In der wanderintensiven Corona-Zeit habe es mehr Meldungen über Probleme zwischen Landwirtschaft und Wandernden gegeben, sagt Ramona Fischer, Projektleiterin beim Verein Luzerner Wanderwege. Das Wanderwegenetz sei aber für die Bevölkerung zur Naherholung sehr wichtig, und eine freundliche Zusammenarbeit biete auch der Landwirtschaft Chancen, ihr Engagement zu zeigen und erlebbar zu machen.

Das bestätigt auch Willi Trüb von der Haselegg, zuständig für die Wanderwege in Entlebuch. Viele Bauern würden es positiv sehen, wenn Wanderwege bei ihrem Hof durchführen. «Das ermöglicht Kontakte, interessante Gespräche über das Tun in der Landwirtschaft und ist so eine gute Chance zur Pflege des Images und gegenseitigen Verständnisses».

Bergbetrieb am Wanderweg

Schon als Kind sei er ständig wandernd unterwegs gewesen, in Honau aufgewachsen, häufig auf dem Michelskreuz. Auch als Willi Trüb 1963 ins Entlebuch zog, sei er in der Freizeit sonntags in der Region viel gewandert. «Auf der Riseten war ich schon über 200-mal.» Als Bauer sei man deswegen noch fast ausgelacht worden.

Den Betrieb mit 20 ha LN und 12 ha Wald in der Bergzone 2 haben Willi und Vreni Trüb 2013 an den ältesten Sohn Hans verkauft. Weil dieser aber inzwischen in Engelberg durch Einheirat einen anderen Bergbetrieb führt, wird die Haselegg in Pacht vom jüngeren Bruder Beda und seiner Frau Simea bewirtschaftet. Seit 2019 biologisch mit OB-Milchkühen und Milchziegen. Daneben arbeitet der Betriebsleiter als gelernter Metzger noch auswärts. Auf dem Betrieb hilft Vater Willi Trüb noch gelegentlich mit.

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Kontrolle und Unterhalt

Daneben ist der rüstige 74-Jährige viel unterwegs, nun im Auftrag der Gemeinde und des Vereins Luzerner Wanderwege. Willi Trüb betreut seit bald zehn Jahren das 67 km grosse Entlebucher Wanderwegenetz und sorgt auch für dessen Unterhalt.

Dazu gehört die Instandstellung und Freiräumung nach Winter- oder Sturmschäden. Bei grösseren Schäden erhält er Mithilfe durch den Werkdienst der Gemeinde oder gar vom Zivilschutz. Weitere Aufgaben sind das Saubermachen und die Kontrolle der zahlreichen Wegweiser und Richtungsschilder.

Verein und Gemeinde zahlen

Für die Kontrollen der Wege und Hinweisschilder kommt der Verein Luzerner Wanderwege auf, 18 Franken wird Willi Trüb pro Stunde bezahlt. Unterhalt von Wanderwegen ist hingegen Gemeindeaufgabe, dafür bekommt er 25 Franken pro Stunde. So macht er zwei Abrechnungen, insgesamt kommen jährlich für die Wanderwegbetreuung in seinem Bezirk gegen 150 bis 200 Stunden zusammen.

Wegweiser beachten

Das Nichtbeachten von Richtungsschildern, dazu kann Willi Trüb einiges von modernen Wandernden erzählen. Stur fixiert auf ihr Smartphone und GPS, nicht realisierend, dass sie vom signalisierten Weg abgekommen sind. Häufig passiere das direkt vor seinem Haus, dort führt der Schotterweg zum Hof, während das Wanderwegzeichen eben durch die Wiese zeigt.

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Lenkung ist nötig

Die Haselegg liegt am Wanderweg Entlebuch – Feldmoos – Blattegg – Rotmoos – Schwarzenberg. Wandernde müssten geführt werden. Und sie erwarten auch schöne Aussichten. Das sollte auch bei Umlegungen berücksichtigt werden, findet Willi Trüb. Wald und Weiden dürften zwar ganzjährig begangen werden. Aber wenn Leute kreuz und quer durch die Landschaft oder hohe Wiesen und Äcker gehen, könne das schon zu Konflikten führen.

Umleitungen erwünscht

Weil vermehrt Hoferschliessungen mit befestigtem Belag erstellt wurden, mussten einige Wanderwege verlegt werden. Denn wandern im Kiesbankett neben einer Asphaltstrasse sei unerwünscht. Umlegungen gingen und gehen aber nicht immer reibungslos und seien teils recht kostenintensiv für die Strasseneigentümer, weiss Willi Trüb. Teils sei der Naturschutz nicht einverstanden, weil beispielsweise Moorgebiete tangiert sind, oder den Jägern passt ein neuer Weg im Wald wegen des Wildschutzes nicht, oder die Landeigentümer(innen) verweigern das Durchgangsrecht. So, weil vielleicht früher schlechte Erfahrungen mit Wandernden, Hundehaltern, Bikern und andern Outdoor-Liebhabern gemacht wurden.

«Es gibt eben auf beiden Seiten sture Leute.» Trüb berichtet von uneinsichtigen Wanderern, die selbst Holzschlagabsperrungen missachten oder durch hohes Gras gehen und bei Interventionen den Bauern die Direktzahlungen vorhalten.

Weniger Littering

Grundsätzlich stellt Willi Trüb fest, dass der Trend zum Wandern und Biken anhält. Mit den Wandernden habe er fast nur positive Erlebnisse, erzählt Trüb. Erstaunlich sei, wie viele junge Leute, vor allem Frauen, heute allein auf den Wegen unterwegs seien. «Die kommen offenbar hierher, um in dieser ruhigen Gegend abzuschalten.» Dieser Trend sei vor Jahren noch viel weniger ausgeprägt gewesen.

Massen von Leuten aus der Stadt seien letztes Jahr während des Lockdowns hierher gepilgert. Nun habe sich das wieder etwas beruhigt, der etwas abgelegene und strenge Weg hier sei eben recht anspruchsvoll. Erfreulich sei, dass Wandernde im Gegensatz zu früher weniger Abfall liegenlassen.

Sorgen mit Bikern

Mehr Mühe hat Willi Trüb mit manchen Bikern, vor allem mit jenen, die zu frech und fast überall rasant fahren. In steilem Gelände würden die unbefestigten Wege übermässig belastet durch das Bremsen. Das hinterlasse tiefe Rillen, die bei Regen zu Gräben werden können. Schäden an Wegen und deutlich mehr Unterhalt seien die Folge. Auf solchen schmalen, unbefestigten Bergwegen sei es manchmal lästig, wenn Biker darauf fahren. Auf breiteren eingeschotterten Wanderwegen bereite das Miteinander von Biken und Wandern weniger Mühe, zumal dies ja auch toleriert werde.