«Wir wohnen hier einfach wunderschön.» Corinne Rentsch lacht mit der Sonne um die Wette. Wer den Blick vom Hof der Familie Rentsch oberhalb von Murten FR hinunter auf die Ringmauer der Altstadt und den See schweifen lässt, kann der Bäuerin nur beipflichten. Lachen gehört zu ihrer Lebensphilosophie. «Mir ist es wichtig, viel miteinander zu lachen», betont sie. Und mit Kindern im Haus gebe es täglich was zu lachen. Wegen der Pandemie-Vorschriften findet das Gespräch draussen vor dem Bauernhaus mit Blick auf den See statt. Corinne Rentsch erzählt aus ihrem Leben, wie ihr Alltag aussieht. Auf dem Hof herrscht derweil reger Betrieb. Im Verpackungsraum nebenan werden Lebensmittelboxen gefüllt. Ab und zu wird die Bäuerin von den Kindern Felix (10) und Tina (8) unterbrochen, welche die Besucherin neugierig beäugen kommen. Auch Ehemann Bernhard muss kurz eine organisatorische Frage mit seiner Frau klären.

Gemüse im Abo verkaufen

Die Familie Rentsch betreibt in Murten einen Betrieb mit Milchwirtschaft in einer Tierhaltergemeinschaft (THG) sowie Acker-, Obst- und etwas Gemüsebau. Die Milch wird an Elsa geliefert, Obst und Gemüse selbst vermarktet. Rentschs bieten Gemüseboxen mit eigenen Produkten und solchen von anderen Betrieben der Umgebung im Abo an, die freitags an die Kunden im Umkreis von rund 15 Kilometern rund um Murten geliefert werden. Die Kunden können je nach Saison gefüllte Obst- oder Gemüseboxen bestellen oder individuell eine Box zusammenzustellen.

Zunahme der Bestellungen

Die ganze Administration erfordert viel Zeit. Ihr erlernter Beruf als Kauffrau kommt Corinne Rentsch dabei sehr zu gute. Beim Befüllen hilft die ganze Familie mit. Während bislang die Lieferungen durch Corinne Rentsch und Schwiegervater Fritz erledigt werden konnten, braucht es neuerdings eine weitere Person, um alle Boxen zu liefern. Die Familie ist ausserdem normalerweise von Ende März bis Weihnachten immer samstags am Markt in Murten vertreten. Etwas, das Corinne Rentsch jetzt fehlt, da sie den Kontakt zu den Kunden sehr schätzt. Etwas ganz Besonderes sei immer der erste Markt im Jahr. Die Bäuerin spürt da die Freude der Kunden, sie wieder mit ihren Produkten zu sehen.

Alles unter einen Hut packen

Auf dem Hof gibt es ausserdem eine kleine Ferienwohnung für Gäste, die besonders im Sommer gut gebucht ist. Zudem arbeitet Corinne Rentsch an zwei Tagen im Büro der Krebsliga Schweiz, jetzt aber im Homeoffice. Auch wenn die Schwiegereltern Fritz und Frieda sehr viel mithelfen und unterstützen, bedeutet das eine Menge Arbeit. Zumal die Kinder nun auch den ganzen Tag zu Hause sind und da lernen müssen. Die Bäuerin gesteht: «Ich finde es im Moment nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Ich kann mir morgens eine gewisse Zeit nehmen, um mit den Kindern zu lernen. Das muss reichen.» Ab und zu müssen die Kinder etwas mithelfen, sich auch mal selbst beschäftigen oder Papa Bernhard begleiten.

 

Corinnes Tipp

«Zum Fensterputzen verwende ich Wasser, gebe einen kleinen Spritzer Hara-Reiniger und einen Gutsch Essig dazu», verrät Corinne Rentsch ihr Geheimnis für streifenfreie Fensterscheiben. Denn das sei besonders bei der Ferienwohnung, welche die Familie an Gäste vermietet, sehr wichtig. Das Putzwasser trägt sie mit einem Schwamm auf und zieht es mit dem Schaber wieder ab. Bei Bedarf wird mit einem Mikrofasertuch nachpoliert. 

 

Das Bauern unterschätzt

Aufgewachsen im Nachbardorf in einem Einfamilienhausquartier hatte Corinne Rentsch von Landwirtschaft keine Ahnung. «Ja, ja, das bisschen Bauern», habe sie gedacht, bevor sie auf den Hof kam. Sie hat die Landwirtschaft gewaltig unterschätzt. Das Leben auf dem Betrieb war zunächst für die junge Frau ungewohnt und kompliziert. Sie, die gerne alles geordnet und gut durchgeplant hatte, musste plötzlich Flexibilität lernen. Mit den Jahren ist sie in die Arbeit reingewachsen und schätzt heute die Arbeit mit der Natur sehr.

Direktverkauf und Gäste

Im Jahr 2002 hatten die Schwiegereltern begonnen, Schlafen im Stroh anzubieten, was sehr erfolgreich war. Auch der Direktverkauf am Märit und einen Hofladen betrieben die Schwiegereltern. 2004 gründeten dann Rentschs senior und Sohn Bernhard mit einem Berufskollegen die THG und bauten einen gemeinsamen Stall. 2009 haben Corinne und Bernhard Rentsch den Betrieb von Fritz und Frieda Rentsch übernommen. Die junge Generation erkannte dann in einem absolvierten Kurs, dass ihnen die Direktvermarktung mehr liegt und die Bäuerin ihre Kompetenzen aus der kaufmännischen Ausbildung besser nutzen kann, als beim Betriebszweig Schlafen im Stroh. So kam es, dass das Angebot mit den Boxen aufgezogen wurde. Corinne Rentsch und ihr Mann liessen sich und den Schwiegereltern aber Zeit, mit der Umstellung.

Planung und Gespräche

Alles wurde gut durchdacht. Ganz wichtig waren ihnen auch die Gespräche unter den beiden Generationen, erzählt Corinne Rentsch. Einige Zeit liefen beide Angebote, Schlafen im Stroh und Gemüseboxen, gar noch parallel. Die Tierhaltergemeinschaft wurde beibehalten. Die THG sei das Beste gewesen, das sie machen konnten, betont Corinne Rentsch. Die Arbeit mit den Tieren wird geteilt, freie Wochenenden und Ferien sind gewährleistet.

Familienleben kam zu kurz

Zwar schätzt Corinne Rentsch den Austausch mit den Gästen auf dem Hof, doch blieb durch die häufigen Gästewechsel, wie dies beim Schlafen im Stroh der Fall war, wenig Zeit fürs Familienleben. Während sie durch die THG jeden zweiten Sonntag im Stall frei haben, gab es wegen dem Frühstückservice für die Gäste und der anfallenden Aufgaben nach deren Abreise, dennoch Arbeit bis mittags. Vergangenes Jahr wurde nun die letzte Saison Schlafen im Stroh angeboten. Die Ferienwohnung wird beibehalten, da der Arbeitsaufwand überschaubar sei. Nun freut sich Corinne Rentsch darauf, sonntags mehr Familien-zeit geniessen zu können. Sie hofft, dass die Corona-Zeit bald vorbei ist, und der normale Alltag wieder einkehrt.

Weitere Informationen: www.familierentsch.ch