Dittingen Ein tausendfaches Summen, Brummen und Zirpen liegt in der Luft, wenn man zu Fuss vom Dörfchen Dittingen BL hinauf auf den Bergmattenhof spaziert. In den Magerwiesen beidseits des Weges wimmelt es von Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten, die sich zwischen seltenen Blumen tummeln. Erst vor wenigen Wochen ist eine dieser artenreichen Parzellen bei der «Baselbieter Wiesenmeisterschaft 2020» mit dem ersten Platz ausgezeichnet worden. Sie gehört Andrea Schmidlin-Meury, die am Blauenberg gemeinsam mit ihren Eltern einen Biohof und ein Restaurant betreibt.

Vielseitiger Alltag

«Ich sage immer, ich sei das Mädchen für alles», antwortet Andrea Schmidlin-Meury auf die Frage nach ihrer Rolle auf dem Betrieb. Sie fühlt sich sichtlich wohl als Allrounderin, die am Ende des Tages die Zügel in der Hand hält. Seit sie im vergangenen Jahr die Bäuerinnenschule am Wallierhof abgeschlossen und den Fachausweis Bäuerin EFZ erlangt hat, läuft der Bergmattenhof mitsamt Restaurant auf ihren Namen. «Ohne die tatkräftige Mithilfe meiner Eltern und gelegentlicher Mitarbeitenden liesse sich der Betrieb aber nicht bewirtschaften», stellt die aufgeweckte Mutter von vier Kindern klar.

Auf dem idyllisch gelegenen Hof mit beeindruckender Aussicht gibt es für die Familie einen bunten Strauss an Aufgaben zu bewältigen: «Wir bewirtschaften rund 26 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, dazu vier Hektaren Wald. Die Wiesen nutzen wir als Weiden, auf denen wir unsere rund 25 Mutterkühe und ein paar Schwarznasenschafe halten. So kommt bei uns im Restaurant hauptsächlich Rindfleisch von unseren eigenen Tieren auf den Teller.» Zusätzlich zum Vieh kümmert sich die Familie um verschiedene Obstkulturen. «Ich mag alte, seltene Obstsorten wie die Pflaumensorte ‹Schöne von Löwen› oder ‹Spitzgüegi-Birnen›»,sagt Schmidlin-Meury.

Regional statt exotisch

Die speziellen Früchte machen die Desserts auf der Speisekarte des Restaurants zu etwas Besonderem. «Ich will keine exotischen Produkte verwenden, das wäre nicht authentisch. Ich setze lieber auf Regionales, Saisonales und in Vergessenheit Geratenes», sagt Andrea Schmidlin-Meury. Gerade hat sie ein Sorbet aus Weichseln hergestellt und freut sich, dass sie den Sauerkirschen eine Vanillenote entlocken konnte.

Ehrliche und gute Küche

Im Restaurant wird traditionell und frisch gekocht. Besonders beliebt bei den Gästen, die nicht nur aus dem nahen Laufental, sondern sogar aus Basel hierher reisen, sind die Fleischgerichte, die Schmidlin-Meury und ihr Vater auf die Teller zaubern: «Am liebsten essen die Gäste unser Siedfleisch», verrät die gelernte Goldschmiedin. «Das Fleisch ist von hoher Qualität, denn unseren Tieren geht es gut. Sie fressen ausschliesslich Gras von hier oben und sind den ganzen Sommer über draussen.»

Eine Meisterwiese

Aus dem gemütlichen Gartenrestaurant blicken die Gäste direkt auf Schmidlin-Meurys prämierte Naturwiese. Dem Stück Land wurde seit 25 Jahren kein künstlicher Dünger zugeführt, so dass sich eine hohe Vielfalt an Insekten, Vögeln und Pflanzen findet. «Hier wachsen viele Kräuter, die man in der Umgebung nicht oder nicht mehr findet. Das ergibt ein sehr gesundes Heu für unsere Tiere – wahrscheinlich ist das ein Grund, weshalb der Tierarzt selten auf unseren Hof kommen muss», sagt Schmidlin-Meury. Deshalb findet sie den Begriff «Medizinalheu», mit dem an der «Wiesenmeisterschaft» über ihre Wiese gesprochen wurde, so passend.

Für die Siegerehrung und das Apéro im Gartenrestaurant des Bergmattenhofs hat sie sich etwas Besonderes einfallen lassen: «Ich habe eigens für den Anlass ein Heubrot gebacken.» Dafür hat sie statt Wasser einen Heusud verwendet. «Das Brot war sehr gut und man hat das Heu wirklich schön herausgeschmeckt», freut sie sich. Ob es das Brot bald auch auf die Speisekarte schafft, muss sie aber noch entscheiden.