Sie ist ein Bauernmädchen. Naturverbunden wächst Daniela Meyer (31) auf einem Bauernhof mit Obstbau- und Muttersauhaltung im Luzerner Rottal auf. Sie hilft gerne in den Obstanlagen mit oder werkelt mit den beiden jüngeren Brüdern auf dem Hof. «Einen Bauernhaushalt führen wollte ich bestimmt nicht, das interessierte mich so wenig wie die Schule. Beides war nicht mein Ding.» Lieber wäre sie Motorradmechanikerin oder Landschaftsgärtnerin geworden. Die sportlich-schlanke Frau mit den langen, blonden Haaren und der warmen Stimme wirkt etwas zurückhaltend – sie ist kein «Hoppla, jetzt komme ich»-Typ.
Gefallen an Abwechslung und Kundenkontakt
Daniela Meyer hat schon eine Lehrstelle als Landschaftsgärtnerin, aber nach einer Schnupperlehre entschliesst sie sich für eine Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau im Landi-Markt Oberkirch. Sie ist mit Leib und Seele Verkäuferin: «Mir gefielen Abwechslung und Kundenkontakt. Und das Gefühl, dem Kunden Gutes getan zu haben, wenn er zufrieden ist.» Nach der Lehre arbeitet sie sechs Monate in einer Landi am Genfersee und übernimmt bei der Rückkehr die Co-Leitung des Landi-Marktes Triengen. In ihrer Freizeit bildet sie sichin Pflanzenschutz, Obstbaumschnitt und -pflege weiter. Die elterlichen Obstbäume liegen ihr am Herzen.
Zwei Jahre später will sie an die landwirtschaftliche Handelsschule; ein halbes Jahr Vollzeitstudium mit Internat am Strickhof in Lindau im Kanton Zürich. Sie ist stolz, Ausbildung und laufende Kosten aus ihrem Ersparten bestreiten zu können. Danach will sie nicht zurück in den Verkauf, sondern nach draussen und arbeitet bei einem Gartenbauunternehmen als Handlangerin: pflanzen und schaufeln bei Wind und Wetter, Pneulader fahren, mitkrampfen – zwei harte, aber glückliche Jahre.
Bäuerin wäre doch was
Schon länger interessieren Produktion, Logistik, Marketing und Finanzen das Mädchen, welches «nur die Realschule» absolviert hatte. Die Ausbildung zur Technischen Kauffrau würde passen. Also kündigt Daniela Meyer und meint: «Nach den Ferien weiss ich, was ich will.» Während zwei Monaten Australien bewirbt sie sich via Skype bei der Firma Andermatt Biocontrol in Grossdietwil und bekommt die Zusage noch vor ihrer Rückkehr. Sie sei manchmal über sich selber erschrocken, ob der eigenen Disziplin und des gesetzten Fokus. Sie bleibt sechs Jahre bei ihrem Bürojob, bis sie entdeckt, dass ihr etwas fehlt.
Bäuerin, das wäre vielleicht doch was? Etwas Recherche, ein Telefongespräch mit der Schulleiterin, und sie ist überzeugt. Sie kündigt einmal mehr spontan ihren Job und besucht während eines halben Jahres im Internat die Bäuerinnenschule des Bildungszentrums Wallierhof. Daniela Meyer erwirbt Basiswissen über Produktion, Selbstversorgung, den bäuerlichen Haushalt und Zeitmanagement. Die Prüfungen sind erfolgreich bestanden. Jetzt hat sie mit der Arbeit für den Fachausweis begonnen: die Vernetzung von Verarbeitung, Direktvermarktung und Haushaltführung im elterlichen Betrieb. Verfügt dieser über die Kapazität, das Angebot des Hofladens zu erweitern? Sie arbeitet auf dem Hof mit. Zusätzlich unterstützt sie in Teilzeitarbeit die Bäuerin eines Hofes in Gunzwil im Kanton Luzern. Sie sei glücklich und lerne viel für das Leben, sagt die umtriebige Frau.
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Anderen etwas Gutes tun
Auch in der Freizeit gibt Daniela Meyer Gas: Sie ist leidenschaftliche Motorradfahrerin. Bereits ihr Vater war Gründungsmitglied des Töff-Teams Grosswangen. Sie kaufte ihm sein BMW-Motorrad des Typs «S 1000 RR» ab. Seit zehn Jahren ist sie an der Motorspritze im Einsatz für die Feuerwehr. Hier blitzt es wieder durch, dieses «anderen etwas Gutes tun und selber dabei etwas lernen»; auch in ihrer langjährigenTätigkeit als Leiterin für Geräteturnen.
Daniela Meyer ist nicht nur ernsthaft, sie liebt Geselligkeit; sei es an der Fasnacht oder nach dem Skifahren und geht gerne aus. Volksmusik hat es ihr angetan, aber singen oder jodeln wie die Mutter könne sie nicht. «Lebe froh!» Das eigene Leben als Erinnerungs-Museum, in dem man Schönes und Wertvolles aufbewahren und sich später daran erfreuen kann. Dieser Satz inspiriere sie dazu, Freude weiterzugeben.
Rasch und konsequent entscheiden
Ziel und Fokus bestätigte Daniela Meier auch auf einer Enduro-Reise quer durch die Auvergne (F) mit Jacques Cornu, dem erfolgreichen Schweizer Motorradrennfahrer: Während fünf Tagen, 1000 Kilometer durch schwieriges Gelände. Wenn die Gedanken abschweiften, sei der heilsame Sturz vorprogrammiert, erklärt sie ernsthaft. Mit dieser Reise ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung, den sie auf einem Vision-Board erarbeitete hatte. Die eigene Collage aus Bildern der Ziele, Träume und Wünsche ist kraftvoll und dient ihr als Motivations- und Inspirationsquelle.
Die Zukunft zu planen, steht für Daniela Meyer noch nichtim Vordergrund. Unabhängig, spontan möchte sie bleiben, und Chancen will sie packen. Das gelte für Beziehungen und Beruf. Kommt da nicht der Verdacht auf, sie könne sich nicht entscheiden? Ihre Antwort ist klar: «Ich habe mich immer rasch und konsequent entschieden und es auch zu Ende geführt!» Man möchte anfügen «erfolgreich».
Den inneren Antrieb leben
Daniela Meyer lebt ihren inneren Antrieb. Sie wirkt aber, vielleicht auch deshalb, ausgeglichen, ruhig und lebhaft zugleich. Achtsames Denken über sich und andere, Lebensfreude und Dankbarkeit seien ihr wichtig. Sie danke jeden Abend «einen Stock weiter oben» dafür. Vermutlich sei dies Glauben, denn für sie sei nichts selbstverständlich. Sie wünscht sich, dass wir uns alle persönlich weiterentwickeln können. Daniela Meyer ist auf dem Weg, ihrem Bild laufend noch einige Puzzleteile hinzuzufügen. Möge es ihr gelingen.