Bei Bauerntöchtern gibt es erfahrungsgemäss zwei Tendenzen: Jene, die auch als Erwachsene gerne auf einem Bauernhof leben und wirken würden, und andere, die betonen: «Ich will ja keinen Bauern heiraten.» Wie war das bei Doris Friedli? «Bei der Partnerwahl war ich offen. Aber die Tendenz ging schon in die Richtung, lieber einen Bauern als einen Bürogummi», beantwortet sie die Frage amüsiert bei Kaffee und Kuchen.
Gärtnerin gelernt
Doris Friedli wuchs auf einem vielseitigen Betrieb mit Kühen, Obstbau, Kartoffel- und Getreideanbau in Schwarzenbach bei Huttwil BE auf. Heute führen ihre beiden Brüder den elterlichen Hof weiter. Nach dem Haushaltungslehrjahr wurde Doris Friedli Zierpflanzengärtnerin. «Ich wollte nie etwas anderes lernen.» Nach fünfzehn Jahren auf dem Beruf wechselte sie 2017 in die Landi in den Verkauf.
Ihrem späteren Mann Martin Friedli lief die 40-Jährige aber nicht in der Landi über den Weg, sondern lernte ihn im Ausgang kennen. «Wir waren beide in der Landjugend», erklärt sie. 2018 konnte das junge Paar den Hof mit 20 Hektaren von den Schwiegereltern übernehmen. Der Schwiegervater führt nach wie vor sein Baggerunternehmen weiter.
Arbeit selbst einteilen
Nun knackt und rauscht es im Empfänger des Babyphones, dann folgt fröhliches Plappern. Das ist Tochter Kerstin, vor kurzem zwei geworden. Der Mittagsschlaf ist vorbei. Nach ihren Eltern hat nun auch die Kleine das Glück, auf einem Bauernhof aufzuwachsen. Begeistert steuert sie auf dem Vorplatz den Hofhund an. Mädchen und Hund sind grosse Fans voneinander. «Ich bin gerne draussen, gerade mit der Kleinen», so Doris Friedli.
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Am Bäuerinnen-Dasein gefällt ihr «die Abwechslung, die Vielseitigkeit und die Natur». Sie schätzt es auch, dass sie sich die Arbeit selbst einteilen kann. «Wenn ich das Gefühl habe, ich müsse jetzt drinnen Wäsche machen, dann gehe ich halt nicht nach draussen. Aber generell ist es schon so, dass eher die Küche liegen bleibt als die Arbeit draussen», sagt sie über ihre Präferenzen.
Auf dem Hof mit jeweils 16 bis 18 Swiss-Fleckvieh-Milchkühen im Anbindestall hilft Doris Friedli, wo es sie gerade braucht. «Ich habe keinen fixen Aufgabenbereich, wir helfen einander einfach. Meine Schwiegereltern packen auch immer noch im Stall mit an. Ich miste, tränke, füttere die Kälber. Und im Sommer helfe ich beim Heuen, etwa beim Rechen.» Die Milch der Kühe geht in die Milchsammelstelle in Bumbach und dann zur Cremo.
Die Kühe bleiben den ganzen Sommer auf dem Hof. «Wir haben alles Land in einem Streifen und weiter oben ist unser Sommerstall, wir zügeln so im Sommer dreimal hin und her.»
Der Wolf ist da
Wenn man Doris Friedli nach ihrer Einschätzung für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft befragt, dann brennt ihr besonders ein Thema unter den Nägeln. «Manchmal beschäftigt mich der Wolf. Bislang hatten wir hier noch Glück, aber er ist in der Nähe, mein Mann hat ihn selbst schon gesehen, ich war damals bei der Arbeit. Ich möchte ihm nicht über den Weg laufen.»
Und auch über das Klima denkt Doris Friedli nach, «wir werden ja sehen, wo es hinführt, wenn es immer trockener wird. Ob wir dann weniger Kühe haben können.» Bislang hätten sie Glück gehabt, «wir hatten immer etwas Regen, als andere keinen hatten.»
«Alle machen alles»
Von ihrem Garten aus hat Doris Friedli einen wunderbaren Blick ins Tal und Bergpanorama. Für die Verpflegung der Familie muss sie keine grossen Sprünge machen: «Wir sind eigentlich Selbstversorger», sagt die Emmentalerin nicht ohne Stolz. Das Fleisch stammt vom eigenen Betrieb oder von dem ihrer Brüder, dort holt sie auch Kartoffeln und Obst. Das Gemüse zieht sie selbst. «Mein Garten ist jetzt nicht weiss nicht wie gross, aber ich werkle gerne darin.»
Neben Kind, Haushalt und Mithilfe auf dem Hof ist die Bäuerin weiterhin einen Tag pro Woche auswärts tätig, in der Landi Eggiwil BE. «Wir sind eine kleine Landi und alle machen dort alles.» Doris Friedli schätzt den Kontakt zu den Kund(innen) und die Abwechslung zum Hofalltag. Ihr Mann Martin Friedli ist im Winter als Technischer Leiter des Skilifts Bumbach tätig, den Rest des Jahres hilft er neben dem Hof hier und da aus.
Stolz auf Feuz
Das Skifahren ist denn auch die bevorzugte Freizeitbeschäftigung von Doris Friedli im Winter. In Bumbach ist man zu Recht stolz auf den Weltmeister und Olympiasieger aus dem Schangnau, Skirennfahrer Beat Feuz. Vergangenen Winter ist der 36-Jährige nach vielen Erfolgen zurückgetreten.
«Wir haben natürlich auch gefant für ihn. Er hat viel gebracht für das Tal», sagt Doris Friedli mit einem grossen Lächeln.