«Trägt nicht jeder von uns einen Rucksack mit sich herum? Jeden Tag, 24/7, der vollgepackt ist mit schönen Erinnerungen, tollen Erfahrungen, aber auch mit nicht so schönen Dingen, die einen fragen lassen: Warum regt mich das jetzt wieder auf? Warum ärgert mich das schon wieder?» Symbolisch, mit einem grossen Rucksack auf dem Rücken, leitete Beatrice Buess, Vizepräsidentin und Einsatzleiterin der Landfrauenhilfe, die diesjährige Herbsttagung des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel ein. «Willst du streiten oder glücklich sein?» So lautete das diesjährige Thema der Veranstaltung vergangene Woche in der Aula des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain in Sissach.

Ausgeglichenes Verhältnis

Zu Gast war die «Brücken-Bauerin» Sonja Imoberdorf, gelernte Landwirtin, Ingenieur Agronomin FH, Sozialarbeiterin MSc BFH und Coach für ganzheitliche Selbsterkenntnis. Sonja Imoberdorf ist in Obergoms in einer Bauernfamilie aufgewachsen. Sie weiss um die Schwierigkeiten und Spannungen auf einem Bauernbetrieb. Das gab ihr den Anreiz, sich mit diesen Herausforderungen zu beschäftigen und Ansätze für eine gemeinsame Lösung der täglichen Probleme zu finden. Sie hat sich schon früh mit der Frage beschäftigt, wie es gelingen kann, einen Betrieb erfolgreich zu führen und gleichzeitig ein entspanntes Verhältnis mit der Familie zu haben.

Der Stress als Auslöser

Aber warum entstehen diese ungesunden Verhältnisse innerhalb der Familie, der Ehe oder der Partnerschaft? Einer der Hauptfaktoren ist Stress. Er entsteht in jedem anders. «Es ist eine individuelle Bewertung. Das, was dich stresst, lässt mich kalt und umgekehrt», sagte Sonja Imoberdorf. Sie hatte es anhand einer Waage bildlich dargestellt: Wenn die Anforderungen und Ressourcen in Balance sind, dann entsteht kein Stress. Überwiegt jedoch einer dieser Faktoren, dann kommt es zu Stress. Oft werden äussere Anforderungen durch unrealistische, überhöhte innere Ansprüche verstärkt – der sogenannte Perfektionismus.

Die inneren Erwartungen zurückfahren

Jeder Mensch sollte sich dann fragen, ob wirklich immer alles perfekt sein müsse. Hilfreich ist, die inneren Erwartungen an sich selbst zu hinterfragen und eventuell ein wenig zurückzufahren. Denn jede und jeder hat einen sogenannten wunden Punkt, wo ihn selbst Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen. Gesundheitliche und finanzielle Probleme, aber auch Eifersucht sind nur drei der Kernthemen, bei denen viele besonders empfindlich reagieren. Vieles resultiert aus meistens schwer veränderbaren Überzeugungen aus der Lerngeschichte. Oft seien es auch Erlebnisse und Erfahrungen aus der Kindheit, weiss die Referentin. «Unter jedem Dach ein Ach», sagte schon die Mutter von Sonja Imoberdorf. Wie man diese Konflikte angehen kann, hat sie zusammengefasst als «Schlüssel zum Glück» .

Die Schlüssel zum Glück

Das sind die Schlüssel zum Glück von Sonja Imoberdorf:
- Inneren Stress reduzieren: Gedanken beobachten, Körperwahrnehmung bemerken, liebevolles Selbstgespräch kultivieren.
- Lebensstil gesund gestalten: Ausgleich/Balance schaffen, Humor und Bewegung, Entspannungstechniken, genügend Pausen, Freizeit als Kraftquelle nutzen.
- Vitalstoffreiche Ernährung: Sie ist wichtig, um «Freude-Hormone» zu produzieren. Diese «Freude-Hormone» fressen die «Kampf-Hormone».
Zudem sind wichtig:
- Dankbarkeit, wertschätzen und das geniessen, was man hat.
- Veränderung: Sich das organisieren, was einem fehlt.
- Sich rechtzeitig Hilfe von aussen holen; Hilfe annehmen ist eine Stärke.