Die Landwirtschaft braucht neue Lösungen. Davon ist Karin Hüppi Fankhauser überzeugt. In den letzten 19 Jahren hat sie zusammen mit ihrem Mann Werner den Schluchtalhof in Wädenswil ZH weiterentwickelt.

Bedenken in der Familie

Der direkte Kontakt zu ihren Kunden und Gästen ist Fankhausers wichtig. Daher setzen sie auf Direktvermarktung, jeweils freitagnachmittags in ihrem Hofladen und samstags am Marktstand.

Als Karin Hüppi Fankhauser auf den Schluchtalhof kam, war der Betrieb auf Mutterkuhhaltung, Ackerbau und Obstbau ausgerichtet. «Die anderen Betriebszweige kamen nach und nach hinzu», erklärt sie. Am Anfang stand die Übernahme eines Bio-Marktstandes in Wädenswil im Jahr 2002, woraufhin Fankhausers auf Bio umstellten. «Mein Schwiegervater hatte Bedenken», erinnert sich die Bäuerin. Er meinte, dass man die Obstbäume gleich ausreissen könnte und auf dem Acker werde es nur noch Unkraut geben. «Unterdessen ist der Ackerbau vielfältiger geworden und Fankhauser Senior pflegt die Obstanlage aus Überzeugung biologisch», erzählt sie.

Am Tanzabend getroffen

Angefangen hatten Fankhausers mit dem Verkauf von Fleisch und Obst, dann kamen die Hühner, Freilandschweine und Mutterschafe hinzu und 2005 die Gästebewirtung, die sie mit ihrer eigenen Hochzeit initiiert haben.

«Ohne Werners Routine bei der täglichen Arbeit auf dem Hof hätten wir diese Vielfalt niemals stemmen können», windet Karin Hüppi Fankhauser ihrem Mann ein Kränzchen. Dabei hatte sie ihn bei ihrem ersten Treffen an einem Tanzabend seiner Statur wegen für einen Sportartikel-verkäufer gehalten. Als sie von seinem Beruf und Betrieb erfuhr, war sie fasziniert.

Arbeitsteilung mit Vorteilen

Nach jahrelanger Arbeit im Gesundheitsbereich absolvierte sie die Bäuerinnenschule in Pfäffikon SZ. Das Paar hat eine klare Arbeitsteilung. «Das erleichtert das Zusammenspiel», erklärt Karin Hüppi Fankhauser. Die Arbeit mit grossen Tieren und Maschinen überlässt sie gerne ihrem Mann und kümmert sich selbst um den Gästebereich, um Schule auf dem Bauernhof, Buchhaltung, Organisation und Haushalt.

 

Karins Tipp

Wöchentlich etwas für sich tun und sich diesen Termin im Kalender konsequent freihalten. Karin Hüppi Fankhauser geht seit zehn Jahren jeden Dienstagabend ins Yoga. «Das ist mein Ankerpunkt», erklärt sie. Sie lüftet auch gerne ihren Kopf bei zügigen Spaziergängen über den Wädenswiler Berg.

 

Aus dem eigenen Urdinkel und Emmer, der in einer nahen Mühle gemahlen wird, backt sie Brot für den Markt. Seit letztem Jahr auch einen Urdinkel-Butterzopf mit Unterstützung von zwei engagierten jungen Frauen aus der Transition-Town-Bewegung in Wädenswil. Das ist eine bunte Gruppe von Leuten, die sich dafür einsetzen, die Stadt auf Nachhaltigkeit auszurichten. Den Austausch mit der Transition-Bewegung schätzt die Biobäuerin sehr.

Nicht weiter so

Die verschiedenen Standbeine reduzieren das Betriebsrisiko, machen den Arbeitsalltag abwechslungsreich und erhöhen die betriebliche Wertschöpfung. «So wie in den letzten zwei Jahren kann es aber nicht weitergehen», resümiert Karin Hüppi Fankhauser. «Wir suchen neue Wege für unseren Betrieb, die uns zeitlich und in der Verantwortung entlasten und wo unsere Stärken noch mehr zum Tragen kommen können.» Zurzeit arbeitet ein eritreischer Bauer mit, zu dem der Kontakt über Transition Town entstanden ist. «Langfristig wünschen wir uns jemanden, der selbstständig den Betriebszweig der Mutterkühe und den Futterbau führt und sich vielleicht in einem anderen Projekt auf dem Hof einbringen mag.» Dabei seien sie auch offen für neue Ideen.

Winterpause schafft Raum 

Im Moment ist es ruhiger auf dem Schluchtalhof. Von Weihnachten bis Ende März machen Fankhausers Marktpause, es werden keine Schulklassen über den Betrieb geführt und im Hoflokal finden in den Wintermonaten wenige Anlässe statt. Auf diese Weise schaffen sie sich bewusst Zeit zum Denken und um ihre Ideen weiterzuentwickeln. Das neueste Projekt mit der Transition-Town-Initiative ist eine zentrale Ladenfläche in Wädenswil, die sie zusammen mit einem Gemüse- und einem Milchproduzenten aus der Region beliefern möchten.

Viele Visionen zur Entlastung der Bauern

Zusammenarbeiten zum gegenseitigen Vorteil, darin sieht Karin Hüppi Fankhauser grosse Chancen für die Landwirtschaft. «Blacken stechen, Obstbäume schneiden oder Äpfel auflesen – es gibt immer viel Arbeit auf einem Betrieb und damit Potenzial, die Bauern zu entlasten». Ihr schwebt ein Pool von Interessierten vor, die unkompliziert dafür angefragt werden könnten. An Visionen mangelt es der Biobäuerin nicht: Ein zentrales Büro, das die Landwirtschaft in der Administration unterstützen kann, eine Verarbeitungsküche, die für verschiedene Produzenten trocknet, sterilisiert, abfüllt und etikettiert oder die Planung eines lokalen Transportdienstes. Karin Hüppi Fankhausers Ideenliste ist lang.

Konsumenten aufklären ist nötig

Damit die Vorteile einer lokalen nachhaltigen Produktion und einer passenden Vermarktung Erfolg haben, braucht es Konsumenten, die verstehen, welche Macht sie mit dem Füllen ihres Einkaufskorbes ausüben. Es braucht Aufklärungsarbeit, ist die Biobäuerin überzeugt. Daher planen sie und die Transition-Bewegung in der Lokalzeitung Artikel, die auf ihre Projekte und Anliegen aufmerksam machen. Zur Sichtbarkeit beitragen soll auch das Label «Total Lokal», eine weitere Initiative, die unter anderem mit einem lokalen Einkaufsführer zur Steigerung der lokalen Wertschöpfung bei-tragen möchte. So werden in der Bäckerei Gantner bereits zwei Brote aus Fankhausers Mehl gebacken und mit dem „Total Lokal“-Label ausgezeichnet zum Kauf angeboten.