie bis heute Kontakt. Abends zusammen am Tisch zu sitzen, zu essen und von den Erlebnissen des Tages zu berichten, sei für viele Jugendliche aus der Stadt ungewohnt, erzählen Bamerts. Meist seien die Eltern noch am Arbeiten. Die 39-Jährige sagt: «Ein Zusammenleben, wie wir es haben, kennen sie nicht. Da schätzen wir es ganz besonders, was für Glück wir mit unserem Familienbetrieb haben.»

Betrieb Mülimoos

Patrizia und Christian Bamert-Weishaupt

Ort: Mosnang
LN: 29 ha auf 750 m ü. M. in Bergzone I
Viehbestand: 25 Milchkühe im Anbindestall, 30 Rinder im Laufstall, 6000 Legehennen