Fabienne Truffer wollte als Kind gerne ein Tier haben, besser noch mehrere, vielleicht sogar ein Pferd. «Mein Vater meinte irgendwann: ‹Wenn du gross bist, kannst du einen Bauern heiraten, dann ist das Problem gelöst.›» Mit einem Schmunzeln erinnert sich die Walliserin an diese Episode aus ihrer Kindheit. Aufgewachsen ist sie in der Kleinstadt Naters VS. Bis sie 13 Jahre alt war, lebte die Familie in einem Wohnblock. «Wir hatten zwar einen Garten, aber keinen Bezug zur Landwirtschaft.»
Amor traf auf der Skipiste
Fabienne Truffer wurde Kindergärtnerin, mangels Stellen wechselte sie in die Hotellerie und arbeitete während zehn Jahren an Hotel-Rezeptionen in verschiedenen Wintersportorten. Auf der Skipiste in Leukerbad VS kreuzten sich ihre Bahnen tatsächlich mit einem Bauern. Ihr Mann René Schnyder war Skilehrer und ist es neben seinem Bauunternehmen heute noch. In Erschmatt VS führen die beiden auf etwas über 1200 m ü. M. einen Bio-Nebenerwerbsbetrieb mit 60 Schwarznasenschafen. Die Schafe übernahm Schnyder von seinem Grossvater. Fabienne Truffer lebte sich schnell in die Landwirtschaft ein. «Man hilft mal hier heuen, mal dort ‹hirtu›.» Auf dem Betrieb mit rund zwölf Hektaren ist die 47-Jährige vor allem in der Administration, beim Heuen und Weidwechsel engagiert.
Mutter und Geschäftsfrau
Die Schafe sind hauptsächlich das Business ihres Mannes. Fabienne Truffer hat sich nach der Geburt der beiden Töchter Anne-Pauline (12) und Eve-Marie (10) verschiedene Standbeine aufgebaut. Dazu kam sie indirekt über die Schafe, oder zumindest über deren Wolle. Als eine der Töchter sechs Monate alt war, war diese erkältet und hustete heftig. Die Mütterberaterin empfahl Truffer, dem Baby Schafwolle auf die Brust zu legen. Die Wolle in einem Leinentuch unter dem Strampler zeigte die gewünschte Wirkung. So begann Fabienne Truffer kleine mit Schafwolle gefüllte Kissen als Kindbettgeschenke zu nähen. Plötzlich kamen erste Bestellungen.
Schafpatenschaften im Online-Shop
Heute verkauft sie in ihrem Onlineshop verschiedene Produkte rund um die Schwarznasen, unter anderem Schaf-Patenschaften für ein Jahr. Die Paten und Patinnen bekommen ein Zertifikat, ein Holzschäfchen und werden viermal im Jahr per E-Mail informiert, wie es ihrem Schaf geht. Auf Anmeldung darf man das Tier besuchen.
Puppen und Mondphasen
Das zweite Standbein kam hinzu, als Fabienne Truffer wieder schwanger war. «Ich war auf der Suche nach einer schönen Puppe für meine Grosse, habe aber nichts gefunden, was mir gefallen hat.» Mit Plastikpuppen könne sie wenig anfangen, ergänzt sie, «mich stört das Gefühl beim Anfassen». Dann stiess sie auf die sogenannten Waldorfpuppen, die in Anlehnung an die Waldorfpädagogik hergestellt werden. Sie sind aus natürlichen Materialien gemacht, unter anderem aus Schafwolle. Seither stellt Truffer auf Bestellung Puppen her und gibt in Kursen ihr Wissen weiter, wie man diese näht.
Beratung im Zeitmanagement
Später kam noch ein drittes Standbein dazu. Es ist mittlerweile das Wichtigste: Fabienne Truffer unterstützt andere Mütter beim Thema Zeitmanagement. «In meinen Puppenkursen hatten einige Frauen vier Kinder und haben vier Puppen genäht. Andere hatten ein Kind, aber kaum Zeit für eine Puppe. Das Thema Zeit-Haben hat mich beschäftigt.» Daraufhin las sie viele Bücher und besuchte Kurse. Eine wichtige Rolle in ihrer Coach-Tätigkeit spielt der Mond. «Mein Vater hat früher zwar schon nach dem Mond gegärtnert, aber wie viel Mond- und Zykluswissen eigentlich vorhanden ist, habe ich erst später gemerkt.»
Der Mond sagt, wann es passt
Es gebe für alles eine richtige Zeit, erklärt Fabienne Truffer. Der Vollmond sei etwa gut für Gespräche. Beim Schwarzmond wäre es hingegen besser, sich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen. Auch fürs Haarschneiden oder Fensterputzen gebe es geeignete Phasen. Nach dem Mond zu leben, bringe eine gewisse Gelassenheit.
Fabiennes Tipp
«Schreibe jeden Abend auf ein Zettelchen auf, wofür du heute dankbar bist und lege es gefaltet in ein Glas. Wenn du dann einmal einen Hänger hast im Alltag, kannst du dir diese vielen Dankbarkeitsmomente durchlesen.»
Kurse auch im Internet
Ihr Wissen gibt Fabienne Truffer im Internet weiter. Heuer bietet sie einen Jahreskreis an. Dafür begleitet sie die Teilnehmerinnen ein Jahr lang alle 14 Tage zyklisch durch die Mond- und Jahreskreisfeste. Sie bringt ihnen unter anderem Rituale und Meditationen näher, und die Frauen können sich im geschützten Rahmen einer privaten Facebook-Gruppe austauschen.
Keine negativen Reaktionen erlebt
«Das Thema Mondwissen passt eigentlich ganz gut in die Landwirtschaft», sinniert Truffer. «Wir sind es gewohnt, dass es immer alles gibt: Spargeln und Erdbeeren im November. Aber das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, es widerspricht auch völlig der Energie im Jahreskreis.» Negative Reaktionen habe sie auf ihre Tätigkeit nie erhalten. «Natürlich fragen einige, ob ich wirklich daran glaube.» Aber das Thema sei heute etabliert. «Man sieht ja, wie viele Mondkalender verkauft werden.» Sie hat eine eigene Mondagenda herausgebracht.
Hund und Natur geben Kraft
Mama, Ehefrau, Geschäftsfrau und Bäuerin – Energie dafür holt sich Fabienne Truffer in der Natur, bei Spaziergängen mit ihrem Hund und beim Meditieren. Vor allem hat sie gelernt, dass man sich lieber einmal in Ruhe hinsetzt und etwas tut, das Freude bringt: Zum Beispiel eine Puppe nähen, statt Fenster zu putzen. «Man muss nicht immer 100 Prozent geben.»
Weitere Informationen: www.fabiennetruffer.com